Nach fast 100 Tagen Guaidó: US-Strategie scheitert

Das Schema des extremen Drucks auf die venezolanischen militärischen Einrichtungen, damit sie dem Diktat des Weißen Hauses Folge leisten und einen Staatsstreich gegen Maduro durchführen, scheint sich zu erschöpfen, ohne die erhofften Ergebnisse gebracht zu haben.

Gleichzeitig wiederholt sich das gleiche auf der politisch-regionalen Ebene, wo bereits alle Narrative gegen die Regierung Venezuelas ausgeschöpft wurden, ohne dass sich konkrete Resultate gezeigt hätten.

Caracas gerät nicht ins Schwanken. Und das ist ein Zustand, der viele anfängliche Schätzungen übertroffen hat, die an den Tischen Washingtons gemacht wurden, denn die Integrität des politischen und institutionellen Gewebes hat sich erhalten. Es gab weder massive Desertierungen noch bedeutende Meutereien im Bereich der Nationalen Bolivarischen Streitkräfte (FANB).

Gleichzeitig lassen Analysen aus verschiedenen Richtungen vermuten, dass die Möglichkeiten eines offenen Krieges gegen Venezuela immer weiter ansteigen.

Diese Ereignisse könnten auf ein Versagen Washington beim Lesen und die konsequente Fehlentwicklung ihrer Strategie gegen Venezuela hindeuten. So ist nach fast 100 Tagen des „Aufstiegs“ von Juan Guaidó in der venezolanischen Politik, dieser nicht der „Interimspräsident“ Venezuelas, sondern ihm wurden ganz im Gegenteil für 15 Jahre die Rechte aberkannt, öffentliche Ämter auszuüben und seine parlamentarische Immunität wurde von der Verfassunggebenden Versammlung aufgrund eines Antrags der Obersten Gerichtshofs aufgehoben.

Der wahrscheinliche Ursprung des Versagens der Strategie gegen Venezuela

Vor kurzem analysierte die Washington Post den Fall und wies daraufhin, dass Caracas den geoplitischen Kontext geprüft und sich über die Möglichkeiten der Intervention über offene Modalitäten informiert habe. Laut der Tageszeitung hat die Führung der venezolanischen Regierung verstanden, dass Washington mit der Drohung des offenen Krieges „bluffte“ und so verstand dies auch die venezolanische Militärführung.

„Bis jetzt hat die Kampagne praktisch keine Wirkung gehabt, was ihr vorgesehenes Ziel anging. Es gab keine bedeutenden Desertierungen venezolanischer Generäle und es gibt kein Anzeichen für irgendeine Bewegung gegen Maduro“, heißt es.

Die Hinweise auf diese Möglichkeiten entstehen aus dem großen Wissen, dass der Chavismus über seinen lokalen Gegner hatte. In der Tat stützten sich die ganzen Wetten nach der Selbstvereidigung von Juan Guaidó und der Lobbyarbeit der US-Regierung, um die „internationale“ Anerkennung zu forcieren, die er hatte, innerhalb der Grenzen des Landes darauf, dass es zu einem Riss in der Militärführung käme, um dann „einen Putsch von innen“ gegen Maduro zu fördern, als Eintrittselement für andere Absetzungsoperationen mit freundlicher Genehmigung Washingtons.

Der Chavismus hat alle diese Akte, mit denen man versuchen wollte, Aufruhr in den FANB zu schaffen, aus der Nähe verfolgt. Mit diesen in die Tiefe gehenen Mechanismen merkte man schnell, dass ein großer Teil von dem was erzählt wurde, leere Hülle war. Viele dieser Netze wurden bereits beim Aufdecken des „Blauen Putsches“ und der „Operation Verfassung“ 2014 bzw. 2018 zerschlagen.

Aus diesem Grunde griff das Narrativ des Weißen Hauses auch nicht, mit dem man die venezolanischen Militärs eindringlich zum Handeln aufrief. Genauso wenig wie die Verkündigung des „Dekrets der Amnestie“, mit dem Guaidó den venezolanischen Militärs, wenn sie sich erheben, „verzeihen“ würde. Das war der Beweis dafür, dass man an dem Putsch „von innen“ festhielt, obwohl die Bedingungen dafür nicht vorlagen.

Auf dieser Annahme baute man das Gerüst eines enormen politischen und diplomatischen Drucks auf, sowie auch die Verstärkung der wirtschaftlichen Belagerung Venezuelas, was alles zusammen einen solchen Druck erzeugen sollte, dass es zum Zusammenbruch käme. Die offene Drohung mit Krieg war in diesem Raster ein unerlässliches Beiwerk, aber eben nur ein Beiwerk.

Die Möglichkeit, dass ein Teil dieser Druckmaßnahmen von Informationen und Versprechungen der lokalen Gendarmerie der Opposition genährt wurden, konkret von der Partei Voluntad Popular, sind sehr wohl möglich, denn die Partei von Leopoldo López war in den Jahren 2014 und 2017 in Venezuela der Architekt der Gewalt, die auf ungezügelten und euphorischen Aktionen basierte.

Als Günstlinge Washingtons haben sie nun den höchsten Nutzen aus dem Umstand gemacht, dass diese Organisation den Vorsitz des venezolanischen Parlaments übernommen hat, um dessen „Führer“ die nationale Leitung zu übertragen, die anderen Parteien zur Seite zu schieben und den ersten Platz in der venezolanischen Politik zu übernehmen.

Das heißt die Sehnsüchte und fatalen Irrtümer der Berechnung gehen auf Leopoldo López und Juan Guaidó als gemeinsamen Nenner von Voluntad Popular zurück, die gestützt durch eine solide Lobby von außen und mit dem Entgegenkommen des US-State Departments gewusst haben, ihre Rolle einzusetzen, dabei aber die interne politische Struktur Venezuelas nicht berücksichtigt haben.

Das internationale Umfeld

Dabei wird auch der Zusammenbruch der Schemen der US-Außenpolitik an verschiedenen Fronten gleichzeitig deutlich. Dazu gehört, dass Europa einen Bypass schafft, um den Sanktionen gegen den Iran auszuweichen. Der Gipfel mit Nordkorea ist kläglich gescheitert und das geht auf das Konto Washingtons. Die protektionistische Politik der USA verstärkt die Spannungen mit China und das asiatische Riesenreich beschleunigt seine Neupositionierung nach dem Ausstieg der USA aus dem TransPazifik Vertrag. Das Weiße Haus konnte nicht glaubhaft machen, dass sein Eingreifen in Syrien „erfolgreich“ gewesen ist und sein Rückzug in „Würde“ stattgefunden habe.

Dazu muss man noch den Kontext der internen US-Politik sehen, wo deutlich wird, dass angesichts des internen Drucks die aktuelle Regierung einen sehr begrenzen Manövierrahmen hat.

Trump musste Fonds vom Pentagon abzweigen, um seine Mauer an der Südgrenze zu bauen und zur gleichen Zeit prahlt er mit seinem Geld und legt sich in einer plumpen Episode des internen Kampfes, der die Instanzen der Macht in den USA spaltet, mit den liberalen Eliten seines Landes an.

Anders ausgedrückt, es gibt ernsthafte Zwänge bei der US-Politik, die ihre Handhabung im Falle Venezuelas beschränkt haben, wo er in verschiedenen Bereichen auf das Gaspedal gedrückt hat, aber sich beim Drücken des Knopfes für einen offenen Krieg zurückgehalten hat.

Der Chef des Südlichen Kommandos der USA Admiral Craig Faller erklärte kürzlich Reuters gegenüber, die Ablehnung der Regierungschefs der Region zu einem Krieg in Venezuela: „Wir haben mit unseren Partner gesprochen und keiner glaubt, dass eine militarische Optien eine gute Idee ist“, erkärte Faller.

Die Erklärungen Fallers machen die regionalen Widersprüche deutlich. Die verbissene Verfolgung des Plans der Delegitimierung der Regierung Venezuelas, auf die man sich in den Monaten zuvor konzentriert hatte, lässt nach fast 100 Tagen des „Aufstiegs“ von Juan Guaidó Anzeichen des Verfalls erkennen. Die überschwänglichen Erklärungen von Iván Duque, Mauricio Macri und Jair Bolsonaro als regionale Referenzpunkte, sind angesichts der Tatsache, dass die deutsche Regierung sich entschlossen hat, den „Botschafter“ Juan Guaidós nicht anzuerkennen, unisono zurückgegangen.

Die Signale, die man in der Region Lateinamerikas und der Karibik ausmachen kann, sind die des Verschleißes angesichts der Unbeweglichkeit der venezolanischen Regierung und an diesem Punkt wird die Unhaltbarkeit von Argumenten offensichtlich, die man schon Jahre lang aufrechterhält, ohne dass der angekündigte „Ausbruch gegen Maduro“ stattgefunden hat.

Trotz allem bedeuten diese Vorfälle nicht, dass die Möglichkeiten für einen kriegerischen Konflikt söldnerischen Zuschnitts in Venezuela verschwunden wären. Außenminister Jorge Arreaza und Präsident Maduro selbst haben betont, dass es in Kolumbien einen Aufmarsch von paramilitärischen Elementen gebe, die Speerspitze einer söldnerischen Roadmap gegen die venezolanische Institutionalität sein würden, als höchster Punkt der Druckausübung gegen die militärischen Einrichtungen und als als Ausgangspunkt für eine Ausweitung des Konflikts.

Seit dem 7. März und so auch während der letzten Wochen ist Venezuela Opfer von Sabotage in großem Stil an seinem Stromnetz geworden, Aktionen, die in der Absicht durchgeführt werden, nationale Erschütterung und internes Chaos zu erzeugen. Sowohl die Anschläge gegen vitale Systeme der Landes und die beschleunigten Bedingungen für einen induzierten Kollaps bieten Gelegenheiten, einen internen Konflikt zu entfesseln. Das scheint das zu sein, auf das Washington jetzt setzt, nachdem der „Plan Guaidó“ gescheitert ist.

(entnommen aus MisiónVerdad.com)

Quelle:

Granma Internacional