Corona: Einseitig-zaghafte Maßnahmen

Nun schnellen auch hierzulande die Zahlen der Infektionen in die Höhe und die Beunruhigung wächst. Zwar meldete TNS-Ilres, daß knapp mehr als die Hälfte der Bewohner Luxemburgs keine Angst vor dem Virus habe, doch zeigten leere Supermarktregale und volle Tankstellen am Donnerstagmittag ein anderes Bild.

Sportveranstaltungen, die in den Nachbarländern bereits ohne Zuschauer ausgetragen werden, drohen, komplett abgesagt zu werden, was mit Blick auf die wirtschaftliche Existenz kleinerer Klubs die weitaus bessere Lösung wäre, als diese unsäglichen Geisterspiele. Auch hierzulande ruhen Fußball, Handball und Eishockeyschläger seit gestern. Konzerte wurden abgesagt. Es soll vermieden werden, daß CoVid-19 sich durch Menschenansammlungen zu leicht verbreiten kann, um den Anstieg der Infektionen zu verlangsamen, damit die medizinische Versorgung nicht überlastet wird. Man wolle den Vorsprung nutzen, den man gegenüber Italien habe, hieß es am Donnerstagmorgen auf einer Pressekonferenz des Robert-Koch-Institutes.

Auffällig an den getroffenen Maßnahmen ist, daß nur zögerlich die Schließung von Schulen und Kindergärten in Betracht gezogen wird und auch in diesen kritischen Zeiten Heimarbeit (»Home Office«) für viele Chefs noch immer ein Fremdwort zu sein scheint. Auch das Prinzip, Prämien im Betrieb am »Absentismus« zu orientieren und krank geschriebenen Angestellten diese zu kürzen, entpuppt sich in diesen Zeiten als Tritt vors Schienbein der Soldargemeinschaft.

Über den Öffentlichen Transport wurde in den letzten Wochen viel gesprochen und geschrieben. Seit Corona kaum noch. Dabei stellt sich die Frage, wo das Infektionsrisiko höher ist: Auf einem Fußballspiel der 2. Division mit 50 Zuschauern an der frischen Luft oder in einem vollbesetzten Bus im Feierabendverkehr, in dem die Luft mal wieder zum Schneiden ist?

Man wird das Gefühl nicht los, daß alle Maßnahmen, die getroffen werden, die Unternehmen schützen sollen. Warum werden Bundesligaspiele abgesagt, während wenige Kilometer weiter bei BMW in den Hallen kein Risiko bestehen sollte? Warum wird Älteren geraten, zuhause zu bleiben, die vielfach auf einen kleinen Job angewiesen sind, um ihre Rente aufzubessern.

Konsequenterweise hätten bereits zu Beginn all dieser Maßnahmen Schulen und Kindergärten geschlossen, der Nahverkehr reduziert und der Grenzverkehr mit Krisenregionen wie Lothringen unter die Lupe genommen werden sollen. Doch dies scheint bisher niemanden zu interessieren, denn einzig das kulturelle, sportliche und private Leben wird gemaßregelt.

Auch über die Hintergründe des neuen Virus ist bislang wenig bekannt. Ist er ein Produkt unserer Gesellschaft? Interessant ist in diesem Zusammenhang etwa ein Artikel im österreichischen Magazin »Zack Zack«, wonach die Karten mit den meisten Infektionen und die Karte mit den Sweatshops der italienischen Modeindustrie, in denen illegal eingeschleuste Menschen aus Asien zu Hungerlöhnen für Mode »Made in Italy« nähen, übereinandergelegt signifikante Ähnlichkeit zeigen.

Viele Fragen waren auf eine Antwort.

Christoph Kühnemund

Quelle:

Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek