»Linksunten Indymedia« kündigt Rückkehr an

Trotz seiner markigen Worte ist es Bundesinnenminister Thomas de Maizière mit dem gestrigen Verbot der Internetseite linksunten.indymedia.org offenbar nicht gelungen, die Kontrolle über das linke Portal zu gewinnen. Nachdem auf der Seite gestern zunächst nur der Hinweis zu sehen war, dass man derzeit offline sei, heißt es heute unter der verbotenen Adresse: »Wir sind bald wieder zurück…«

Begleitet wird die kurze Ankündigung mit Auszügen aus der »Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace« von John Perry Barlow. Diese »Declaration of the Independence of Cyberspace« gilt als einer der bis heute einflussreichsten Artikel über die Legitimität staatlicher Kontrolle im Internet. Barlow veröffentlichte ihn am 8. Februar 1996 aus Anlass des »Telecommunications Act« in den USA und richtete sich gegen die Möglichkeit einer Zensur im Internet. Der vollständige Artikel ist in deutscher Übersetzung bei Telepolis zu finden (Hier klicken).

Zudem setzten die anonymen Verfasser der Ankündigung auf »Linksunten Indymedia« ein Foto von Barbara Streisand auf die Seite, eine Anspielung auf den »Streisand-Effekt«. Die Schauspielerin hatte 2003 den Fotografen Kenneth Adelman und die Website Pictopia erfolglos auf 50 Millionen US-Dollar verklagt, weil auf der Internetseite – zwischen Tausenden anderen Fotos – eine Luftaufnahme ihres Hauses zu finden war. Adelmann erklärte, er habe lediglich den Strand vor dem Haus abbilden wollen. Für Streisand hatte ihre Klage nicht den Effekt, ihre Privatsphäre zu schützen, sondern erreichte das Gegenteil: Sie stellte erst die Verbindung zwischen sich und dem abgebildeten Gebäude her. Prompt verbreitete sich die Aufnahme »viral« im Netz. Seither wird es als »Streisand-Effekt« bezeichnet, wenn der Versuch, eine unliebsame Information im Internet zu unterdrücken, so viel öffentliche Aufmerksamkeit nach sich zieht, dass die attackierte Information einem noch größeren Personenkreis bekannt wird.

Tatsächlich dürfte de Maizière durch sein Verbot zunächst erreicht haben, dass Millionen Menschen auf die Seite aufmerksam gemacht wurden. Sollte es den Betreibern tatsächlich gelingen, ihr Angebot wieder online zu stellen, dürfte das ein Fiasko für den Innenminister sein. Die Chancen dafür stehen gut, denn »Linksunten« war Bestandteil des globalen »Indymedia«-Netzwerks, das vor allem in den USA, aber auch in der Türkei, Katalonien, Neuseeland und vielen anderen Ländern aktiv ist – auch wenn die Hochzeiten des Anfang der 2000er Jahre nach den globalisierungskritischen Protesten in Seattle entstandenen Netzwerks längst vorbei sind.

Quellen: linksunten.indymedia.org, Wikipedia, Telepolis / RedGlobe