Clara – das helle Leuchten der Frau

Wir leben in einer Ära, in der die Rechte der historisch an den Rand gedrängten Gruppen an den Pranger gestellt werden. Die Frauen kommen, um für eine Emanzipation zu kämpfen, die ihnen das Patriarchat über Jahrtausende hinweg bei der Errichtung seiner Macht verweigert hat, ein Modell, das vom großen Kapital in seiner Spiralbewegung respektiert und ausgehend von den feudalistischen Strukturen legitimiert wurde.

Ende des XIX. Jahrhundert waren die Frauen und Kinder zur Arbeit in der Fabrik gezwungen, ein Phänomen, das, wenn man so will, grausamer als das System der Leibeigenschaft war, da letzteres zumindest noch einen Schein von Paternalismus und Schutz seitens des Grundbesitzers gegenüber seinen Vasallen beinhaltete. Aber der Markt, der die Realitäten nur auf der Grundlage von Ertrag und Nutzen definiert, bezahlte den Kindern und Frauen viel weniger als den Männern.  

Jener Horizont brauchte eine ideologische Avantgarde, eine Antwort von der Linken aus, um unmittelbare Strategien aufzuzeigen, denn fast die gesamte offizielle Politik lag in den Händen von Männern, die vom Männlichkeitskult geprägt, sich nicht für die Emanzipation der Frau interessierten. Auf dieser Bildfläche erschien Clara Zetkin, zunächst eine Sozialdemokratin, als diese Bezeichnung noch ein Streben nach gesellschaftlichem Wandel bedeutete, dann eine überzeugte Revolutionärin, was die von der elften These Marx` über Feuerbach ausgehende These der Aktion als Transformation angeht.

DER FEMINISMUS

Aufgrund der schnellen Industrialisierung Deutschlands nach seiner nationalen Einheit während der Regierungszeit Bismarcks, füllten sich die Städte mit mittellosen Bäuerinnen, viele von ihnen alleinstehende Mütter mit einem oder mit mehreren Kindern. Man könnte die Lage in einem Land, das außerdem noch religiös dominiert war, als chaotisch bezeichnen.

Clara Zetkin,eine junge Frau von 25 Jahren, war die kräftigste Stimme in der entstehenden feministischen Bewegung. In einem Land voller Spannungen, bekam die Sozialdemokratin zu ihrer Verwunderung eine Nachricht ausgehändigt, die sie zur „Deutschen no grata“ erklärte. Man weiß, dass dieses Pamphlet von Kanzler Bismarck selbst geschrieben wurde, der zu dem Zeitpunkt damit beschäftigt war, sowohl die feudalen Strukturen wie die konservativen Elemente des Kapitals zu erhalten, in jenem Land, das alle als Bühne für die nächste, große und definitive Revolution ansahen.

Der Prestigeverlust durch die Manöver der Ultrakonservativen und der Aufstieg einer mächtigen Sozialdemokratie, die aber bereits mit dem Kaiser paktierte, gaben Clara die Möglichkeit in ihr Heimatland zurückzukehren, nachdem sie auf die Verordnung des Kanzlers hin im Exil gelebt hatte. Von dem Augenblick an nahm sie sich der Hunderttausenden von Bauersfrauen an, die unter schlimmsten Bedingungen für Tageslöhne arbeiteten, die kaum zum Essen reichten.

JOURNALISMUS, RISIKO, EXIL

Die von ihr gegründete Tageszeitung „Die Gleichheit“ nahm die Tradition des Journalismus der Anklage von Karl Marx unter dem Motto“ die Schmach muss schmachvoller gemacht werden“ wieder auf und dort, auf den ersten Seiten jenes ersten sozialistischen und feministischen Pressemediums erschienen die wirklichen Zahlen, die Auskunft über die Lage der Frau als Arbeiterin und Bürgerin ohne Rechte gaben.

Es war Clara, die die theoretischen Grundlagen für die aktuellen Kämpfe um die Gleichberechtigung der Geschlechter, für das Recht auf Verschiedenheit und für soziale Minderheiten lieferte. Es handelt sich hierbei um eine Geschichte, über der wie ein Damoklesschwert die Gefahr der Zensur und der Einkerkerung sowie die Gleichgültigkeit der Führer der Sozialdemokratie schwebte, die in ihrer chauvinistischen Haltung gefangen waren.

Auf der Internationalen Konferenz der Sozialistischen Frauen in Stuttgart einigte man sich auf Aktionsleitlinien, die der staatliche Macht ein Dorn im Auge waren. Von diesem Augenblick an waren die Überwachung durch die Geheimpolizei und das Öffnen von Briefen das tägliche Brot für eine Kämpferin, die die Sozialdemokraten nicht anerkennen und die sie vor allem wegen ihrer Position gegen den Krieg im deutschen Parlament möglichst wenig sichtbar machen wollten. Clara wurde von ihren ehemaligen Genossen allein gelassen und es zeichnete sich ein gewaltsames Ende für sie ab, wenn man von ihrer Korrespondenz und den Angriffe von Seiten der traditionellen Politik ausgeht.

MOSKAU

Aus ihrem Exil im bolschewistischen Russland gibt es ihr berühmtes Interview mit Lenin, in dem er versicherte, dass ohne die Frauen „ die Machtübernahme und die Emanzipation unmöglich ist“. Sie, völlig überrascht im Motor der ersten Erhebung für die Freiheit des Proletariats ein Echo ihrer eigenen Stimme zu finden, fragte ihn, wie man dieses Ziel so schnell wie möglich erreichen könne. „Wir müssen eine internationale feministische Bewegung in Angriff nehmen, ohne diese werden die Parteien nicht funktionieren“, sagte der Kreml Führer.

An einem Tag wie heute im Jahr 1933 starb Clara und hinterließ uns die Spur einer Frau, die in sich die Kraft der Geschichte trug.

Quelle:

Granma Internacional