Von der Guerillera zur Lokalpolitikerin in Teusaquillo-Bogotá

Es ist Wahlkampf in Kolumbien. Es werden die Kommunalwahlen stattfinden und die FARC, die neue aus der ehemals aufständischen Bewegung FARC-EP heraus entstandene Partei, tritt zum ersten Mal mit rund 80 eigenen Kandidat*innen und in noch mehr Koalitionen mit anderen progressiven Parteien und Bündnissen an.

Waren die letzten Wahlen eher frustrierend für die FARC, so erhofft man sich von den Kommunalwahlen wieder den Kontakt zur Basis zu erlangen. In Zeiten des Kreiges war dieser enorm wichtig und ein wichtiger politisch-sozialer Baustein, der anscheinend in der zurückliegenden Zeit nicht ordentlich gepflegt wurde.

Im Folgenden präsentieren wir einen Artikel über die Genossin Isabela, ehemals Kommandantin im Ostblock der FARC-EP. Der Artikel wurde veröffent auf Mujerfariana.

Carolina Suárez Quilaguy oder wie das Land sie aus den Friedensgesprächen in Havanna kennt, Isabela Sanroque, bereit sich nach mehr als 10 Jahren in der Guerilla darauf vor, mit der Plattform #SoyBogotá in den Wahlkampf zu ziehen, um ihre Stimme und Politik den Frauen zu geben.

Nach Jahren als Guerillera in der FARC-EP und ihrer Rückkehr in ihre Heimatstadt kam sie in das Stadtviertel nach Teusaquillo, wo sie derzeit lebt. Von dort aus möchte sie eine alternative Kraft sein und Räume für die Teilnahme der Bewohner*innen dieser Stadt errichten, die jetzt ihre Kampfzone und politische Aktion als Frau, Studentin, Anführerin und Mitglied im Prozess der Wiedereingliederung in der neuen Partei der Alternativen Revolutionären Kraft des Volkes (FARC) sind.

Isabela ist eine 35-jährige Frau, Tochter einer alleinerziehenden Mutter, eine Proletarierin wie die meisten kolumbianischen Mütter, die es immer geschafft haben, ihr kleines Mädchen durch die Auf und Ab zu bringen und gleichzeitig ihre Kernfamilie zu unterstützen, die kaum Vorzüge und wirtschaftliche Möglichkeiten hatte. Isa, wie sie von ihren Bekannten genannt wird, arbeitete von sehr jung an in Nachbarschaftsprozessen der Stadt, in der sie lebte und mit viel Hingabe in Jugendorganisationen, in der sie mit den verschiedenen Problemen um sie herum kämpfte. Sie schaffte es schließlich, in die Universidad Distrital einzutreten und kehrte nun dorthin zurück, um ihr Studium fortzusetzen.

Aus dieser Nachbarschaftsarbeit heraus traf sie auf die FARC-EP und während der ersten Regierung von Álvaro Uribe Vélez, wo soziale Aktivist*innen, Menschenrechtsverteidiger*innen und im Allgemeinen das kritische Denken ermordet wurden, fühlte sie das Bedürfnis, ihr Leben und das ihrer Familie durch den Beitritt zur Guerilla zu schützen. Sie war davon überzeugt, dass der bewaffnete Kampf (wie die Kombination von Kampfformen) eine Möglichkeit und ein größeres Projekt war als sie selbst, dass eines neuen Landes, in dem nie wieder eine Person zum Schweigen gebracht wird, nur weil sie anders denkt. Sie beabsichtigte ein Land mit kollektiven Beteiligungsmöglichkeiten.

In den Guerillas gelang es ihr, aufgrund ihrer eigenen Bemühungen und ihrer offensichtlichen Fähigkeit, den politischen Kontext im Rahmen des Konflikts zu verstehen, eine Kommandeurin zu werden. In der Guerilla wuchs sie auf und bildete sich zur heutigen Anführerin und als eine aufständische Feministin aus, dort wo sie liebte, weinte und glücklich war. Sie dachte immer, die Lösung für das Land wird niemals der Krieg sein, sondern der Aufbau von Frieden und nationaler Versöhnung.

Jetzt ist Isabela, eine Liebhaberin der Musik und des Teilens mit Menschen, die davon träumt, sich mit Fragen des Wiederaufbaus der Erinnerung zu befassen, eine Studentin der Sozialwissenschaften, Verteidigerin und Kämpferin für ein gutes Leben, Feministin, Mitglied des Forschungsteams von der Universidad del Rosario und Kandidatin für den Kommunalen Aktionsrat in der Lokalität 13 von Teusaquillo, einem der Gebiete, in denen sich die größte politische Aktivität des Hauptbezirks konzentriert. Dort, wo versteckte Armut herrscht, welches eines der größten Probleme ist, Ort der Anwesenheit wichtiger akademischer und populärer Diskussionsszenarien wie der Nationalen Universität und all des Kontrasts, der im Herzen von Bogotá besteht. Dort kämpft sie für die Frauen, Jugendlichen und Erwachsenen, ältere Menschen und Kinder, für die Teilnahme und den Bau neuer lokaler kollektiver Schauplätze. Bei den nächsten Wahlen wird sie auf die Unterstützung viele hoffen können, wenn im Oktober mit der Nummer 88 auf Position 8 in der Liste von der Koalition Colombia Humana Teusaquillo antritt, auf den Kampf der Ideen und des Friedens aus den Territorien und mit den Menschen setzend.

Quelle:

Kolumbieninfo – Widerstand in Kolumbien