Kollekte für Regimewechsel in Syrien

Der Westen will und kann sich einfach nicht damit abfinden, daß alle bisherigen Bemühungen, mit militärischer Gewalt einen Regimewechsel in Damaskus herbeizuführen, gescheitert sind. Um die syrische Führung und vor allem den verhaßten Präsidenten Baschar Al-Assad zu stürzen, wurden bereits Milliardensummen in Dollar und Euro investiert, darunter eine Menge Petrodollar von den reaktionären Golfmonarchien. Tausende Söldner aus aller Welt wurden aktiviert, ausgebildet, finanziert, bewaffnet und nach Syrien geschickt. Millionen wurden ausgegeben, um syrische Oppositionsgruppen im Ausland zu etablieren, die allerdings in Syrien selbst so gute wie keinen Rückhalt haben. Millionen wurden verpulvert, um diverse Syrienkonferenzen zu organisieren, die jedoch von den westlichen Hauptmächten und den verbündeten Golfstaaten vor allem dazu genutzt wurden, eine Lösung im Interesse des syrischen Volkes zu sabotieren.

Einmal war man einem Friedensschluß sogar schon bedenklich nahe gekommen, aber da hat dann die damalige Außenministerin der USA und spätere Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton im letzten Moment noch ein Machtwort gesprochen und den bereits vereinbarten Entschließungstext für nichtig erklärt. Frau Clinton, die heute noch gern in Westeuropa als eine Art Friedensengel dargestellt wird, hat für Syrien stets eine »Lösung« à la Libyen angestrebt. Dort hatte sie nach dem Lynchmord an Staatschef Gaddafi erleichtert und voller Freude ausgerufen: »Wir kamen, wir sahen, er starb«.

In Syrien scheinen den westlichen Machthabern, die immer noch den Sturz des Präsidenten und die Einsetzung einer ihnen genehmen Führung à la Irak anstreben, allmählich die Felle davonzuschwimmen. Nachdem der selbsternannte »Islamische Staat« – eine der häßlichsten Kreaturen des Westens – in Syrien so gut wie von der Bildfläche verschwunden ist und die syrische Armee mit Unterstützung ihrer Verbündeten ein Gebiet nach dem anderen von islamistischen Terroristen befreien konnte, werden nun neue, verzweifelte Versuche unternommen, das Ruder noch herumzureißen. Schließlich will man das viele Geld für »Hilfsorganisationen« wie die berüchtigten Nachrichtenfälscher »Weißhelme« und andere derartige Truppen nicht umsonst ausgegeben haben.

Also erfindet man immer wieder Angriffe mit »Faßbomben« oder mit »chemischen Waffen« gegen die syrische Bevölkerung, sucht und findet man Vorwände, den Krieg noch einmal anzuheizen, wie es vor zwei Wochen die USA, Britannien und Frankreich mit ihrem Raketenangriff exerzierten. Gerade erst wurde eine neue Gruppe in Berlin aus der Taufe gehoben, die den Auftrag hat, mit deutschem Steuergeld ein »Archiv« anzulegen, in dem Chemie-Angriffe gegen die Bevölkerung registriert werden sollen – selbstredend ohne Belege für solche Attacken beizubringen.

Die jüngste »Syrienkonferenz« ist ein weiterer Versuch in diese Richtung. Sie soll unter der Schirmherrschaft der EU und unter Mißbrauch der Flagge der UNO Geld sammeln für angebliche »Hilfsorganisationen«. Dabei wird eine Unterstützung der Hilfsmaßnahmen der syrischen Regierung für die Bevölkerung, vor allem für zurückkehrende Flüchtlinge, ausdrücklich ausgeschlossen. Die Sorge der Europäischen Union um Menschenrechte ist dabei ein sehr fadenscheiniger Deckmantel, denn die EU kümmert sich einen Dreck um Menschenrechte, nicht einmal in ihren Mitgliedstaaten. Die Konferenz in Brüssel – in Verbindung mit dem Treffen der Kriegstreiber heute in Paris – ist nichts anderes als eine Kollekte für einen Regimewechsel in Damaskus.

Uli Brockmeyer

Quelle:

Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek