Übernommen von KOMintern:
Auch in den heurigen, aufgrund der hohen Inflation nötig gewordenen Handels-KV-Verhandlungen hakt es wieder. Die Wirtschaftsvertreter bieten auch nach der 2. Runde nur eine billige Abspeisung von +2,25% – deutlich unter der Inflation!
Dabei ist die Inflationsabgeltung plus einer nachhaltigen Gehaltserhöhung angesichts der miserablen Einkommenssituation in der Niedriglohnbranche Handel lediglich das Mindeste. Und eigentlich schon zu wenig für eine Branche, in der die Einkommen eines erheblichen Teils der Beschäftigten unter der EU-offiziellen Armutsgefährdungsschwelle liegen.
So beziehen etwa in Vorarlberg ganze 30% der Handelsbeschäftigten ein Gehalt unter dieser Schwelle. Aber auch in der Steiermark unterliegen satte 28% der Beschäftigten derartigen Hungerlöhnen. Und in den weiteren Bundesländern (so Ober- und Niederösterreich mit 25% bzw. 22% oder Wien 21%) ist die Lage ebenso nicht wirklich besser. Daran vermag auch die, zudem unredlich über einen Kamm gescherte Dramatisierung der wirtschaftlichen Lage des Handels nicht zu rütteln. So verbuchte etwa das Flaggschiff im Lebensmittelhandel, Spar, im Vorjahr einen Umsatzwachs von satten 5,1%. Freilich ist die Lage abseits der Supermarktriesen vielfach herausfordernder. Aber die Wirtschaftsvertreterkehrenin ihrem Katzenjammer dabei unter den Tisch, dass der Handel im Großen und Ganzen keinem internationalen Wettbewerb ausgesetzt ist – sieht man von partielleninternationalen Onlinehandelskonkurrenten ab. Und Letzteren durch noch forcierteres Lohndumping Parole bieten zu wollen, ist ein ebenso hilfloses Unterfangen wie ein Öffnen der Büchse der Pandora. Zu alledem zeigt sich nach dem Abschwung der letzten Jahre auch im Handel zuletzt wieder ein leichter Aufwärtstrend.
Zudem: Die KV-Abschlüsse regeln unter anderem ja auch, dass es im Geschäftsfeld einheitliche Gehälter gibt. Es gibt daher in einer wie dem Handel strukturierten Branche und notorischen Niedriglohnsektor auf KV-Niveau keine Lohnkonkurrenz. Höhere Gehälter für alle ändern daher nichts an der Konkurrenzsituation. Vielmehr herrscht vielerorts ein gravierender Personalmangel.
Die miserablen Löhne und Gehälter sowie schlechten, vielfach katastrophalen Arbeitsbedingungen sind nur allzu bekannt. Allen voran im Einzelhandel mit seinen 73% weiblichen Beschäftigten, die zudem überwiegend in Teilzeit bzw. „Zwangs-“Teilzeit arbeiten und in einer Vielfalt struktureller Benachteiligung stehen. So sind 81% der unter der Armutsgefährdungsschwelle Verdienenden teilzeitbeschäftigt. Aber auch Teilzeitbeschäftigte müssen ganze Energierechnungen, Einkäufe und Mieten zahlen.
> Völlig zurecht wird diese Woche daher mit Betriebsversammlungen die gewerkschaftliche Schlagzahl erhöht!
>Selbst der bloße Inflationsausgleich und eine moderate Gehaltserhöhung erreichen wir nur mit entsprechendem Druck!
> Her mit der geforderten zusätzlichen Freizeit, stabilen und langfristigen Dienstplänen und dem Mehrarbeitszuschlag von 50%!
> Sollten sich die Wirtschaftsvertreter auch in der nächsten KV-Runde nicht substanziell bewegen, kann es nur heißen: Rollläden runter und dicht machen!
Bild: Dennis Skley / CC BY-ND 2.0
Quelle: KOMintern

