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Mit heißem Herzen und kaltem Verstand

Übernommen von Unsere Zeit:

Bei Donald Trump ist alles „very very“ und „great great“. Er ist dauernd irgendwie „so sad“ oder „so glad“. Politik mit blöden Sprüchen, wüsten Drohungen, herrischer Miene. Dieses Hackfressengeschau, dieses Herrenmenschentum finden auch unsere Politiker passend. Ein Bundeskanzler, der es für klug und staatsmännisch hält, wenn er trickst und lügt und der sich freut, wenn andere für ihn die „Drecksarbeit“ der Krieges erledigen. Ein Meister der Wiederholungen, Alexander Dobrindt (CSU), mit seiner Gebetsmühlenformel „Überforderung Überforderung“ durch die Migranten. Ein Außenminister Wadephul mit der Maxime „Russland wird immer unser Feind sein“.

„Die alte Welt liegt im Sterben, die neue ist noch nicht geboren: Es ist die Zeit der Monster.“ So Antonio Gramsci. Man muss dem Volk die richtigen Aufreger und Feindbilder geben, damit die Monster agieren können. Zwei Beispiele:

Beispiel 1: Anfang Juni kamen in Berlin etwa 10.000 hochrangige Entscheidungsträger und Finanzinvestoren aus über 70 Ländern zur „SuperReturn International“ zusammen, trefflicher benannt als „Heuschrecken“. Diese Geldsäcke repräsentieren Vermögenswerte von 50 Billionen Dollar.

Zum Vergleich: Die Summe aller Bruttolöhne betrug in Deutschland 2024 knapp zwei Billionen Euro.

Beispiel 2: Die Kosten für eine Flugstunde eines Eurofighters sind höher als das, was zwei Flüchtlinge pro Jahr „kosten“. Eine Flugstunde gegen zwei Menschenjahre!

Maximalprofit, Ausbeutung und Krieg – die Maßeinheit der Reichen und Mächtigen.

Unsere Maßeinheit ist der Mensch

Die Techniken der Manipulation als Teil der Formierung der Arbeiterklasse hat unsere Partei erkannt. Laufende Wiederholungen (egal, ob die Behauptung richtig ist oder falsch), Vernebeln von Zusammenhängen, Emotionalisierung, Infantilisierung, Empörungsmanagement. Lüge, Trug, ideologischer Schein. Das macht es schwer, die Herzen und Hirne der Arbeiterklasse zu erreichen. Weil es an Aufklärung mangelt und weil Emotionen instrumentalisiert werden. Und weil sich kein anständiger Mensch vorstellen kann, in welchem Ausmaß wir belogen und betrogen und beschissen werden.

Mitten drin wir Kommunisten. Uns zeichnet aus, dass wir mit heißem Herzen und kaltem Verstand kämpfen. Manchmal aber scheint mir, dass die Verbindung dieser beiden Elemente, die dialektische Verbindung, nicht so ganz funktioniert. Oft bleibt in der heißherzigen Praxis die Theorie auf der Strecke. Und ist nicht die Theorie häufig die Sache der ganz Klugen – oder derer, die sich dafür halten? Werden theoretische Auseinandersetzungen nicht oft geführt wie Wirtshausschlägereien – ohne Rücksicht auf Verluste? Die Theorie und fruchtbarer theoretischer Diskurs müssen der kollektiven Analyse zum Nutzen der Arbeiterklasse dienen!

Wenn es stimmt, was im Kommunistischen Manifest steht – und ich bin mir sicher, dass es stimmt! –, dann zeichnet die Kommunisten aus, dass sie praktisch der entschiedenste, immer weitertreibende Teil der Arbeiterparteien aller Länder sind; und dass sie theoretisch vor der übrigen Masse des Proletariats die Einsicht in die Bedingungen, den Gang und die allgemeinen Resultate der proletarischen Bewegung voraushaben. Jede und jeder von uns muss beides beherrschen, die Praxis und die Theorie. Beides dient konkreten Menschen, für die wir eigenständig und in Bündnissen arbeiten. Das nennt sich Massenlinie.

Wir, die Bildungskommission, haben uns in den letzten Jahren darum bemüht euch das zu geben, was ihr für die täglichen Kämpfe braucht. Mit Bildungszeitungen, UZ-Artikeln, Grundlagenschulungen, Unterstützung bei Seminaren und Anfragen von euch haben wir eine Richtung vorgegeben: Ihr seid unser Maßstab. Die Kampfaufgaben der Partei als kollektives Wesen sind unser Maßstab. Nicht der Kopf in den Wolken. Unser Maß ist der Mensch.

Wir von der Bildungskommission haben uns als Ziel gesetzt, noch verstärkt uns alle zu befähigen, die Wirklichkeit zu durchdringen, jedes Mitglied dieser Partei zu ermächtigen, selbstständig die Verhältnisse zu durchschauen. Wir müssen gruppenbezogene Bildungsarbeit machen. Um das auszuarbeiten, werden wir in den Bezirks- und Landesleitungen vorstellig werden. Wir streben an, noch stärker als bisher an der Analyse und Vermittlung aktueller Geschehnisse zu arbeiten. Dafür brauchen wir ein Netz von „Bildungsbegeisterten“. Das sind die, die aus der Praxis erwachsene Fragen in der Partei erfassen, sie weitergeben und die Antworten und Lösungen wieder in die Gruppen zurückgeben. Auch entwickeln wir gerade ein Ausbildungsprogramm für Schulungsleiter für die Grundlagenschulung. Mit dieser Grundlagenschulung haben wir bereits 97 Genossinnen und Genossen erreicht. Um dieses Erfolgsmodell weiterführen zu können, brauchen wir unbedingt Schulungsleiter. Wir werden beides weiter präzisieren und euch vorstellen.

„Die DKP – unbeirrt und notwendig“ heißt es in den „Leitgedanken“. Ja, so ist es. Und dafür wünsche ich uns, wie es der Dichter Erich Weinert formuliert hat:

Den Gedanken Licht
den Herzen Feuer
den Fäusten Kraft.

Quelle: Unsere Zeit

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