Gerechte Löhne, Hoffnung und Herausforderungen

Die Lohnerhöhungen im haushaltsgestützten Sektor, die bereits in Kraft sind, spielen im Leben der Nation eine so große Rolle, dass sie nicht stattfinden konnten, ohne Reaktionen hervorzurufen. Es war zu erwarten, dass diese zwischen den begeisterten Begünstigten dieser Maßnahme und denjenigen, die ihren Wert für die Entwicklung des Landes und seines sozialistischen Projekts sehen, und denjenigen die auf das Scheitern dieses Projekts setzen, entstanden.

Das erklärt sogar, dass einige dieser letztgenannten es vermieden haben, sich offen dazu hinreißen zu lassen, diese kühne Maßnahme abzuwerten. Das heißt nicht, dass sie bereit wären, dem möglichen Erfolg der Maßnahme die Gunst des Zweifels zuzugestehen und wenn auch nur, um ihre Absichten zu verbergen und bei der Bevölkerung auf noch mehr Ablehnung zu treffen.

Trotz aller Hürden, die man den sozialistischen Bestrebungen gestellt hat, wozu auch die Blockade gehört, und trotz der Fehler, die gemacht wurden und die in Zusammenhang mit diesen Hindernissen zu sehen sind, steht doch die Mehrheit des Volkes treu zu den Idealen des Sozialismus. Diese sind neben dem staatlichen Unternehmen im haushaltsgestützten Sektor des Landes, die beide den sozialistischen Charakter der Revolution prägen, sehr präsent.

Die Lohnerhöhungen erhöhen entscheidend die Kaufkraft derer, die in ihren Genuss kommen, sie bergen Herausforderungen, in erster Linie wirtschaftlicher Art und verlangen konstante Arbeit. Man hat gute Analysen zu dem Thema gemacht, und ohne die anderen abwerten zu wollen, möchte ich den Artikel „Wenn ich mein neues Gehalt bekomme“ von Ariel Terrero, der in Cubadebate veröffentlicht wurde, als Beispiel anführen. Er ist über die digitalen Medien, die immer größere Teile der Bevölkerung erreichen, verbreitet worden und er verdient es, auch in den Printmedien zu erscheinen, damit eine noch größere Zahl von Lesern der Zugang ermöglicht wird.

Der Autor dieser Kommentare wird nichts anderes tun, als einige der Gedanken aufzugreifen.Dort wird daraufhin gewiesen, dass die Lohnerhöhungen erheblich und notwendig waren und dass es nicht, wie dies in einigen guten Erklärungen zum Ausdruck gebracht wurde, darum gehe, die bekannte Einkommenspyramide umzukehren, sondern darum sie beizubehalten, indem man sie begradigt.Sie war so auf den Kopf gestellt und ist es noch immer.

Einige der von verschiedenen Personen aufgeworfenen Zweifel haben damit zu tun, dass man sich fragt, ob man sie nicht hätte „nach und nach“ durchführen sollen und nicht mit der scheinbaren Eile, mit der sie umgesetzt wurden. Ist vielleicht ist dieses vorgeschlagene „nach und nach“ in ein paar Jahren anzuwenden, besonders dann, wenn die staatliche Verwaltung wegen der wachsenden Zahl von Beschäftigten, die in den privaten Sektor gewechselt sind, und die jetzt anstatt aus der Staatskasse bezahlt zu werden, Steuern dorthin abführen? Man wird die Steuerpraxis perfektionieren und Steuerhinterziehungen vorbeugen müssen, aber die Realität wie sie jetzt ist, liefert dem Land Quellen der Ersparnis und des Einkommens.

Die Herausforderung der Lohnerhöhungen, die nur als einen Schritt in dieser Richtung – und in Richtung anderer, ebenfalls notwendiger Maßnahmen angekündigt wurde, liegt auf wirtschaftlicher Ebene: offensichtlich ist ein Anstieg bei der Produktion und der Bevorratung erforderlich. Aber das wäre immer nötig, wenn sich nötige Lohnerhöhungen aufgestaut haben, und die Kosten, sie nicht zu erhöhen, wären auf der politischen Ebene höher gewesen. Dort haben sich bereits die Folgen der Beibehaltung des Status schwerer Zahlungsunfähigkeit der Arbeiter, die im öffentlichen Sektors arbeiten, bemerkbar macht, während auf der anderen Seite der private Sektor und seine Dividenden wachsen.

Die Verzögerung bei der Auszahlung eines gerechten, an die Lebenshaltungskosten angepassten Lohns für besagte Arbeiter, würde weiter der Wirtschaft schaden.Denken Sie nur einmal an den Exodus von qualifizierten Arbeitskräften aus den Sektoren, die zur Beibehaltung des Niveaus bei der Bildung notwendig sind, die elementar sind, um an verschiedenen Fronten die Produktion von Material und die Dienstleistungen zu garantieren, hin zum privaten Sektor -oder zu anderen Breitengeraden. Darunter ragt die Gesundheit hervor, die direkte Einkünfte erzielt, zusätzlich zu ihrem konkret menschlichen Wert zum Wohl der Menschheit und im nationalen Rahmen zu dem der Bürger.

Über die Formalien in den Wirtschaftsplänen hinaus muss man Bildung und Gesundheit als strategische Sektoren betrachten. Was ist über andere Berufe zu sagen, die aufgerufen sind, die Werte des Verhaltens und die ideologischen Werte zu stärken? Der juristische Bereich, wie auch der der Gesundheit, hatten bereits Gehaltserhöhungen erhalten, und diese werden ansteigen.

Die mangelnde Zahlungsfähigkeit der erwähnten Sektoren und anderer war nicht erwünscht. Sie benachteiligte eine Masse an Arbeitern, die für den sozialistischen Charakter des politischen Projekts relevant sind. Eine so geringe Zahlkraft wurde auch nicht durch die Dienstleistungen ausgeglichen – also Bildung und Gesundheit – die durch die Einkünfte bezuschusst werden, die aus der allgemeinen Arbeit des Landes stammen.

Besagte Subventionen, die einen nicht ausreichenden aber dennoch für viele notwendigen Teil der normierten Grundbedarfsmittel umfassen, kommen guten und schlechten Arbeitern zugute und auch jenen, die sich bereichert haben und weiter diverse Wege verfolgen, seien diese nun legal und ehrenwert oder kriminell. Dies soll hier einfach nur festgestellt werden, aber man müsste, um angemessene Maßnahmen durchzuführen, darüber eine tiefgründige Analyse anstellen, damit die Gleichmacherei – nicht mit gerechter Gleichheit zu verwechseln – nicht die gewonnene oder noch zu gewinnende Gerechtigkeit schmälert, die alles sein muss, um das Ideal Martís zu erfüllen und das Volk zu respektieren.

Eines der Argumente – in oder ohne Anführungszeichen- das gegen die sozialistischen Bestrebungen Kubas angeführt wurde, war der geringe Lohn eines großen Teils der Bevölkerung. Mehr oder weniger erklärten Feinden der Revolution hat dies sichtlich Vergnügen bereitet und einer prophezeite, dass Kuba keine Löhne erhöhen könnte. Es ist kein Zufall, dass sie nun deswegen versuchen Zweifel und Ungewissheit zu säen.

Um eine bestimmte revolutionäre Fassade zu wahren und um nicht offen gegen die Revolution und die Mehrheit, die sie verteidigt, Stellung zu beziehen, sind einige sogar soweit gegangen zu sagen, dass sie die Dynamik des Marktes nicht als einen Zauberstab ansehen würden, um die Bedürfnisse Kubas zufriedenzustellen. Jetzt aber wenden sie sich wieder gegen die staatlichen Vorhaben, eine Begrenzung für die Preise festzusetzen, die, wenn sie weiter anstiegen, die Wirkung der neuen Lohnerhöhungen zunichte machen würden. Dies würde das Ungleichgewicht verstärken, das das Land versucht umzukehren oder auszugleichen und das auch Einfluss auf die staatliche Preispolitik hatte.

Einige vergessen, oder geben vor zu vergessen, dass in einem Projekt wie dem kubanischen, die Wirtschaft nicht auf der einen Seite und die Politik auf der anderen Seite gehen darf. Es gab sogar solche, die dies, gegen die Revolution gemünzt,als einen Akt der Weisheit kundgetan haben. Ja, die beiden müssen zusammengehen, als politische Ökonomie, ein Syntagma in dem beide Begriffe eine Funktion erfüllen und keines der beiden über das andere herrschen soll.

Angesichts der liberalen Aufruhrs gegen die Bestrebung, die Wirtschaft zu organisieren und die Bedürfnisse der Bevölkerung zu befriedigen, lohnt es sich an Herbert Spencer zu erinnern, der im XIX. Jahrhundert, die Beteiligung des Staates an der Bewältigung sozialer Probleme Sozialismus nannte, den er als „zukünftige Sklaverei“ bezeichnete. So versuchte man dem Versuch des Staates den Bedürftigsten zu helfen, als Fehler zu brandmarken.

In Antwort auf Spencer erachtete José Martí die Gefahren des Bürokratismus der Kaste der Beamten, der schlechten Arbeitsmoral und anderer Übel, die jener aufzeigte und die im Schutz der übermäßigen Zentralisierung gedeihen könnten, nicht gering. Aber er behielt gegenüber den bürgerlichen Vorurteilen des britischen Denkers seine aufrichtige Haltung bei. Im Unterschied zu diesem teilte er mit den Armen der Erde sein Los und sagte: „Wir sagen der Politik: Irre dich, aber tröste! Dass der Trost sich niemals irre“.

Die auseinandergehenden Meinungen von Martí über Spencer wurden verfälscht und sie sprengen den Raum und die Absicht dieses Artikels, dessen Autor sie in „Luces de José Martí para el Socialismo“ behandelt, der im Internet zu finden ist.

Silvio Rodríguez – der so geglückt die Ideen Martís in seinen Liedern zum Ausdruck bringt: „Nur die Liebe bringt Wunder hervor“, zollt damit z.B. einem der Verse Martís Tribut in dem es heißt: „Nur die Liebe bringt Melodien hervor“und er hat treffsicher gesungen: „ Wie gut bereitet der Kleinbürger seine Maske vor!“ und „Von einem gefüllten Tisch aus hat keiner Probleme, die Lumpenkarawane aller Armen zu beklatschen“. Ja, das Schwierige und wirklich Verdienstvolle ist, sie wirklich ohne zu zögern zu verteidigen, wenn der Moment gekommen ist, dies zu tun, auch wenn er selbst nicht einer von jenen ist und diese nicht notwendigerweise etwas mit „Gassen, Flüchen und Werkstatt“ zu tun haben.

Das, was sich in Kuba entscheidet, ist ernst, sehr ernst und seine Führung muss die Stiere bei den Hörnern packen, in der Sicherheit, die Mission zu haben auf die beste Weise zu arbeiten – mit den besten Ergebnissen – für das Volk, deren Teil sie ist und nicht, um jenen zu gefallen, die auf sie einschlagen, egal ob sie rudert oder aufhört zu rudern. Rudern wir auf den vollständigen Sieg hin, versuchen wir keine Fehler zu machen, aber wohl wissend, dass der schlimmste Fehler der Stillstand und die Resignation wäre, wenn wir nicht das verändern, was zum Guten verändert werden muss. Die neuen Löhne werden auch kein Zauberstab sein, aber sie bereiten den Weg für Gerechtigkeit und Hoffnung und werden dabei helfen, Herausforderungen zu bestehen.

Quelle:

Granma Internacional