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Stoppt den Kahlschlag im Wiener Sucht- und Drogenhilfenetzwerk

Kommunistische Gewerkschaftsinitiative - International

Übernommen von KOMintern:

Die Proteste gegen massive Kürzungen im Sozialbereich werden laufend mehr – nach Graz, Innsbruck und Salzburg nun auch in Wien! Wir unterstützen als KOMintern die Kundgebung der Beschäftigten und Betriebsratsvernetzung des Sucht- und Drogenhilfenetzwerks Wien: Donnerstag, 13.11.2025 9:30-11:00 am Thomas-Klestil-Platz 8, 1030 Wien. Zeigen wir den verantwortlichen und verantwortungslos agierenden Regierungen in Bund & Stadt, dass wir ihre zerstörerische Politik nicht widerstandslos hinnehmen sondern uns gemeinsam dagegen wehren!

Die Vernetzung der Betriebsrätinnen und Betriebsräte des Sucht- und Drogenhilfenetzwerks Wien haben diese Petition gestartet – HIER unterzeichnen:

Mit großer Sorge und tiefem Unverständnis verfolgen wir die geplanten Kürzungen in der Wiener Suchthilfelandschaft und insbesondere die beinahe vollständige Streichung der Angebote zur Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Suchterkrankungen. Diese Maßnahmen gefährden nicht nur die Existenz langjährig bewährter Einrichtungen, sondern auch die Lebensgrundlage vieler Betroffener – Menschen, die ohnehin zu den verletzlichsten unserer Gesellschaft gehören.

Eine Politik gegen die eigenen Grundsätze

Seit Jahrzehnten gibt es in Wien eine festgeschriebene Sucht- und Drogenstrategie. Sie sieht ausdrücklich die Reintegration suchtkranker Menschen in den Arbeitsmarkt als eine der Aufgaben der Stadt Wien vor. Diese Strategie ist gültig – und sie war bisher ein Beispiel dafür, dass Wien soziale Verantwortung ernst nimmt.

Nun soll dieser Teil der Strategie in einer Hau-Ruck-Aktion praktisch abgeschafft werden. Eine Politik, die ihre eigenen Grundsätze über Bord wirft, zerstört Vertrauen – in die Stadt, in die Politik und letztlich auch in die gesellschaftliche Solidarität.

Wer Sozialbudgets kürzt, zerstört Perspektiven

Neben der Arbeitsmarktintegration sind auch die allgemeinen Leistungen der Suchthilfe betroffen: Massive Budgetkürzungen von 10–25 Prozent, keine Inflationsabgeltung – und damit ein realer Rückbau von Behandlung und Betreuung.

Wenn der Hauptfördergeber massiv kürzt, führt das bei den Organisationen zu Personalkündigungen. Und jede Kündigung bedeutet: Weniger Betreuung, weniger Hilfe, weniger Chancen für die, die ohnehin am Rand stehen.

Diese Sparpolitik trifft vulnerable Menschen.

Menschen, die versuchen, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.

Menschen, die kämpfen – gegen Abhängigkeit, gegen Armut, gegen Stigmatisierung.

Kürzungen mit fatalen Folgen

Wien war immer stolz auf ihre gelebte soziale Verantwortung. Doch was jetzt passiert, ist kein Sparprogramm – es ist ein sozialer Kahlschlag.

Wenn diese Kürzungen umgesetzt werden, wird Wien in den kommenden Jahren den Preis zahlen – auf vielen Ebenen:

·         Mehr sichtbare Armut und Verelendung im öffentlichen Raum

Menschen, die heute noch Unterstützung erhalten, werden sich selbst überlassen. Rückfälle, Wohnungslosigkeit und soziale Isolation werden zunehmen.

·         Höhere Belastung des Gesundheitssystems

Fehlende Betreuung führt zu mehr Notaufnahmen, stationären Aufenthalten und psychiatrischen Kriseninterventionen – und damit zu höheren öffentlichen Kosten.

·         Steigende Kriminalisierung und Stigmatisierung

Ohne Perspektive geraten mehr Menschen in Beschaffungskriminalität oder werden Opfer von Ausbeutung und Gewalt. Das fördert Angst und Spaltung in der Gesellschaft.

·         Mehr Belastung für Familien und Angehörige

Kinder und Angehörige von Betroffenen werden stärker belastet – emotional, sozial und finanziell. Langfristig entstehen neue Kreisläufe von Armut und Krankheit.

·         Verlust von Vertrauen in Politik und Institutionen

Wenn Wien dort spart, wo Hilfe am dringendsten gebraucht wird, verliert die Stadt ihr soziales Fundament – das Vertrauen, dass niemand zurückgelassen wird.

Was heute als Budgetmaßnahme verkauft wird, ist in Wahrheit eine Verstärkung zukünftiger Notlagen. Die Folgekosten in den Bereichen Gesundheit, Justiz, Sozialwesen und Arbeitsmarkt werden nicht mitgedacht. Wir sind überzeugt davon, dass diese Kürzungen uns mittel- und langfristig um ein Vielfaches mehr kosten werden – menschlich wie finanziell.

Unsere Forderungen

Wir fordern die Stadt Wien und die Sucht- und Drogenkoordination Wien (SDW) auf:

Nehmen Sie die beinahe komplette Streichung der Arbeitsmarktintegration zurück!

Erhalten Sie die bewährten Strukturen, die Menschen helfen, wieder Fuß zu fassen.

Sichern Sie die Behandlung und Betreuung von suchtkranken Menschen in ausreichendem Ausmaß!

Jeder Kürzungsschritt gefährdet konkrete Existenzen.

Bleiben Sie ein verlässlicher, sozialer Partner!

Vertrauen wächst nur dort, wo politische Worte und Handlungen übereinstimmen.

In Zeiten, in denen psychische Krisen, Suchtprobleme und soziale Unsicherheit zunehmen, darf Wien nicht den Schwächsten die Hand entziehen.

Sparen Sie nicht an den Menschen, die ohnehin kaum eine Stimme haben.

Denn an ihnen zeigt sich, wie menschlich eine Stadt wirklich ist.

Mit Hochachtung und in großer Sorge,

Die Vernetzung der Betriebsrätinnen und Betriebsräte des Sucht- und Drogenhilfenetzwerks Wien

  • Betriebsrat Anton Proksch Institut
  • Betriebsrat Dialog – Individuelle Suchthilfe
  • Betriebsrat Gabarage
  • Betriebsrat Suchthilfe Wien
  • Betriebsrat Sucht- und Drogenkoordination Wien
  • Betriebsrat Wiener Berufsbörse
    Belegschaft der Kolping Sucht- und Drogenhilfe

Quelle: KOMintern

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