Heldentod in Afrika

Das neue deutsche Afrika-Korps hat nun seine ersten Heldentoten. Bei einem Einsatz, der nach bisher vorliegenden Angaben der Beobachtung von Kampfhandlungen am Boden diente, stürzte am Mittwoch im Norden Malis ein Helikopter der deutschen Bundeswehr ab, fing Feuer und verbrannte samt den beiden Piloten an Bord. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen der beiden Männer; das Mitgefühl mit den deutschen Politikern, die den Kriegseinsatz fern der Heimat zu verantworten haben, hält sich in Grenzen.

Viel wird jetzt palavert über Verantwortung der Ministerin oder über die technischen Mängel des Fluggeräts vom Typ »Tiger«. Alle diese Diskussionen dienen vor allem dazu, die eigentliche Problematik zu verschleiern. Zuerst sollte nämlich die Frage gestellt werden, was die deutschen Soldaten überhaupt dort im fernen Afrika zu suchen haben.

In den offiziellen Mitteilungen ist wieder die Rede von »Kampf gegen den Terror« und »Bekämpfung von Fluchtursachen«. Tatsächlich jedoch ist der Einsatz der Bundeswehr in Mali das genaue Gegenteil davon. Langjährige Erfahrungen zeigen, daß der Einsatz von bewaffneten NATO-Soldaten mit hochmoderner Kriegstechnik weder irgendwelchen Terror eindämmt oder die Ursachen dafür beseitigt, daß Menschen zu Hunderten und Tausenden die Flucht ergreifen und versuchen, sich in einer Region niederzulassen, die ihnen sicherer erscheint, für sich selbst und für ihre Kinder.

Die wirklichen Ursachen für die Massen-Flucht aus Afrika sind in erster Linie Krieg und sich verschärfende Krisen. Die vielen lokalen Kriege werden vor allem geführt von örtlichen Kriegsherren, und zwar um Land und Ressourcen. Unterschiedliche ethnische oder religiöse Zugehörigkeit der jeweiligen Kriegsgegner spielen dabei eine untergeordnete Rolle, deren Hervorhebung in den Medien dient der Verschleierung der eigentlichen Kriegsursachen.

Solange die Sowjetunion und die sozialistischen Länder Europas existierten, gab es in einer Reihe von afrikanischen Staaten ernsthafte Bemühungen um eine Entwicklung auf einem nicht-kapitalistischen Weg, um die Festigung der erlangten Unabhängigkeit von den früheren Kolonialmächten, um eine friedliche Entwicklung auch der wirtschaftlichen Selbständigkeit. Mit Beginn der letzten Dekade des vorigen Jahrhunderts wurden diese Bemühungen durch verstärkte Einmischung der USA und der EU-Länder zielstrebig zunichte gemacht. Westliche Konzerne sahen neue Möglichkeiten zur Aneignung der reichen Ressourcen, zur Ausbeutung der vorhandenen Arbeitskräfte und zur Beherrschung der dortigen Märkte. Wo das nicht sofort möglich war, wurden unbotmäßige Führungskräfte durch Lakaien des Westens ersetzt. Das Ergebnis ist heute deutlich zu erkennen.

In Mali soll die deutsche Bundeswehr offiziell die französischen Verbündeten entlasten, deren Truppen auch in anderen afrikanischen Ländern beschäftigt sind. In Wirklichkeit entspricht der deutsche Militäreinsatz aber genau den Interessen der deutschen EU-Führungsmacht, ihre dominierende Position jetzt auch in Afrika auszubauen.

Ja, auch die beiden gefallenen Piloten wurden über den Sinn ihres Einsatzes belogen, genauso wie ihre rund 900 Kameraden, die unter afrikanischer Sonne »die Sicherheit Deutschlands verteidigen«. Und es ist nicht sehr weit hergeholt, in diesem Zusammenhang auch an andere Militäreinsätze im Ausland zu erinnern, wie zum Beispiel an der Westgrenze Rußlands in Litauen, wo nun auch luxemburgische Soldaten unter deutschem Kommando Krieg spielen üben dürfen.

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek / RedGlobe