Netzwerk Cuba: Yes we can!

netzwerk cubaDas Netzwerk Cuba, der Zusammenschluss zahlreiche Kuba-Solidaritätsinitiativen in der Bundesrepublik, hat zum Abschluss des Besuchs von US-Präsident Barack Obama in Havanna eine Analyse veröffentlicht, die wir nachstehend dokumentieren:

Der Besuch von US-Präsident Barack Obama in Havanna war historisch. Er kam in ein Land, das sich als Einziges von der Supermacht seit über 57 Jahren nicht unterkriegen ließ, das weiterhin seinen eigenständigen Weg geht. In manchen Äußerungen des US-Präsidenten war etwas wie Bewunderung zu hören für diese stolze Kultur eines José Martí und Fidel Castro.

Der Prozess der Annäherung, den Obama und der cubanische Staatspräsident Raúl Castro seit über einem Jahr verfolgen, ist schwierig. Doch erstmals ist es aufgrund der diplomatischen Beziehungen möglich, dass die cubanische Seite ihre zahlreichen und rechtmäßigen Forderungen gegenüber den USA offiziell und »auf Augenhöhe« vorzutragen in der Lage ist: Ende der völkerrechtswidrigen US-Blockade und der Sanktionen gegen Drittstaaten, Rückgabe von Guantanamo, Beendigung der zahlreichen Subversionen, Aufhebung der Reiseverbote und anderer Schikanen.

Obama ließ sich mit der Silhouette des Che Guevara im Hintergrund fotografieren. Er selbst hatte nichts mit dessen Tötung zu tun, aber ein früherer Präsident des Imperiums verfügte ihn. Leider entschuldigte sich Obama nicht für das Vorgehen seiner elf Vorgänger, deren Angriffe, Attentatsversuche, Subversionen, Sabotageaktionen gegen das souveräne, befreite und sozialistische Cuba. Im eigenen Land – dem Land von »Freedom & Democracy« gibt es so gut wie keine Kommunisten, Sozialisten und linke Gewerkschafter mehr. Da wurde ganze Arbeit geleistet.

Der US-Präsident sagte: »Das Schicksal Kubas wird nicht von den Vereinigten Staaten und auch von sonst keinem anderen Land entschieden, die Zukunft Kubas – es ist souverän und hat alles Recht darauf, den Stolz zu haben, den es hat – wird von den Kubanern und sonst niemandem entschieden.« Wahrscheinlich meinte Obama seine Sätze ernst. Doch er repräsentiert einen mächtigen Apparat mit äußerst destruktiven und gefährlichen Potenzia-len: NSA, CIA, DIA, Special Forces und Geheimtruppen, Cyber-War Einheiten, Söldnerheere, Drohneneinheiten, Atomwaffenarsenale, eine riesige Propagandamaschinerie, weltweit Militärstützpunkte in über 140 Staaten, seine Militärs führen Kriege in mehreren Dutzend Ländern, weitab vom »homeland«. Sie bringen selten Frieden, sondern morden und zerstören. Ein künftiger US-Präsident könnte dies unter Umständen gegen Cuba noch stärker einsetzen als bisher.

Da schütteln zwei Männer die Hände, aber an einer Hand klebt viel Blut, denn der Mann ist Chef der militärischen Supermacht, sein breites Lächeln vermag die unzähligen Morde und Zerstörungen des Imperiums nicht ungeschehen zu machen. Es ist die Hand, die Tausende von Menschen durch Kampfdrohnen ermorden lässt. Und dieser Mann fordert von Cuba Veränderungen und Einhaltung von Menschenrechten.

Obama sprach in Havanna mit einer kleinen Auswahl an Regimegegnern, von denen die meisten mit US-Geldern unterstützt werden, um die verfassungsmäßige Ordnung Cubas zu zerstören. Die Regierung Cubas ist stark genug, dieses Treffen ermöglicht zu haben. Aber weshalb hat sich Obama nicht mit den Cuban 5 getroffen, ihnen Worte der Entschuldigung überbracht, wo sie doch ungerechtfertigter Weise über 16 Jahre in US-Gefängnissen verharren mussten weil sie Angriffe gegen ihr Heimatland abwehrten, die von Florida aus geplant und ausgeübt wurden? Weshalb hat er vermieden, die Hinterbliebenen der vielen cubanischen Opfer des US-Terrors zu treffen?

Von den USA und den Mainstreammedien wird von einer beginnenden Öffnung Cubas gesprochen – was meinen sie damit nur? Cuba ist internationale bestens vernetzt und angesehen (UN-Resolutionen!), und es ist offen für alle wohlmeinenden Staaten und Organisationen, hat gute Beziehungen zu fast allen Ländern der Erde. Es geht vielmehr um eine „Öffnung“ für US-Konzerne und deren Investitionswünsche. Doch da hat Cuba eigene Standards und veranstaltet keinen Ausverkauf.

Obama kam in der Pose eines Befreiers, der zum cubanischen Volk sprach, als hätte es sich keine Regierung gewählt! Der kanadische Politikexperte Arnold August spricht daher von einem »cultural war« gegen das sozialistische Cuba: mit Dollars und dem Aufbau einer »internen Opposition« soll diese die cubanische Revolution wie ein Trojanisches Pferd von innen zerstören. Zielscheibe der USA sind auch die über 500.000 selbstständig Arbeitenden, die als »freie Unternehmer« die sozialistische Kultur Cubas unterminieren sollen und daher von der US-Politik besonders unterstützt werden.

Selbstverständlich kamen »die Menschenrechte« zur Sprache, aber nur in plumpen Klischees. Die hochrangige US-Juristin Marjorie Cohnlete hatte dazu im Vorfeld einen hochinteressanten Vergleich der Menschenrechtswirklichkeit zwischen den USA und Cuba dargestellt. Beispiel Todesstrafe: diese wird in Cuba seit vielen Jahren nicht mehr ausgesprochen oder gar ausgeführt. Demgegenüber sitzen in den USA derzeit 2.949 Menschen in den Todeszellen! Also: auch in Sachen Menschenrechte müssen die USA von Cuba lernen – insbesondere in Bezug auf soziale Menschenrechte.

Auch in Sachen »Entwicklung« kann Obama den Cubanern nichts erzählen: Cuba gehört zu den wenigen Gesellschaften, die »nachhaltig« leben, nicht maßlos, nicht zerstörerisch. Die USA hingegen verbrauchen ein mehrfaches an Rohstoffen (ökologischer Fußabdruck), das ihnen zusteht. Sie frönen einen maßlosen materiellen Lebensstil, auf Kosten anderer Völ-ker, anderer Kulturen und auf Kosten künftiger Generationen – häufig flankiert von Kriegen und Unterdrückung. Der »American way of life« ist nachweislich zerstörerisch. Die cubanische Regierung schickt Ärzte und Gesundheitspersonal in andere Länder (z.B. Ebola).

Demokratie: die politischen Führungsfiguren der USA werden von maximal einem Viertel der Bevölkerung gewählt. Aber nur, wenn zuvor Milliarden von Dollars ausgegeben worden sind und eine monatelange Medienshow durchgezogen worden ist. Das Wahlsystem in Cuba ist völlig anders geordnet, viel näher an den Bürgerinnen und Bürgern, und partizipativer aufgrund verschiedener Kanäle für Mitgestaltung.

Daher konstatieren wir: »Der begonnene Prozess der Verbesserung der Beziehungen zwischen Washington und Havanna ist ein großer politischer und diplomatischer Erfolg Cubas. Die USA müssen endlich ihre Strategie aufgeben, das souveräne sozialistische Cuba umstürzen zu wollen.« Die weltweiten Solidaritätsbewegungen fordern von den USA unter anderem, die Blockade gegen Kuba zu beenden, das von US-Militär besetzte Territorium in Guantánamo an Kuba zurückzugeben, die Programme zur Destabilisierung Kubas einzu-stellen sowie Kuba für die Folgen der Blockade und des US-Staatsterrorismus zu entschädigen.

Nein, Cuba braucht sich von den USA nicht belehren lassen! Vielmehr sollten die nördlichen Nachbarn von Cuba lernen: Leben genießen nicht auf Kosten Anderer und ohne Zerstörung.

Das NETZWERK CUBA e.V. wird mit seinen über vierzig Cuba-Solidaritätsorganisationen und den weltweiten Partnern weiterhin dem Motto folgen: Wir unterstützen das sozialistische Cuba – eine »bessere Welt ist möglich!«