Roma halten Hamburger Michel besetzt

Roma vor dem Michel in Hamburg. Foto: Romano Jekipe Ano HamburgDie Gruppe »Romano Jekipe Ano Hamburg – Vereinigte Roma Hamburg« hält seit Donnerstagnachmittag die Kirche St. Michaelis Kirche in Hamburg, den berühmten Michel, besetzt. Sie fordert einen sofortigen Abschiebestopp in den Balkan sowie ein Bleiberecht für ihre Familien. »Über 20 Familien haben von der Ausländerbehörde einen Bescheid für ihre Abschiebung nach Serbien, Mazedonien, Bosnien-Herzegowina und in den Kosovo innerhalb der nächsten Woche bekommen. Als letztes Mittel, um nicht in eine Situation von Verfolgung, Diskriminierung und Elend abgeschoben zu werden, haben wir die Sankt-Michaelis-Kirche besetzt. Unsere Forderung ist der sofortige Abschiebestopp für die Familien in den Balkan und ein Bleiberecht. Wir werden den Michel so lange besetzen, bis wir unser Ziel erreicht haben«, erklärte Romana Schneider als Sprecherin der Gruppe. »Nach ersten Verhandlungen mit der Kirche wurde uns eine vorläufige Unterstützung bis Sonntag zugesagt. Zudem hat die Kirche angeboten Kontakt mit der Ausländerbehörde aufzunehmen«, ergänzt Romano Schmidt vom bundesweiten Romanetzwerk »alle bleiben!«.

Zu den Gründen der Aktion erläutert Romano Schmidt: »Die sogenannten ›sicheren Herkunftsländer‹ sind nicht sicher für uns Roma. Es herrscht ein gefährlicher Mix aus Rassismus aus den Bevölkerungsmehrheiten und den staatlichen Institutionen. Der Zugang zu Arbeitsplätzen, Bildung und zur Gesundheitsversorgung ist weitestgehend versperrt. Es trifft also genau das zu, was im Asylverfahrensgesetz unter den Paragraphen 3a und 3b als strukturelle Diskriminierung beschrieben ist. Zusammengenommen ist die Ausgrenzung lebensbedrohlich, vor allem für Kinder und alte Menschen. Diese bekannten Fakten ignorieren politische Verantwortliche in der Ausländerbehörde, der Hamburger Bürgerschaft und der Justiz.«

»Auch wegen der Geschichte von Verfolgung und Ermordung von Roma durch Nazideutschland, darf die BRD nicht so tun, als seien wir ein Problem, das es loswerden muss«, fordert Romana Schneider und fügt an: »Es darf keine Spaltung in ›gute‹ und ›schlechte‹ Flüchtlinge nach Herkunftsstaat geben! Unsere Fluchtgründe müssen wirklich geprüft und nicht pauschal geleugnet werden!«

Unterstützt wird die Gruppe unter anderem vom bundesweiten Netzwerk »alle bleiben!«, dem Flüchtlingsrat Hamburg, dem Hamburger Bündnis »Recht auf Stadt – never mind the papers!« sowie Einzelpersonen wie Esther Bejarano (Vorsitzende des Internationalen Auschwitz Komitees), Cornelia Kerth (Bundesvorsitzende der VVN-BdA) und Norman Paech (Völkerrechtler).

Quellen: Romano Jekipe Ano Hamburg, alle bleiben! / RedGlobe