Kahr, Klimt-Weithaler und Krotzer über Corona und die Folgen

»Viele Waren, wenig Personal – das sagt viel über den Kapitalismus im Handel.«

Viel wird derzeit über das Hamstern diskutiert. Wie sehen Sie das?

Klimt-Weithaler: Wenn der Wirtshausbetrieb runtergefahren wird und man den Menschen sagt, sie sollen möglichst zuhause bleiben, ist es klar, dass sie sich Essen und Trinken kaufen. Bei vielen ists ja auch so, dass keine Wocheneinkäufe tätigen, sondern halt jeden Tag in den Supermarkt gehen, um sich zu kaufen, was sie gerade brauchen. Wenn plötzlich alle für einen längeren Zeitraum einkaufen, ist es klar, dass ein Regal irgendwann leer ist. Die Waren sind aber schnell wieder verfügbar.

Krotzer: Es ist ja auch eine Sache der Psychologie: Wenn auf Facebook Profilbilder mit „stay the fuck home“ versehen werden und dann massenhaft Bilder von leeren Regalen herumgeistern, die Zeitungen darüber schreiben, dann kann einen das schon anstecken. Dann fahren alle gleichzeitig zu den ganz großen Supermärkten mit vielen Parkplätzen und sehen, dass viele andere auch da sind. Auch das verunsichert. In kleineren Geschäften war der Andrang zwar auch groß, aber solche Szenen haben sich nicht abgespielt.
In manchen Bereichen wird es dann ziemlich surreal – wenn zum Beispiel überall das Klopapier ausgeht.

Klimt-Weithaler: Eine Handelsangestellte hat sinngemäß gesagt: Ob die Angst, kein Klopapier zuhaus zu haben, einfach extrem ansteckend ist oder tiefer sitzt, müssen Psychologen und Psychologinnen klären. (lacht)

Kahr: Wenn man mit Verkäuferinnen spricht, hört man vor allem eines: Im Lager gibt es die Waren noch, aber den Verkäuferinnen fehlt einfach die Zeit, die Dinge wieder ins Regal einzuschlichten. Das sagt ja auch viel über den heutigen Kapitalismus: Für die großen Handelskonzerne ist es kein Problem, die Waren zur Verfügung zu stellen, aber beim Personalstand wird immer der Sparstift angesetzt. Auch im Handel ist der Arbeitsdruck schon viele Jahre enorm.

Stichwort Angst. Bei vielen Menschen herrscht auch große Unsicherheit, was ihren Arbeitsplatz betrifft.

Klimt-Weithaler: Die Arbeiterkammer hat eine gute Zusammenstellung online gestellt. Dort werden die wichtigsten Fragen beantwortet – etwa ob man vom Chef einfach heimgeschickt werden kann, wie eine Krankmeldung läuft, wenn man nicht zum Hausarzt kann oder ob man eine einvernehmliche Kündigung unterschreiben soll, wenn der Chef eine Wiederanstellung verspricht.
Wichtig ist: sobald man sich unsicher ist, einfach zu Sicherheit bei der AK anrufen!

Bürokratie abzubauen ist auch für die Menschen wichtig, die auf soziale Hilfestellungen angewiesen sind. Das wäre zum Beispiel, alle anstehenden Verlängerungen der Wohnunterstützung bis Mai zu automatisieren, um den Leuten zusätzliche Wege zu ersparen.

Kahr: Auch die Leistungen der SozialCard sollten auromatisch überwiesen werden. In so einer Situation auf der elektronischen Anmeldung zu beharren, ist alles andere als sozial. Die KPÖ hat schon öffentlich appelliert, dass Vermieter und Wohnungsgesellschaften keine Delogierungen durchziehen.

Wir rufen auch die Energie-Unternehmen auf, von Stromabschaltungen abzusehen. In Krisenzeiten sollte niemand vor die Tür gesetzt werden und niemandem die Heizung oder der Strom abgedreht werden – auch wenn sie mit der Miete oder der Stromrechnung in Verzug sind.
Sollte es dennoch Probleme geben: Der Mieternotruf der KPÖ Graz bleibt aufrecht. Bei Problemen im Bereich Wohnen wird die KPÖ weiterhin unter 0316 / 71 71 08 mit Rat und Tat zur Seite stehen. Es ist jetzt besonders wichtig, dass auf keinen Menschen vergessen wird. Darum bin ich auch für jeden, der Unterstützung braucht, am Handy unter 0664 1209700 erreichbar.

Krotzer: Der Parteienverkehr und die persönlichen Beratungen im Rathaus und im Landhaus können bis auf weiteres nicht stattfinden. Per E-Mail oder Telefon wir sind aber natürlich weiterhin für alle da, die Hilfe suchen. Persönliche Notlagen hören ja leider nicht auf, nur weil das gesellschaftliche Leben zurückgefahren wird.

Es gibt ja auch viele Menschen in Graz, die sich Lebensmittel in den Geschäften nicht ohne weiteres leisten können und etwa auf die Nahrungsmittelausgabe der Tafel des roten Kreuzes angewiesen sind. Die gibt es aber derzeit nicht! Hier muss schnell Abhilfe für die Ärmsten der Armen geschaffen werden. Durch die auch wirtschaftliche Krise werden das leider mehr werden.

Quelle:

KPÖ Steiermark / Graz