Ende der unendlichen Geschichte

Es war eine sehr schwere Geburt für ein Land wie Luxemburg und eine unendliche Debatte, die jener um den aktuellen Brexit in ihrer Peinlichkeit eigentlich in nichts nachstand: Die Entwicklung und Errichtung eines neuen Nationalstadions.

Man konnte und kann den europäischen Fußballverband für sehr vieles kritisieren, nicht aber dafür, Luxemburg vor rund sechs Jahren ein unmißverständliches und letztes Ultimatum gestellt zu haben, wenn nicht endlich etwas in Sachen Infrastruktur passiert. Während etwa Liechtenstein oder gar Mazedonien mit modernen Stadien aufwarten können, schießen hierzulande immer neue Einkaufszentren und ein Logistikzentrum in Windeseile aus dem Boden – zu einem neuen Stadion aber konnte man sich nicht durchringen. Vermutlich auch, weil insbesondere die Fußball-Nationalmannschaft jahrelang unter einem massiven Imageproblem zu leiden hatte, welches mittlerweile aufgrund immer besserer Resultate bröckelt. Der Rugbysport erlebt ohnehin seit einigen Jahren einen gewissen Aufwind und dürfte mit der neuen Spielstätte noch attraktiver werden.

Dennoch gibt es weiterhin, vorwiegend aus dem ohnehin dem Fußball abgewandten Lager, Stimmen, die verkünden, diese Investition sei rausgeworfenes Geld. Wenn es jedoch um steigende Militärausgaben und Steuergeschenke an transnationale Konzerne geht, scheine diese Kritiker keine Geldverschwendung zu sehen.

Das mit einem Jahr Verspätung im kommenden Sommer bezugsfertige Stadion, welches die Fußballer und Rugbyspieler beheimaten soll, wird den erwarteten Kriterien aller beteiligten Kontinental- und Weltverbände entsprechen und dem altehrwürdigen aber mittlerweile völlig veralteten Josy-Barthel-Stadion ein adäquater Nachfolger sein.

Die Hoffnung, daß man in Luxemburg neben allen architektonischen und verkehrstechnischen Fragen auch an die lautstarke Unterstützung der Fans gedacht hat bei der Planung, sollte dennoch nicht aufgegeben werden. Ein neues Stadion kann eine Chance sein, das mittlerweile zu Unrecht schlechte Image der »Roten Löwen« weiter aufzupolieren. Außerdem ist es ein repräsentativer Bau, in welchem neben Länderspielen auch Begegnungen internationaler Klubwettbewerbe stattfinden werden. Für die Austragung letzterer Spiele gab es bis zuletzt immer wieder Hickhack um Stadionzulassungen, wenn etwa in Oberkorn gespielt werden sollte.

Wenn man bedenkt, welche anderen Projekte zwischenzeitlich im Raum standen, allen voran das leidige Theater um einen feuchten Investorentraum auf einer Brache bei Livingen, ist es absolut begrüßenswert, daß wir es nun mit einem zu 100 Prozent öffentlichen Projekt zu tun bekommen werden und nicht mit einem Einkaufszentrum, bei dem die Spielstätte nur einen Wurmfortsatz des Komplexes bildet.

Was allerdings neben der Positionierung des Fanblocks der »Roten Löwen« ein weiteres Thema sein muß: Ein zeitgemäßes Catering für die Zuschauer. nachdem die UEFA die Verantwortung für richtiges oder alkholfreies Bier in die Hände der zuständigen Gemeinden übertragen hat, gibt es in zahlreichen Stadien, in denen luxemburgische Fans zuletzt zu Gast waren, wie etwa San Marino oder Malta, lokale Bierspezialitäten. Darüberhinaus sind ebenfalls Chips vom Discounter für ein vielfaches des Einkaufspreises oder eine labbrige Brühwurst im Plastikbecher (!) nicht mehr das, was man als Zuschauer erwartet. Das neue Stadion ist ein guter Zeitpunkt, um alte Fehler beim Werben um die Zuschauergunst abzustellen.

Christoph Kühnemund

Quelle:

Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek