Auch im Privatsektor muss es zu Lohnaufbesserungen kommen

Schon seit Wochen herrscht auf Findel wieder Hochbetrieb, an den Schaltern gibt es ab den frühen Morgenstunden lange Warteschlangen, im unterirdischen Parkhaus sowie in unmittelbarer Nähe des Flughafens finden Langzeitparker nur mehr schwer freie Stellplätze. Was darauf schließen lässt, dass trotz der vielen negativen Auswirkungen der kapitalistischen Finanz- und Wirtschaftskrise erneut viele ihren Sommerurlaub außer Lande verbringen.

Was abermals die Frage aufwerfen dürfte, ob es den Menschen hierzulande also doch nicht so schlecht geht, wie es gewisse Kreise immer wieder zu behaupten versuchen? Ob es sich nur um Schwarzmalerei handelt, wenn kritische und protestierende Stimmen behaupten, immer mehr Menschen würden zunehmend an den Rand des sozialen Abgrunds gedrängt, Sozialabbau, stagnierende Löhne, Taxenerhöhungen und steigende Lebensmittelpreise würden ihnen ein Leben in Würde kaum noch ermöglichen.

Mit einem eindeutigen Ja werden wohl jene diese Frage beantworten, die bei Umfragen stets behaupten, dass es, trotz Krise, dem Großteil der Menschen hierzulande noch recht gut gehe, und als Bestätigung für ihre Aussage liebend gerne jene zitieren, die mehr als nur einmal im Jahr ihr Auto auf den Langzeitparkplätzen auf Findel stehen haben.

Keinesfalls werden wohl jene entgegenhalten, die sich eingehender mit den sozialen Problemen im Lande befassen und dabei unschwer feststellen, dass trotz aller Jubelmeldungen der Regierung nach wie vor weit über 20.000 Arbeitsuchende ohne festen Arbeitsplatz sind, immer mehr Menschen ohne Sozialleistungen nicht überleben könnten, rund 16 Prozent aller Haushalte von Armut bedroht sind oder bereits in Armut leben, die Zahl an Obdachlosen ständig wächst, die Warteschlangen vor den Sozialämtern immer länger werden, die Überschuldung wächst, immer mehr Arbeiterinnen und Arbeiter mit Niedriglöhnen abgespeist werden. Alles Menschen, die andere Sorgen plagen als die Frage wohin und wie oft es im Jahr in den Urlaub gehen soll.

Es stimmt allerdings, dass es in Luxemburg zig Tausende Gehaltsempfänger gibt, die sorgenfrei in die Zukunft blicken können. Angeführt werden diese von Managern und Spitzenverdienern in führenden Gremien in der Privatwirtschaft. Auch viele Staats- und Gemeindebedienstete, besonders die in den oberen Gehaltsklassen, beziehen Gehälter, die den meisten in der Regel ein Leben in Würde ermöglichen.

Fakt ist, dass die Schere zwischen Besser- und Niedriglohnverdienern hierzulande viel zu weit geöffnet ist. Sie würde noch größere Ausmaße annehmen, wenn man zum Vergleich auch die Riesenprofite von Banken- und Produktionsmittelbesitzern berücksichtigen würde.

Es muss alles unternommen werden, damit sich diese nicht nur nicht weiter öffnet, sondern zu schließen beginnt. In diesem Sinne ist die vom OGB-L angekündigte Lohnoffensive im Privatsektor zu begrüßen. Eine Offensive, die von der KPL voll und ganz unterstützt wird. Einstiegslöhne müssen demnach aufgebessert, Lohntabellen, die Erfahrung und Betriebszugehörigkeit berücksichtigen, erhalten, wieder in Kraft gesetzt oder neu geschaffen, allgemeine lineare Lohnaufbesserungen erkämpft werden.

Ein erster wichtiger Schritt in die Richtung, beide Klingen der Schere näher aneinander zu bringen, wäre die von den Kommunisten in ihrem Wahlkampf geforderte 20-prozentige Aufbesserung des Mindestlohns.

gilbert simonelli

Quelle:

Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek