Übernommen von Kolumbianische Kommunistische Partei (PCC):
Die Richterin 44 des Strafgerichts Bogotá, Sandra Liliana Heredia, hat den ehemaligen kolumbianischen Präsidenten Álvaro Uribe Vélez am Montag der Zeugenbestechung und des Verfahrensbetrugs für schuldig erklärt.
Zu Beginn der Anhörung sandte Heredia eine eindringliche Botschaft an das Land: „Das Warten hat ein Ende. Wir wollen Kolumbien sagen, dass Gerechtigkeit eingekehrt ist.“ Die Richterin betonte, dies sei einer der bedeutendsten Momente der jüngeren Justizgeschichte: „Das Gesetz kann nicht vor Lärm zittern, und die Gerechtigkeit kniet nicht vor der Macht nieder. Die Justiz sieht keine Namen, Positionen oder Ansehen, denn ihr Blick richtet sich ausschließlich auf die juristische Wahrheit und die ethische Pflicht, im Einklang mit Recht und Vertrauen zu entscheiden.“
Das Urteil stand am Ende eines 13 Jahre dauernden Prozesses, der geprägt war von politischen Spannungen, komplexen Beweisen und einer intensiven Debatte über die Unabhängigkeit der kolumbianischen Justiz.
Heredia ging Punkt für Punkt auf die Argumente der Verteidigung und der Anklage ein. Sie bestätigte die Gültigkeit der vom Obersten Gerichtshof im Jahr 2018 durchgeführten Abhörmaßnahmen und wies das Argument zurück, diese seien in böser Absicht durchgeführt worden. Sie erklärte, das Abhören des Telefons des ehemaligen Kongressabgeordneten Nilton Córdoba sei ein unbeabsichtigter Fehler gewesen, man habe jedoch mit „Sorgfalt und gutem Glauben“ gehandelt und die Abhörmaßnahmen nach Entdeckung des Fehlers eingestellt.
Die Richterin lehnte auch den Antrag der Verteidigung ab, alle zwischen 2018 und 2020, als der Fall noch in der Zuständigkeit des Obersten Gerichtshofs lag, gesammelten Beweise für ungültig zu erklären. Sie argumentierte, Uribes Rücktritt von seinem Senatorposten und sein Wechsel an das ordentliche Gericht hätten „erst künftige Auswirkungen“. Heredia war der Ansicht, dieser Schritt habe darauf abgezielt, den Zuständigkeitswechsel zu instrumentalisieren, um sich juristische Vorteile zu verschaffen.
Während ihrer Aussage wies die Richterin auch mehrere Aussagen der Verteidigung zurück und wies auf Widersprüche und Ungereimtheiten hin. Unter anderem wies sie die Aussagen von Enrique Pardo Hasche und einem ehemaligen Anwalt von Monsalve aufgrund fehlender Beweise für ihre Behauptungen zurück.
Gleichzeitig veröffentlichte die Ombudsstelle eine Erklärung, in der sie Respekt für die Gerichtsentscheidung und die Unabhängigkeit von Richterin Heredia forderte und daran erinnerte, dass die Justiz „nicht unter Druck gesetzt oder stigmatisiert werden dürfe“. Der kolumbianische Richterverband forderte angesichts der in den letzten Tagen eingegangenen Anschuldigungen und Drohungen besonderen Schutz für den Richter.
Während der Anhörung versammeln sich Uribes Anhänger und Gegner an verschiedenen Orten in Bogotá und Medellín. In der Hauptstadt versammelten sich Demonstranten vor einem Wandgemälde mit dem Satz „Die Cuchas hatten Recht“ – ein Bezug auf die Mütter, die während Uribes Amtszeit in Medellín Gerechtigkeit für das Verschwindenlassen forderten – und warteten auf das Urteil.
Der Fall Uribe-Cepeda, der vor über einem Jahrzehnt eingeleitet wurde, ist eines der am intensivsten beobachteten Gerichtsverfahren in der kolumbianischen Politikgeschichte. Die heutige Entscheidung wird nicht nur einen juristischen Meilenstein darstellen, sondern laut Analysten auch direkte Auswirkungen auf die politische Landschaft im Vorfeld der Parlaments- und Präsidentschaftswahlen 2026 haben.
Das Urteil von Richter Heredia stellt einen Wendepunkt im Verhältnis zwischen Justiz und politischer Macht in Kolumbien dar. Über die Verurteilung oder den Freispruch hinaus wurde der Prozess als Test der richterlichen Unabhängigkeit angesichts einer fiktiven Natur angesehen.
Mit Informationen von TeleSur

