4. Juni 2025

Festival der Jugend 2025

4. Juni 2025
Jugend, Schule & UniYeni Hayat

„Zeit aktiv zu werden! Überall da, wo wir sind…“

Übernommen von Yeni Hayat / Neues Leben:

2016 in Hamburg gegründet, umfasst der Internationale Jugendverein (IJV) heute 18 Ortsgruppen mit hunderten jungen Menschen in ganz Deutschland. Ob in Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main, Köln, Kiel, Hannover, Bremen, Göttingen, Marburg, Leipzig, Münster, dem Ruhrgebiet, Krefeld, Hanau, Flensburg, Mannheim, Darmstadt oder Freiburg. Dieses Jahr gründet sich der Bundesverband. Beim bundesweiten Gründungskongress vom 23.-25. Mai 2025 werden die politische Stoßrichtung, Beschlüsse und Perspektiven dann ihren Sammelpunkt finden. Wir haben uns mit Jara aus dem Bundesvorstand getroffen, um über den Weg zum bundesweiten Gründungskongress und die Notwendigkeit für die Organisation im IJV in der aktuellen politischen Lage zu sprechen.

Warum braucht es den IJV?

Jara aus dem Bundesvorstand IJV / Foto: Privat
Jara aus dem Bundesvorstand IJV / Foto: Privat

Wir haben alle am Ende des Monats kaum noch Geld auf dem Konto, Nachrichten lesen fühlt sich jedes Mal wie ein Fiebertraum an und spätestens das Wahlergebnis hat viele von uns wachgerüttelt. Es waren nicht die Jugendlichen, die die CDU oder SPD gewählt haben. Unsere Generation hat vor allem AfD und Linke gewählt, beides Parteien, die sich als Wechsel von der bisherigen Politik darstellen konnten – so unterschiedlich die Programme auch sind. Und auch vor der Wahl waren sehr viele von uns auf der Straße, gegen den wachsenden Rassismus und den Rechtsruck. Aber durch diese Abstimmung der CDU mit der AfD zeigt sich das eben auch, wie schnell im Bundestag Versprechen und Vorhaben verwischen. Auch wie schnell die Schuldenbremse dann aufgehoben werden konnte, wenn es um Rüstung geht, wo die deutsche Wirtschaft extrem profitiert. Statt unsere Situation zu verbessern, wird nochmal eine Schippe draufgelegt. Auf diese Versprechen, von wem auch immer sie kommen, können wir uns nicht verlassen. Und es gibt immer wieder Jugendbewegungen, bei denen wir sehen: Viele von uns wollen Veränderungen. Und der IJV bündelt das quasi: Zu sagen, wir bewegen uns nicht lose von Demo zu Demo oder bleiben unzufrieden mit den Dingen, wie sie gerade sind, sondern tun uns auch da, wo wir unseren Alltag verbringen, zusammen und kämpfen für Veränderungen und unsere Zukunft. Das heißt konkret, mit unseren Mitschülern die Bundeswehr aus unseren Klassenzimmern rauszuhalten. Mit unseren Kommilitonen dagegen zu demonstrieren, wenn die Semestergebühren erhöht werden. In unserer Berufsschule alle Klassenzimmer abzuklappern und jeden unserer Mitschüler mit auf den Streik für bessere Löhne zu nehmen. Weil, natürlich scheint es unmöglich, wenn ich Angst vor Krieg habe, vor der Klimakrise, dem Rechtsruck. Alleine kann man auch nichts verändern. Das geht nur gemeinsam.

Was hat sich seit den Anfängen des IJV getan? Warum braucht es eine bundesweite Organisation?

Der IJV hat sich zu Beginn in Hamburg gegründet, aus dem Bedarf heraus, eine Organisation für alle jungen Menschen in der Stadt zu sein. Wir sind dann aktiv geworden – und unsere Zeitschrift, die „Lautschrift“, hat von Anfang an eine zentrale Rolle dabei gespielt. Die erste Ausgabe haben wir als Unizeitschrift herausgegeben, weil da viele von uns aktiv waren. Wir konnten nicht mal layouten und haben dann Collagen gemacht und gescannt und auch schnell gemerkt: Wir brauchen eine Zeitschrift, die über die Uni hinausgeht und unsere Positionen an alle Jugendlichen in der Stadt richtet. Dann haben wir das erste Mal fast 4.000 Flyer gedruckt und die vor Berufsschulen verteilt. Wir haben mit den Azubis eines Krankenhauses für die Erhaltung des Krankenhauses und der Pflegeschule gekämpft. Uns das erste Mal im Studierendenparlament der Uni beteiligt.

Aber die Probleme, die wir in Hamburg gesehen haben, gelten ja für alle Jugendlichen im ganzen Land. Dann kam der rechtsterroristische Anschlag in Hanau, 2020. Ein Jahr später ist unsere Ortsgruppe in Hanau entstanden, als Reaktion darauf, aber auch, um darüber hinaus die Probleme in Hanau aufzugreifen und dazu zu arbeiten.

Das war dann erst der Anfang. Stück für Stück sind weitere Orte dazu gekommen – mit dabei immer die Lautschrift, mit der wir Lesetreffen machen und über unsere Positionen diskutieren konnten. Als wir unser Selbstverständnis beschlossen haben, war das ein weiterer Schritt, nicht nur auf einzelne Ereignisse zu reagieren, sondern Leitlinien darüber hinaus zu formulieren.

Wir fahren jedes Jahr, gemeinsam mit unserer Schwesterorganisation, der DIDF-Jugend, auf unser Sommercamp und haben dort die Möglichkeit, uns über Themen, wie Krieg und Aufrüstung oder die Frauenbewegung auszutauschen. Und auch zu merken, wie viele wir eigentlich sind, die gemeinsam für unsere Zukunft kämpfen.

Und letztes Jahr hatten wir unsere erste Delegiertenkonferenz, was bedeutet, mit jungen Menschen, die bei uns aktiv sind, im ganzen Land unsere politische Stoßrichtung der nächsten Zeit zu bestimmen. Und die dann in allen Orten umzusetzen.

Auf dem Weg zum Gründungskongress im Mai bereiten sich alle Ortsgruppen vor. Wie sieht diese Vorbereitung aus und welche Erfahrungen wurden bereits gemacht?

Von einzelnen Ortsgruppen und Vereinen machen wir jetzt den Schritt, einen bundesweiten Verband zu gründen. Das will ich gerne unterstreichen: Am Anfang von jeder neuen Ortsgruppe waren in jeder Stadt ein paar wenige oder sogar einzelne Jugendliche, die etwas verändern wollten und nicht wussten wo. Darauf haben wir gemeinsam mit ihnen mit dem IJV geantwortet – und das gleiche kann und muss auch in deiner Stadt passieren.

Und jetzt passiert ziemlich viel – in jeder Ortsgruppe von uns, von Kiel bis Freiburg, von Leipzig bis zum Ruhrgebiet kommen wir zusammen und machen Versammlungen – und können so organisiert im ganzen Land unsere Politik an unsere Schulen, Unis, Berufsschulen und Betriebe tragen. Das ist der Grundstein dafür, dass wir noch mehr Orte werden. Wir merken, dass viele nach einer Möglichkeit suchen, aktiv zu werden. Und jetzt können wir das zum Gründungskongress schwarz auf weiß sehen: Das sind 18 Orte mit hunderten Mitgliedern, die jeden Tag für unsere Zukunft kämpfen. Das sind tausende Jugendliche, die wir mit unseren Positionen über die Lautschrift und anderen Publikationen erreichen. Deswegen machen wir gerade auch unsere Abokampagne: Dein Abo, unsere Zukunft – du ermöglichst mit deinem Abo, dass wir den Kampf der Jugendlichen führen können, in neue Städte gehen können und merken, dass wir überall Verbündete haben.

Und jetzt haben wir ein neues Programm geschrieben, das unser Selbstverständnis ersetzen wird und detaillierter auf unsere Positionen eingeht – und das wird, bevor wir es beschließen, in jedem unserer Orte diskutiert. Wenn wir im Mai in Frankfurt zusammenkommen und offiziell den Internationalen Jugendverband gründen, wissen wir ganz genau: Hinter unseren Positionen stehen junge Arbeiter und Azubis, Schüler und Studierende, die genau wissen: JETZT ist die Zeit aktiv zu werden!

Quelle: Yeni Hayat / Neues Leben