Die neue alte FARC-EP – Die Rückkehr zum bewaffneten Kampf

Der Zweitranghöchste der FARC, Iván Márquez, der bei internen Wahlen jedoch die meisten Stimmen der FARC-Mitglieder gewinnen konnte und dessen Aufenthaltsort seit mehr als einem Jahr unbekannt ist, taucht nun in einem Video zusammen mit anderen ehemaligen Kommandierenden der ehemaligen Guerilla auf, um „eine neue Phase des bewaffneten Kampfes“ anzukündigen.

So heißt es in dem Video und in dem Kommuniqué: „Wir verkünden der Welt, dass das zweite Marquetalia unter dem Schutz des universellen Rechts begonnen hat, das allen Völkern der Welt hilft, sich gegen die Unterdrückung zu wehren. Es ist die Fortsetzung des Guerillakampfes als Reaktion auf den Verrat des Staates am Havanna-Friedensabkommen“. In Marquetalia wurde einst die FARC im Jahr 1964 geboren. Das Kommuniqué und das Video wurden auf einer neuen Seite der „neuen alten“ FARC-EP veröffentlicht, Márquez steht dort in Militäruniform mit anderen zwanzig schwer bewaffneten Personen. Er selbst trägt eine Pistole.

Unter der Webseite „farc-ep.info“, die anscheinend als offizielles Portal der neuen bewaffneten Organisation erstellt wurde, finden sich auch andere Texte und Informationen. Die neue Guerilla bleibt bei dem Namen der ehemaligen aufständischen Organisation, zu denen Márquez und auch andere gehörten, nämlich Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens FARC-EP. Neben Márquez erscheinen in dem Video unter anderem auch die ehemaligen FARC-Kommandanten wie Jesús Santrich, El Paisa und Romaña. Auch letztgenannte waren mit unbekannten Aufenthaltsort vor Monaten verschwunden.

Márquez teilt im Kommuniqué mit, dass die Entscheidung, zu den Waffen zurückzukehren, die Fortsetzung des Guerillakampfs als Reaktion auf den Verrat des Staates an dem Friedensabkommen von Havanna sei und dass sie Bündnisse mit der anderen aufständischen Organisationen, dem ELN, suchen werden. In dem Manifest heißt es außerdem, dass der Kampf nicht auf Soldaten oder Polizisten abzielt, die „die Interessen des Volkes respektieren“, sondern das Ziel die „exklusive und korrupte Oligarchie“ sein wird, die weiterhin eine Zukunft Kolumbiens verhindern.

Im Video stehen die Kommandierenden vor einem Transparent, welches auch der Titel des Kommuniqués ist: „Solange es den Willen zum Kampf gibt, besteht Hoffnung auf den Sieg“. In dem elfseitigen Kommuniqué, wird klar mit dem Friedensprozess, den die Regierung verraten hat, abgerechnet. Beispielhaft dafür stehen die 500 Morde an sozialen Aktivisten sowie die 150 Morde an ehemaligen Guerilleros, die seit Unterzeichnung des Friedensvertrages vor drei Jahren ihr Leben lassen mussten.

In diesem Sinne sagt er, dass zwar auf Entführungen mit wirtschaftlichen Zweck verzichtet werden soll, jedoch der Dialog mit Geschäftsleuten, Viehzüchtern, Kaufleuten und der reichen Bevölkerung des Landes gesucht wird, damit diese auf ihre Weise ihren Beitrag zum Fortschritt des Landes leisten. Damit dürften die Spannungen, besonders in den operativen Gebieten der FARC weiter zunehmen. Eine Verbündung mit den sogenannten dissidentischen Gruppen der 1. Front „Armando Ríos“ gilt als wahrscheinlich.

Zuletzt sorgte der Fall von Jesús Santrich für Medienwirbel, der seine Schutzeskorte und die Wiedereingliederungszone verließ und im Nachgang nicht zu Gerichtsterminen erschein. Hier munkelte man bereits, dass er Kontakt zu seinem Genossen und Freund Iván Márquez suchen wollte. Es zeigt sich nun, dass mit dieser politischen Neu-orientierung neben den bereits bestehenden „dissidentischen“ Gruppen die politische Komponente wesentlich gestärkt wird, was zuletzt den bereits bestehenden Gruppen abgesprochen wurde. Mit Márquez und Santrich sind jedoch höchst politisierte Führungspersonen in der neuen alten FARC-EP.

Quelle:

Kolumbieninfo – Widerstand in Kolumbien