Das wahre Gesicht

Am Wochenende überschlugen sich in den Medien die Nachrichten über die sensationelle »Rettung« von syrischen »Helfern« und ihren Familien. Über 800 Personen wurden quasi bei Nacht und Nebel von der israelischen Armee über die Grenze und damit »in Sicherheit« gebracht. Von einer beispiellosen humanitären Aktion wird geschwärmt, der Mut der israelischen Soldaten wird gerühmt – immerhin begaben sie sich dafür auch auf syrisches Territorium. Daß damit der Tatbestand der Verletzung der Grenze erfüllt ist, spielt keine Rolle, denn die israelische Armee ist geübt bei der illegalen Besetzung fremder Territorien. Und es wird hervorgehoben, daß etliche westliche Staaten selbstverständlich bereit sind, die tapferen Kämpfer, die in der westlichen Propaganda als »Weißhelme« große Berühmtheit erlangt hatten, ohne jegliche bürokratische Hindernisse aufzunehmen.

»Normale« Menschen, die vor Krieg, Gewalt und Not aus ihrer Heimat flüchten, werden mit immer mehr Schikanen bis hin zu militärischer Gewalt daran gehindert, überhaupt auf den europäischen Kontinent zu gelangen. Falls sie nicht elendig im Mittelmeer ertrinken, müssen sie umständliche und langwierige Prozeduren durchlaufen, bevor ihnen vielleicht (!) Asyl gewährt wird. Die »Weißhelme« jedoch werden bequem mit Reisebussen aus dem Kriegsgebiet chauffiert, per Flugzeug in europäische Staaten geflogen und erhalten unter Umgehung jeglicher Asylverfahren ein Aufenthaltsrecht.

Nun erhebt sich allerdings die Frage, vor wem eigentlich diese Leute in Sicherheit gebracht wurden. Und warum? Diese Frage wird nur indirekt beantwortet. Nachdem nämlich die reguläre syrische Armee mit Hilfe ihrer Verbündeten nun auch in der Nähe der Grenze zu Israel Stadt um Stadt und Dorf um Dorf von marodierenden bewaffneten Banden befreit, wird der Bewegungsraum recht eng für diese Leute. Diejenigen, die sich mit der Waffe in der Hand gegen die Regierung erhoben haben, müssen sich nun entweder ergeben oder werden, weitgehend entwaffnet, in andere Landesteile geschickt – wo ihnen allerdings demnächst ein ähnliches Schicksal bevorsteht.

Was aber hat das mit den »Weißhelmen« zu tun? Es handelt sich doch nach offizieller Lesart um eine Zivilschutzorganisation, damit beschäftigt, tausende Leben zu retten. Angeblich sind diese Leute politisch neutral, gehören also nicht zu einer der kriegführenden Seiten im syrischen Krieg.

Die Flucht vor der heranrückenden syrischen Armee offenbart nun jedoch vor aller Welt das wahre Gesicht dieser »Helfer«. Für Leser dieser Zeitung ist es kein Geheimnis, daß die »Weißhelme« nicht nur auf Seiten der bewaffneten Regierungsgegner stehen, sondern daß einige von ihnen sogar mit der Waffe gekämpft haben. Sie erhielten viele Millionen Dollar und Euro, vor allem aus den USA, aus Britannien und aus Deutschland, um jede Gelegenheit zu nutzen, die syrische Regierung und ihre Armee, dazu auch deren russische Verbündete, als »die Kriegsverbrecher« darzustellen. Die von den »Weißhelmen« verkündeten Lügen wurden immer wieder auch durch gefälschte Fotos und Videos untermauert, die dann von den Medien der westlichen »Demokratien« in aller Welt verbreitet wurden. Mit der Lüge, daß in Syrien ihr Leben in Gefahr sei, erweisen sie ihren Geldgebern nun zumindest einen vorläufig letzten Dienst.

Wie es mit dem angeblichen Mut dieser Leute bestellt ist, erweist sich darin, daß sie sich von Israel, einem der erklärten Feinde Syriens, vor den eigenen Landsleuten »in Sicherheit bringen« lassen. Auch darin zeigt sich ihr wahres Gesicht.

Uli Brockmeyer

Quelle:

Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek