Varoufakis tritt zurück: »Die Abscheu der Gläubiger mit Stolz tragen«

Yanis Varoufakis. Foto: Jörg Rüger / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)Nur Stunden nach dem klaren Erfolg des »Nein« beim griechischen Referendum über die Kürzungsforderungen der Troika aus EU, IWF und EZB ist der griechische Finanzminister und bisherige Verhandlungsführer Athens, Yanis Varoufakis, überraschend zurückgetreten. Wie die staatliche Nachrichtenagentur ANA-MPA mitteilte, wolle er damit Ministerpräsident Alexis Tsipras die neuen Verhandlungen mit den Gläubigern erleichtern. In einem Nebensatz deutet Varoufakis an, dass Tsipras offenbar den Abgang seines international bekanntesten Ministers als hilfreich ansieht, um mit der Troika doch noch zu einem Abkommen zu gelangen, das »weniger Austerität« beinhaltet – von einem vollen Ende der Kürzungen ist keine Rede mehr.

Wir dokumentieren nachstehend in eigener Übersetzung aus dem Englischen die kurze Erklärung, die der vor allem bei deutschen Politikern und Massenmedien verhasste Politiker am Montagmorgen auf seinem Blog veröffentlicht hat.

»Das Referendum vom 5. Juli wird in die Geschichte eingehen als ein einzigartiger Moment, in dem sich eine kleine europäische Nation gegen die Schuldenfesseln erhoben hat.

Wie alle Kämpfe um demokratische Rechte ist auch diese historische Ablehnung des Ultimatums der Eurogruppe vom 25. Juni mit einem hohen Preis verbunden. Es ist deshalb notwendig, dass das große Kapital, das unserer Regierung aus den großartigen NEIN-Stimmen erwachsen ist, umgehend in ein JA für eine eigene Lösung investiert werden muss, in ein Abkommen, das eine Schuldenumstrukturierung, weniger Kürzungen, Umverteilung zugunsten der Bedürftigen und wirkliche Reformen beinhaltet.

Kurz nach der Verkündung der Referendumsergebnisse, wurde ich mir bewusst, dass bestimmte Eurogruppen-Teilnehmer und einzelne ›Partner‹ meine ›Abwesenheit‹ bei ihren Treffen präferieren; ein Gedanke, den der Ministerpräsident als für ihn möglicherweise hilfreich beurteilt hat, um ein Abkommen zu erreichen. Aus diesem Grund verlasse ich heute das Finanzministerium.

Ich halte meine Pflicht, Alexis Tsipras dabei zu unterstützen, das Kapital, dass uns das griechische Volk im gestrigen Referendum verliehen hat, so auszubeuten, wie er es für richtig hällt.

Und ich werde die Abscheu der Gläubiger mit Stolz tragen.

Wir als Linke wissen, wie man kollektiv handelt, ohne auf Amtsprivilegien Rücksicht zu nehmen. Ich werde Ministerpräsident Tsipras, den neuen Finanzminister und unsere Regierung voll unterstützen.

Die übermenschliche Anstrengung zu Ehren des ruhmvollen Volkes von Griechenland und das berühmte OXI (Nein), das es den Demokraten überall auf der Welt gewidmet hat, beginnt erst.«

Quellen: Varoufakis Blog, ANA-MPA / RedGlobe