Kommandant Aleksej Markov bei Verkehrsunfall verunglückt

Ukraine

Aleksej Markov, der bekannte und beliebte Kommandeur des Prizrak-Bataillons, ist am 24. Oktober zusammen mit seiner Frau unter unklaren Umständen bei einem Verkehrsunfall verunglückt. Die Menschen in der Ostukraine, die mit ihm und durch ihn Glauben und Kraft für den Widerstand schöpften, trauern nun um einen ihrer besten Anführer und Genossen.

Die bürgerlichen Medien schreiben über den Tod eines vermeintlichen „weiteren pro-russischen Militanten“, eines „Bataillonskommandeurs der Terroristen“. Im Gegensatz dazu wollen wir das Leben und die Beweggründe dieses Revolutionärs und Freiheitskämpfers näher betrachten.

Der Gute

Aleksej Markov wurde in der Sowjetunion, in Omsk geboren. Er studierte Physik, schloss 1990 mit Bravur sein Studium ab und arbeitete bis 1994 als Kernphysiker, als Kürzungen in der Forschung ihn dazu nötigten, die Berufsbahn des Programmierers einzuschlagen. In seiner Freizeit sammelte er Tatsachenmaterial für eine von ihm gegründete Website, in der Mythen und Vorurteile über die Sowjetunion auf wissenschaftliche Art widerlegt wurden. Er lebte in Moskau, ehe der Krieg begann.

Nicht zum Krieg geboren und nicht zum Soldaten berufen, zog es Markov aus einem genuinen antikapitalistischen und kommunistisch geprägten Antifaschismus, den er, nach eigenen Worten, seiner Erziehung verdankte, in den Donbass. Ausschlaggebend dafür war der Schockfaktor nach dem faschistischen Pogrom in Odessa im Jahr 2014, wodurch Markov zur Einsicht kam, dass der Faschismus überall, wo er auftreten mag, mit allen nötigen Anstrengungen bekämpft werden muss. Im November 2014 stellte er sich der kommunistischen Freiwilligentruppe zur Verfügung.

Er rauchte nicht, trank nicht, die Soldaten respektierten seine Ausstrahlung von Ruhe, die Entschlossenheit seiner Handlungen im richtigen Moment und die aus allen Wesenszügen lesbare Menschlichkeit: Sie verliehen ihm den Beinamen Dobryj, der Gute bzw. der Gutmütige.

Auf der anderen Seite sind Menschen wie wir

Sein hoher Moralkodex ist, trotz des aufgezwungenen Krieges gegen seine Landsleute, etwa in der Einschätzung seiner Feinde erkennbar gewesen, deren Ängste und Verwirrung er zu kontextualisieren verstand: „Sie glauben, dass sie, sobald sie die Russen besiegt, sobald sie die russische Sprache verboten und alle Russen nach Russland vertrieben haben, einen höheren Lebensstandard mit den Gehältern und Renten, die es in Europa gibt, erreichen werden.

Es tut mir weh, mitansehen zu müssen, wie diese Menschen hinters Licht geführt wurden und wie westliche Drahtzieher das Blut und den Tod dieser Menschen zur Verfolgung ihrer eigenen Interessen opfern, während uns eigentlich klar ist, dass Menschen wie wir auf der anderen Seite sind. Sie mögen uns hassen, sie mögen denken, wir seien das Böse auf der Welt, aber wir können sie nicht hassen, sie sind unsere Brüder. Deshalb nennen wir diesen Krieg einen Bruderkrieg und wir wollen ihn so schnell wie möglich beenden. Und die einzige Chance, diesen Krieg zu beenden, besteht darin, die pro-faschistische Junta aus Kiew zu vertreiben“, teilte er der italienischen Zeitung l’Antidiplomatico im Jahr 2015 mit.

Sein Kampf galt nicht der Ukraine an sich, sondern der ultrarechten ukrainischen Regierung, vor der er und sein Bataillon die Menschen in seiner Heimat schützen wollte. Diese politische Stoßrichtung ging aus allen seinen Äußerungen klar hervor: „Die Ukrainer sind und werden immer unser Brudervolk sein. Obwohl die meisten Menschen, die im Donbass leben, sich selbst als Russen betrachten, haben wir nicht die Absicht, uns Russland anzuschließen. Wir sind hier, um die Zivilbevölkerung vor den ukrainischen Truppen zu verteidigen und den Ukrainern selbst zu helfen, sich ihrer zu entledigen. Das ist unser einziger Zweck.“

Den Kommunismus definierte er mit einfachen, aber prägnanten Worten: „Für mich ist der Kommunismus eine wissenschaftliche, soziale, wirtschaftliche und politische Theorie, die eine mögliche und erstrebenswerte Entwicklung der Zivilgesellschaft beschreibt. Für mich ist der Kommunismus kein Glaube wie eine Religion und auch keine blinde Hoffnung, dass jemand kommen und Gutes tun möge. Es sind konkrete Schritte, die dazu beitragen, die heutige Zivilgesellschaft zu verändern und sie auf ein höheres Niveau ihrer eigenen Entwicklung zu heben, um eine Gesellschaft zu schaffen, in der jeder Mensch sein Potenzial voll entfalten kann.“

Die Prizrak-Brigade

Die Prizrak-Brigade bestand anfänglich aus einer kleinen Gruppe um Aleksej Mozgovoj, die fest entschlossen war, den aus Kiew nach Lugansk entsandten Todesschwadronen Einhalt zu gebieten. Sie wuchs später zum heute bekannten Bataillon an und hatte zunächst keine Beinamen. Erst als von ukrainischen Medien die Nachrichten in Umlauf gebracht wurden, die Mozgovoj-Division sei durch Flugzeugbombardements niedergemetzelt worden, bald darauf aber Einheiten dieser Division wieder auftauchten (also überlebt hatten), wurde ihr von der Bevölkerung die Bezeichnung Prizrak (zu deutsch: Geist) dazugegeben, da sie den Anschein von lebenden Toten erweckten. Rasch wurde sie zu einer der bekanntesten und effizientesten, aus kommunistischen Freiwilligen bestehenden Unterabteilungen, die ihr Ziel darin sah, eine Volksmacht aufzubauen und für die Rechte der Arbeitenden zu kämpfen. Kommandeur Aleksej Mozgovoj, (Aleksej Markovs Vorgänger) wurde im Mai 2015 durch einen Terroranschlag in seinem Wagen in die Luft gesprengt.

Der erneute, noch nicht geklärte Tod des Kommandeurs hinterlässt eine tiefe Lücke im Prizrak-Bataillon. Mit Aleksej Markov geht das Beispiel einer unter allen Umständen bewahrten Menschlichkeit, die der Krieg auch in den stärksten Gemütern nur zu schnell zu verzerren weiß und ein Kommunist, der auch mit der Waffe in der Hand für seine antifaschistischen Ideale einstand.

Quellen: Don Press / L’AntiDiplomatico / KP Donetsk

Quelle:

Zeitung der Arbeit