Mikis Theodorakis stellt sich gegen Antikommunismus

comunistaIn einem am Montag unter der Überschrift »Über die antikommunistische Hysterie« in der bürgerlichen griechischen Tageszeitung »Ta Nea« veröffentlichten Beitrag hat sich der weltberühmte Komponist Mikis Theodorakis gegen die antikommunistischen Ausfälle gestellt, die in dieser und anderen Zeitungen im Zusammenhang mit Veranstaltungen der EU-Präsidentschaft Estlands in Tallinn neue Blüten treibt. »Mich erschreckt die antikommunistische Hysterie, die ihre Zeitung überschwemmt«, schreibt Mikis Theodorakis. »Als junger Kommunist hatte ich die Ehre, in den Reihen der Nationalen Befreiungsfront EAM für die Eroberung der Freiheit zu kämpfen. Später, in der Ära der Militärjunta, kämpfte ich in der Patriotischen Front für die Wiederherstellung der Demokratie.«

Für den Nationalismus und für die Massenmedien, die ihn vertreten, »haben alle Handlungen mit linkem Vorzeichen, und seien sie auch noch so wichtig, keine Bedeutung, egal wie sehr sie auch unserer Heimat und unserem Volk halfen und zu Ehren gereichten«, fährt der Komponist fort. »Das Einzige, was für Sie zählt, ist unsere Niederlage im Bürgerkrieg und ihr Ärger darüber, daß es die linke Ideologie noch gibt, daß sie nach so vielen Verfolgungen aktiv ist und wirkt.

Es ist wahr, wir wurden besiegt und haben uns in unsere Ecke zurückziehen müssen! Was wollen Sie sonst noch von uns? Warum streuen Sie, die Sieger, Salz in unseren Wunden? Zusammen mit unserem eigenen Blut, das entscheidend zur Eroberung der Freiheit und der Demokratie beigetragen hat, habt Ihr uns alles genommen! Staat, Regierung, Bildung, Kultur, Militär, Polizei, Banken, Presse, Fernsehen. Wir blieben in der Ecke, im Grunde wieder (wie im Bürgerkrieg) Bürger zweiter Klasse.«

Theodorakis widmet sich dann der Hetze in den bürgerlichen Medien gegen die Sowjetunion und die sowjetische Armee und fragt: »Über ihn, Stalin, den Oberbefehlshaber der Roten Armee, mit den Siegen bei Stalingrad, Moskau, Leningrad und Berlin, haben Sie nichts zu sagen? Wenn es die Rote Armee und Stalin nicht gegeben hätte, was hätten wir dann heute? Haben Sie darüber nachgedacht? Wer hätte verhindert, daß Hitler die Welt mit Tausenden von Auschwitz’ gefüllt hätte? Können Sie sich Griechenland voller Vernichtungslager vorstellen?« Die alten und neuen Anhänger der Faschisten hätten allen Grund, »sich mit Stalin und dem Kommunismus anzulegen«, schreibt er. »Weil er ihren vielgeliebten Führer besiegte, Adolf Hitler! Aber Sie hier, welchen Grund haben Sie? Ihr habt die Kommunisten wie Fliegen getötet. Mit Banden, wie die antikommunistischen Milizen von Sourlas und Vrettakos. Mit den Kriegsgerichten und 16.000 Hinrichtungen, vor allem junger Kommunisten, Jungen und Mädchen. Mit Lagern wie Makronissos, in denen 100.000 Griechen litten. Mit den Schlachthöfen der Geheimdienste, in denen mit grausamsten Methoden Tausende von Kommunisten und Kommunistinnen gefoltert wurden.

Was sind wir also alle, Verbrecher oder Opfer? Und wofür haben wir gekämpft? Haben wir nicht für Griechenland und das griechische Volk gekämpft? Kam die Militärjunta, kamen die paramilitärischen Organisationen … vielleicht aus unseren Reihen? Ganz zu schweigen von den Helfershelfern der fremden Besatzer, auf die sich die amerikanische Vormachtstellung stützte, die lebendig ist und uns – gekleidet in Memoranden und Troikas – beherrscht und an den Rand einer nationalen Katastrophe geführt hat.

Ich denke, Sie können meine Wut leicht verstehen, denn für mich, wie für viele Tausende andere, sind unser Engagement und unsere Kämpfe unter der roten Fahne die heiligste Zeit unseres Lebens, die nur ein Ziel hatte, unser Volk frei, unabhängig und glücklich zu machen.«

Quellen: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek, griechenland.net / RedGlobe