Übernommen von Unsere Zeit:

Am Montag protestierte die Belegschaft der Porsche-Tochter Cellforce Group vor dem Werkstor gegen die Pläne der Konzernleitung. „250 Menschen, eigentlich fast der ganze Betrieb“ seien vor Ort gewesen, so ein Gewerkschaftssprecher. 200 Beschäftigte sollen bei der Porsche-Tochter in Kirchentellinsfurt (Nähe Tübingen) entlassen werden. Sie produzieren Hochleistungsbatteriezellen für E-Autos.
Porsche will die eigenen Batteriezellenproduktion streichen und die Produktion schließen. Nur ein Forschungs- und Entwicklungsteam soll bestehen bleiben. Dass die Entscheidung während der Haupturlaubszeit verkündet wird und viele Mitarbeiter davon erst aus den Medien erfahren haben, sei einfach „nicht Porsche-like“, so der scheidende Gesamtbetriebsratsvorsitzende Harald Buck. „Es hat bei Porsche bisher noch nie Massenentlassungen gegeben. Es gibt andere Möglichkeiten“, so Buck. Erst im Oktober 2022 wurde der Grundstein für die Pilotfabrik gelegt.
Die ersten Kolleginnen und Kollegen fanden ihre Kündigung bereits nach der Protestaktion in ihrem Briefkasten. Ebenso zynisch ist, dass die Entlassungen kurz vor der Betriebsratswahl erfolgen sollen. Am 6. August wurde sie eingeleitet – voraussichtlich am 19. September wäre der neugewählte Betriebsrat arbeitsfähig gewesen. Er hätte die 286 Beschäftigten am Standort künftig vertreten sollen.
Auf einen Appell an Entwicklungs- und Vizechef Michael Steiner, mit Entlassungen noch bis dahin zu warten, sei aber nicht einmal eine Antwort gekommen, so Kai Lamparter. Er ist 2. Bevollmächtigter der IG Metall Reutlingen-Tübingen.
Die Geschäftsleitung will offenbar zügig Fakten schaffen und die Entlassungen ohne einen neu gewählten Betriebsrat durchziehen. Das vereinfacht den Prozess und verhindert, dass die Interessen der Kolleginnen und Kollegen berücksichtigt werden müssen.
Die sogenannte Beschäftigungssicherung bis 2030, die im Porsche-Konzern vereinbart wurde, gilt bei Cellforce nicht. Bis Donnerstag (nach Redaktionsschluss) will das Unternehmen der Belegschaft konkrete Details zum Stellenabbau mitteilen.
Bereits im Frühjahr hatte Porsche angekündigt, die eigenständige Produktion von Cellforce-Batterien einstellen zu wollen. Außerdem wurde das Tochterunternehmen in der Bilanz fast vollständig abgeschrieben und somit für wertlos erklärt. Die nun bekanntgewordenen Pläne zur Entlassung deuten darauf hin, dass sich Porsche-Chef Oliver Blume wohl von seinen ursprünglichen Zielen, bis 2030 mindestens 80 Prozent der Fahrzeuge als reine E-Autos zu verkaufen, verabschiedet hat. Auch der ursprünglich geplante Aufbau eines zweiten Produktionsstandorts ist vom Tisch.
Die Porsche-eigene Batterieproduktion in Baden-Württemberg ist somit nach nur vier Jahren gescheitert. Das Unternehmen hat bislang 56,7 Millionen Euro Förderung aus Landes- und Bundesmitteln eingesackt. Jetzt wird das Werk dichtgemacht. Die richtige Konsequenz daraus wäre die Überführung des Werks in Gemeineigentum.
Quelle: Unsere Zeit

