junge Welt veröffentlicht grafischen Nachlass von F. W. Bernstein

Der im Dezember vergangenen Jahres verstorbene Dichter, Satiriker und Grafiker F. W. Bernstein hat, neben seinem bekannten Werk, eine riesige Sammlung an bislang unveröffentlichten Zeichnungen aus seiner Hand hinterlassen. Dies meldet die Tageszeitung junge Welt in ihrer Samstagausgabe. Bernstein hat so ein zweites, der Öffentlichkeit bislang völlig unbekanntes Werk geschaffen, das mehr als zehntausend Skizzen und Grafiken in 506 Arbeitsjournalen umfasst. Die junge Welt hat diese Journale erstmals komplett gesichtet.

Mit freundlicher Genehmigung Sabine Weigles, der Witwe Bernsteins, haben Feuilletonredakteure der jungen Welt seit April dieses Jahres in bislang 20 Arbeitssitzungen bereits viele dieser Skizzen digitalisiert.

F. W. Bernstein, das stille Genie der »Neuen Frankfurter Schule«, aus der 1979 das Satiremagazin »Titanic« hervorgegangen ist, hat seit seiner Jugend bei jeder Gelegenheit Skizzen- und Notizbücher gefüllt. Es sind Blätter von abgründigem Humor, großer Lakonie und meisterhaftem Minimalismus. Bernstein, der von 1984 bis 1999 als Professor für Karikatur an der Hochschule der Künste in Berlin wirkte, hatte sich zu Lebzeiten nie an eine Veröffentlichung dieser Zeichnungen gemacht.

Dutzendfach hat Bernstein, der am 20. Dezember 2018 im Alter von 80 Jahren verstarb, in den Büchern Freunde wie Eckhard Henscheid, Wiglaf Droste oder Manfred »Bofi« Bofinger porträtiert. Und manches Großereignis eingefangen: »Noch keine hundert Jahr ists her / da ist die Mauer gefallen / und die Erde ward wüst und leer«, heißt es beispielsweise auf einem Blatt mit dem Titel »Als die Mauer fiel – eine lange Ballade« aus dem Frühjahr 1993.

Mit den Arbeitsjournalen verfolgte Bernstein seinen Leitspruch: »Jeden Tag grafische Gymnastik«. So sind über die Jahrzehnte viele Kunstwerke entstanden, die kaum vielgestaltiger sein könnten. Das liegt auch an der Wahl der Zeichenwerkzeuge: Bei aller Liebe zum Füller brachte es Bernstein auch mit Buntstiften, Tusche oder Wolle zu einiger Meisterschaft.

Die junge Welt wird ab 26. Oktober für alle Freunde der Kunst F. W. Bernsteins einen ausgewählten Teil dieses bislang unveröffentlichten Werks erstmals drucken. Die Zeitung hat sich für eine außergewöhnliche Editionsform entschieden und wird genau ein Jahr lang an jedem Erscheinungstag ein Werk aus dem grafischen Nachlass von F. W. Bernstein veröffentlichen – 300 exklusive Grafiken.

Quelle:

Pressemitteilung der Tageszeitung junge Welt