Die Helden sind die Ärzte

Als wäre das historische „Arsenal”, das die Argumente der 122 kubanischen Delegierten zum 18. Kongress der Kontinentalen Organisation Lateinamerikanischer und Karibischer Studenten (OCLAE) stählt, noch nicht genug, reiste die Gruppe der jungen FEEM- und FEU-Enthusiasten in Begleitung eines leibhaftigen Helden nach Caracas.

Gerardo Hernández Nordelo führte sich ein, indem er die erste theoretische Sitzung des Treffens mit einer hitzigen Rede beendete, bei der er die Fratze der Monroe-Doktrin in der Medienhatz auf die Linken der Welt anprangerte.

„Zu diesem Anlass”, sagt Gerardo, „sind junge Menschen aus den meisten Ländern Lateinamerikas und der Karibik angereist, teils unter großen Mühen. Die meisten von ihnen haben ihre Ausgaben selbst bezahlt. Wer die Begeisterung sieht, mit der sie an den Aktivitäten teilnehmen, begreifend, worauf es ankommt, dem muss klarwerden, dass die Zukunft gesichert ist. Sie heben das Beispiel Kubas als eines der wenigen Länder in der Region hervor, in dem viele Studienprobleme gelöst wurden, und ich sagte ihnen, dass dies nicht einfach so vom Himmel gefallen sei. Vielmehr habe es Momente in unserer Geschichte gegeben, in denen unsere Eltern und Großeltern beschlossen hätten, es sei nötig zu kämpfen, um die Realität zu verändern.“

Im Theater Teresa Carreño, von dessen 3.250 Plätzen keiner unbesetzt blieb, gab der Held Kubas seiner Hoffnung Ausdruck, dass bei künftigen Kongressen der OCLAE die Kinder und Enkel der anwesenden lateinamerikanischen und karibischen Delegierten andere Errungenschaften würden verteidigen müssen, aber nicht mit den gleichen Probleme zu kämpfen hätten wie heute. „Sie werden weitergekommen sein!“, versicherte er ihnen.

„Ich habe mich mit vielen jungen Leuten aus verschiedenen Ländern ausgetauscht und bin sehr hoffnungsvoll. Ich weiß, wie stolz sie auf Kuba sind. Sie sagen uns und Venezuela gegenüber offen, dass wir fest bleiben und Widerstand leisten müssen. Es gibt viele Menschen, die von einer besseren Welt träumen, aber sie hören nicht beim Träumen auf, sondern kämpfen dafür”, fügte er hinzu.

Was sind Ihre Empfindungen, nun, da Sie in Freiheit sind, an einer regionalen Debatte junger Studenten teilzunehmen und nicht nur mit Ihrem Beispiel, sondern auch mit der Darlegung Ihrer Ideen dazu beizutragen?

„Ich arbeite mit jungen Menschen zusammen, und ich empfand es als große Ehre, eingeladen zu werden, Mitglied dieser Delegation zu sein, besonders weil die Einladung von jungen Menschen kam. Es war eine außergewöhnliche Erfahrung. Als Student hatte ich keine Gelegenheit, an einem OCLAE-Kongress teilzunehmen, und ich freue mich, dass ich sie jetzt erhalten habe. Ich bin in diese Jugendjahre zurückgekehrt, in die jugendliche Atmosphäre, die ich an der Hochschule zurückließ, als ich mein Studium beendet hatte, um mich anderen Aufgaben zuzuwenden.

Ich habe das alles wiedererlebt und ich fühle mich gut, wenn die Jungs und Mädchen mir sagen, dass sie glücklich sind, dass ich hier bin, und wenn ich weiß, dass ich helfen und etwas beitragen kann. Was für eine größere Freude gibt es als diese? Ich hatte die Gelegenheit, vielen jungen Leuten zu danken, denn viele von denen, die hierhergekommen sind, sind Mitglieder von Studentenorganisationen oder sogar Parteien, die die Sache der Fünf unterstützt haben: aus Brasilien, aus Chile, aus Argentinien … Ich habe ihnen im Namen der Kubaner und insbesondere von uns Fünfen gedankt.“

Der Patriot unter den Ruhelosen Gerardo Hernández Nordelo ist über den Kongress hinaus auch durch Caracas gelaufen, wo er sich zum Beispiel mit Gesundheitspersonal des Integralen Diagnosezentrums Amelia Blanco traf, wo der Reporter zunächst mal zurückstehen und warten musste, bis die Flut von Fotos abnahm, die unsere Mitarbeiter an seiner Seite gemacht sehen wollten, um ihm dann Fragen wie diese zu stellen:

Sie sind ein Mann, der viel mehr als viele Menschen über Freiheit und Inhaftierung weiß. Nun, da es diese Kampagne gibt, die besagt, dass kubanische Ärzte Opfer von Sklavenarbeit seien und gehirngewaschen … Welche Gefühle rufen bei Ihnen diese aus Fleisch und Blut hervor, die Sie sehen, Ihnen Hallo sagen, Sie umarmen …?

„Leider wird gesagt, dass der Sozialismus Gehirnwäsche am Menschen betreibe. Es ist paradox: Ich habe im Gefängnis die Erfahrung gemacht, dass es nichts gibt, was das Gehirn mehr wäscht als der Kapitalismus, und als Folge dieser Gehirnwäsche können Menschen, die unter einem kapitalistischen, neoliberalen Regime gelebt haben, nicht erklären, dass jemand aus dem Herzen heraus seine Heimat mit tröstenden Worten des Abschieds verlässt, um an einen entlegenen Ort gehen, dort zu arbeiten und das eigene Leben zu opfern, um Gesundheit zu bieten und anderen zu helfen. Es gibt Menschen, die das nicht begreifen, Menschen, für die Geld das Wichtigste im Leben ist.

Man hat uns im Gefängnis auch gesagt, dass Kuba uns sehr gut für unser Tun und für unseren Widerstand bezahlt habe und wir mussten immer wieder klarstellen: „Junge, wenn wir es für Geld gemacht hätten … Kuba hat nicht das Geld für sowas. Es ist auf diesem Gebiet gar nicht konkurrenzfähig. Meinst du in diesem Fall nicht auch, dass noch etwas anderes eine Rolle gespielt haben muss?“ Aber dieses „andere“ war so verflixt schwer jemandem zu erklären, der in einem System aufgewachsen war, in dem man predigt, Geld sei das einzig Wichtige im Leben.“

Wie es auch immer sei, wir kommen nicht an der Tatsache vorbei, dass Sie auch ein Held sind. Wie finden Sie die Vorstellung, dass ein Held der nationalen Schlacht wie Sie Ärzten Tribut zollt, die bescheiden sind, oftmals junge Leute, deren Namen man kaum kennt?

Ehrlich gesagt: Ich fühle mich nicht als Held; Ich fühle mich als Kubaner und versetze mich an die Stelle vieler Kubaner, die heute gerne hier wären, vor so vielen Ärzten, die sich in Venezuela für das Wohl dieses Volkes opfern. Ich frage mich nur, was die meisten Kubaner wohl diesen Landsleuten zu sagen hätten, und genau das sage auch ich zu ihnen. Ich frage mich nicht, was der Held ihnen zu sagen hat. Ich sage, was jeder von uns sagen würde.

In dem Kampf, in dem sich Kuba heute befindet – was bedeuten diese Ärzte für Sie?

Bevor wir herkamen, wussten wir es schon, aber heute sind wir durch die Straßen von Caracas gegangen, und obwohl feststeht, dass die großen Medien dem Land nicht eben zugetan sind, weil es in seinen Städten Normalität gibt, es ein Land ist, das lebt, das sich vorwärts bewegt … ja, es ist ein Land, das belagert, angegriffen, blockiert wird und die Auswirkungen sieht man. Venezuela bringt große Opfer und auch unsere Ärzte, die unter diesen Bedingungen leben, aber sie tun es mit der Liebe, die sie aus der Zärtlichkeit ziehen, die ihr Beruf mit sich bringt, aus ihrer großen Berufung und vor allem aus ihrer Liebe für die Kubanische wie auch die Bolivarische Revolution. Für mich sind diese Ärzte Helden und Heldinnen.

Quelle:

Granma Internacional