Unerwünschte Gäste: Hitler-Fans in Braunau

Gegen NazisDer ungarische Teil des internationalen gewalttätigen Neonazi-Netzwerks »Blood and Honour« plant, vom 13. bis 16. August 2015 eine Reise durch Österreich und Bayernzu Orten mit NS-Vergangenheit durchzuführen. Als erster Zwischenstopp ist am 13. August ein Besuch der Akademie der Bildenden Künste in Wien geplant – also derjenigen Universität, die im Jahr 1907 Adolf Hitler abgewiesen hatte. Bei einem Besuch des Militärmuseums im niederösterreichischen Sonntagberg wollen sich die Neonazis die Uniformen und Ausrüstung der NS-Wehrmacht ansehen. Das Tagesziel aber scheint Hitlers Geburtsstadt Braunau am Inn zu sein. Dort steht ein »Abendspaziergang« mit anschließender Übernachtung auf dem Programm der Rechten.

An den darauffolgenden Tagen wollen die »Blood & Honour«-Mitglieder noch Halt in Landshut, Nürnberg, München und Berchtesgaden machen, bevor es wieder zurück nach Budapest gehen soll.

Der Landesvorsitzende der Opfervereinigung KZ-Verband/VdA Oberösterreich, Harald Grünn, fordert die Sicherheitsbehörden zum raschen Handeln auf, um das geplante Neonazi-Treiben 70 Jahre nach der Befreiung Österreichs vom Hitlerfaschismus zu unterbinden. Der KZ-Verband/VdA unterstützt auch die Aktionen des Bündnisses »braunau gegen rechts«, das unter dem Motto »Braunau grüßt seine Gäste – Nazis grüßt es nicht« unmissverständlich klar machen will, dass Nazi-Touristen in Braunau/Inn nicht erwünscht sind.

Das Bündnis fordert die Behörden zu konsequentem Handeln auf. Die Reise des als besonders gefährlich eingestuften und in Deutschland längst verbotenen Neonazi-Netzwerks durch Österreich und Bayern müsse unter allen Umständen verhindert werden, erklärten die Antifaschisten. »Auf das Konto des weltweit agierenden ›Blood & Honour‹-Netzwerks gehen Morde, Anschläge und Überfälle. Mit ›Combat 18‹ verfügen die Neonazis sogar über einen bewaffneten Arm«, warnt der Sprecher des Bündnisses »braunau gegen rechts«, Raffael Schöberl.

»Blood and Honour« ist ein internationales Netzwerk, das es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht hat, neonazistische Musikgruppen miteinander zu koordinieren und verbotene Nazi-Propaganda zu verbreiten. Weltweit ist von bis zu 10.000 Mitgliedern auszugehen. Der Name des Netzwerks hat zudem eindeutigen Bezug auf die historische NSDAP. Die Worte »Blut und Ehre« waren auf den Fahrtenmessern der Hitlerjugend eingraviert, und die Nürnberger Rassengesetze wurden offiziell »Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre« genannt.

Empört ist das Bündnis »braunau gegen rechts« über das Schweigen der offiziellen Stadtpolitik zu den Plänen der Neonazis. Obwohl das Bündnis bereits im April eine breite Öffentlichkeit über die angekündigte Tour informiert hatte, versuchen die Verantwortlichen der Stadt Braunau das Problem ganz offensichtlich auszusitzen. »Diese unsägliche Vogel-Strauß-Politik ist bezeichnend für den Umgang der oberösterreichischen Landespolitik mit rechtsextremen Umtrieben!«, zeigt sich Schöberl verärgert.