Rettet die Eingeschlossenen in Cizre!

Eines der wenigen Fotos aus dem Keller in Cizre. Foto: ANFIn der Stadt Cizîr (Cizre), das zu der Provinz Şirnex (Şırnak) gehört, kam es am 22. Januar zu einem gezielten Angriff mit Mörsergranaten auf ein Wohngebäude, in dem sich ausschließlich ZivilistInnen befunden haben. Nach dem Angriff wurden 19 der insgesamt 28 Personen schwer verletzt. Diese Personen befinden sich seither im Keller dieses Gebäudes. Sechs der Opfer sind mittlerweile an ihren Verletzungen verstorben, weil medizinische Versorgung durch türkische Sicherheitsrkräfte seit dem Angriff konsequent verhindert wird. Medizinisches Personal sowie Krankenwagen werden nicht zu den Verletzten durchgelassen. Es kann weiterhin weder jemand das Gebäude verlassen, noch kann sich jemand an das Gebäude nähern, weil die Umgebung von Scharfschützen umstellt ist, die auf jeden schießen. Die Opfer leiden derzeit akut an Wassermangel und Nahrungsknappheit. Auch die Stromleitungen im Gebäude sind gekappt. Seit der Nacht zum Samstag ist die Verbindung zu den Eingeschlossenen abgerissen.

Der Versuch der Kommunalverwaltung von Cizîr, einen Krankenwagen zu den Verletzten zu schicken, scheiterte daran, dass türkische Sicherheitsrkräfte diesen stoppten und an der Weiterfahrt hinderten. Das medizinische Personal wurde zunächst festgenommen und in die örtliche Polizeistation gebracht, später aber wieder freigelassen. Das Gebäude ist von mehreren gepanzerten Fahrzeugen umzingelt und wird in bestimmten Abständen unter schweren Maschinengewährbeschuss genommen.

Der HDP-Abgeordnete der Provinz  Şirnex (Şırnak), Faysal Sariyilidiz, teilte unterdessen die SMS-Nachrichten, die er von der eingeschlossenen Gruppe erhalten hat, über seinen Twitter-Account. In den Mitteilungen heißt es unter anderem, dass den Opfer seit zwei Tagen das Wasser so gut wie ausgegangen sei. »Ein Freund, dessen einer Arm noch unverletzt ist, hat mit einem Schraubenzieher das Wasserdepot im Keller aufgeschraubt, wo wir etwa einen Liter Wasser auffinden konnten. Mit diesem Wasser feuchten wir unsere Lippen an. Alle wimmern, keiner kann mehr reden«, heißt es in einer der Nachrichten.

Die HDP-Fraktion hat versucht, durch Gespräche die Regierung dazu zu bewegen, die Verwundeten in Cizîr herauszuholen und zu medizinisch behandeln. Obwohl Ministerpräsident Davutoglu erklärt hat, sie würden die Menschen behandeln, ist bis zur Stunde nichts geschehen. Krankenfahrzeuge, welche sich zu den Verwunderten begeben möchten, werden weiterhin durch die staatlichen Kräfte vor Ort daran gehindert.

Unterdessen befinden sich die HDP-Abgeordneten Osman Baydemir, Meral Danış Beştaş und Idris Baluken mit der Forderung nach einem Ende der Belagerung des Wohnhauses seit drei Tagen im Gebäude des türkischen Innenministeriums im Hungerstreik.

Quelle: Civaka Azad, ANF / RedGlobe