ver.di ruft Flugbegleiterinnen bei Ryanair zum Streik auf

Billig auf dem Rücken der Beschäftigten, das darf nicht sein. Um mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen für die Flugbegleiter/innen bei Ryanair zu erreichen, hat ver.di am Mittwoch, 12. September 2018, zum ganztägigen Streik an allen deutschen Standorten aufgerufen. Die Gewerkschaft rechnet mit einer hohen Streikbeteiligung. In den letzten Monaten sind immer mehr Ryanair-Beschäftigte bei ver.di Mitglied geworden, denn ihre Arbeitsbedingungen sind außerordentlich mies und der Arbeitgeber bewegt sich nicht. „Wir sind mit unseren Forderungen noch nicht einmal beim Niveau anderer Billiganbieter“, sagte ver.di-Verhandlungsführerin Mira Neumaier und: „Ein erster Schritt wären erst einmal gesicherte Einkommen.”

Die Billigfluglinie erkennt ver.di inzwischen als Gewerkschaft an. Doch ersten beiden Verhandlungsrunden für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Lohn haben nicht die gewünschten Verbesserungen gebracht. Die Arbeitsbedingungen sind nach wie vor katastrophal. Wer auffällt, müsse mit heftigen Sanktionen rechnen, werde nach Dublin zitiert oder kurzfristig in ein anderes Land versetzt, sagte Christine Behle, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand. Europaweit hat das Unternehmen 8.000 Flugbegleiterinnen und -begleiter, davon rund 1.000 in Deutschland und davon wiederum 700 Leiharbeiter/innen mit noch schlechteren Bedingungen, mit befristeten Arbeitserträgen, mit Kettenverträgen.

Wenn am Mittwoch gestreikt wird, dann müssen die Beschäftigten mit Druck von oben rechnen, denn das sind die üblichen Umgangsformen bei Ryanair. Und deshalb ist die Gewerkschaft vor Ort, um die Beschäftigten zu unterstützen. „Wir sind als Gewerkschaft mit großer Zahl an allen Standorten, das heißt mit aktiven Gewerkschaftern, die mit den Beschäftigten reden und ihnen Mut machen, wenn sie von Ryanair unter Druck gesetzt werden“, kündigte Behle an. Die zwölf Basen befinden sich in Deutschland in Berlin Schönefeld und in Tegel, in Frankfurt am Main, Frankfurt Hahn, Köln, Düsseldorf, Weeze, Hamburg, Bremen, Nürnberg, Memmingen und Baden-Baden. Die Gewerkschaft ver.di rechnet damit, dass etwas mehr als 300 Flüge deutschlandweit von dem Streik betroffen sein werden. „Das ist unser erster Warnstreik, wir wollen dass sich der Arbeitgeber bewegt“, sagte Christine Behle.

In der ersten Verhandlungsrunde hatte Ryanair zwar zugesagt, nationale Verträge abschließen zu wollen, hatte dies aber erst zum Jahr 2022 in Aussicht gestellt. Zudem fordert ver.di die Einführung von Betriebsräten, was die Fluggesellschaft mit der Begründung ablehnt, dass sie bereits mit ver.di verhandelt. Auch die bislang angebotenen Entgelterhöhungen reichen längst nicht aus. Sie bedeuten 41 Euro brutto mehr im Monat. Das sei völlig indiskutabel, sagte ver.di-Verhandlungsführerin Mira Neumaier. Aktuell hätten die Beschäftigten ein Basisgehalt ab 800 Euro bei Vollzeit. Und das sei im Vergleich zum Billiganbieter Easy Jet bei vergleichbaren Positionen noch um 1.000 Euro brutto niedriger. Hinzu kommen sogenannte Freistellungen aufgrund von saisonalen Schwankungen an einzelnen Basen oder weniger Flugstunden. „Die Gehälter der Flugbegleiter/innen bei Ryanair sind so niedrig, dass sie nicht ausreichen, um einen auskömmlichen Lebensstandard zu sichern“, sagte Christine Behle. Hinzu kommt der massive Druck auf die Beschäftigten wie Abmahnungen, Entfristungen, Versetzungen, Einschüchterungen, Disziplinarandrohungen bis hin zur Drohung mit Kündigung.

Die Beschäftigten können morgen zeigen, dass Druck und Gegenwind auch aus der anderen Richtung kommen können.

Quelle:

ver.di