Weltfriedenstag

»Seit 5 Uhr 54 wird zurückgeschossen«. Mit dieser Lüge, verkündet von Adolf Hitler im »Großdeutschen Rundfunk« am 1. September 1939, begann vor 80 Jahren der Zweite Weltkrieg. Unmittelbar davor hatten Angehörige der SS und des faschistischen Sicherheitsdienstes (SD) einen Angriff auf den deutschen Rundfunksender Gleiwitz vorgetäuscht. Um die Hinterhältigkeit der angeblich polnischen Angreifer zu demonstrieren, ließen sie einen polnischen Häftling tot in den Senderäumen zurück.

Obwohl diese Aktion »unter falscher Flagge« in den folgenden Jahren – wohl wegen der Offensichtlichkeit der Irreführung – eher in Vergessenheit geriet, diente der »Überfall auf den Sender Gleiwitz« den Nazis zunächst als Begründung für den Angriff auf Polen. Anderthalb Millionen Soldaten marschierten in Polen ein, und wenige Monate später folgten die Angriffe auf Frankreich und die Benelux-Staaten.

Heute ist in den bürgerlichen Medien zumeist von einem »Ausbruch des Krieges« die Rede – eine der vielen Lügen im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg, seinen Ursachen, seinem Verlauf und seinem Ende. Denn dieser Krieg ist nicht »ausgebrochen«, er wurde von langer Hand geplant und vorbereitet. Die Absichten der Führungsclique der deutschen Faschisten, unterstützt und finanziert vom deutschen Großkapital, waren sein Jahren erkennbar. Die deutschen Kommunisten hatten lange vor 1939 gewarnt: »Wer Hitler wählt, wählt den Krieg!«.

Begünstigt wurden die Welteroberungspläne auch durch die Politik der westlichen Mächte, die schon während des Spanischen Krieges lieber wegschauten und den spanischen, deutschen und italienischen Faschisten freie Hand ließen bei ihrem Krieg gegen die Spanische Republik. Mit dem Münchner Abkommen 1938 opferten sie den Nazis den am meisten industrialisierten Teil der Tschechoslowakei. In der Hoffnung, die deutschen Aggressionsgelüste in Richtung Osten, gegen die Sowjetunion zu lenken, schlossen sie Verträge mit Hitler und Mussolini. Auch am 1. September 1939 verhielten sie sich abwartend, ungeachtet gültiger Beistandsverträge mit Polen.

Die weitere Geschichte ist bekannt. Der Überfall auf die Sowjetunion zwei Jahre später leitete den Anfang vom Ende des Krieges ein, und die Rote Armee, mit ihren Soldaten aus allen Teilen der Sowjetunion, brach schließlich Hitler das Genick, wie es der KPD-Vorsitzende Ernst Thälmann 1941 im Gefängnis vorausgesagt hatte.

Der 1. September sollte also heute mehr sein als ein »Weltkriegsgedenken«, wie es die Anführer der heutigen kapitalistischen Staaten gerne sehen. Nicht umsonst wurde der Tag im Jahre 1946 in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschland, der späteren DDR, als Weltfriedenstag begangen, ein Tag der Mahnung, daß von deutschem Boden nie wieder Krieg ausgehen sollte, ein Tag, an dem die Täter samt ihren Profitinteressen eindeutig bei ihren Namen genannt wurden. Und der Weltfriedenstag war in der DDR und darüber hinaus stets mehr als ein »Antikriegstag«, denn er mahnte, daß das Eintreten und der Kampf für den Frieden weit mehr ist als das Bemühen um die Verhinderung von Kriegen, nämlich auch der Kampf gegen grenzenloses kapitalistisches Profitstreben.

Und schließlich muß uns der Weltfriedenstag eindringliche Mahnung sein, daß die erste und wichtigste Voraussetzung für Frieden eine allgemeine Abrüstung sein muß, zuallererst die Abschaffung aller atomaren und sonstigen Massenvernichtungswaffen.

Uli Brockmeyer

Quelle:

Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek