#Coronoliday? Nix da!

Nur weil SchülerInnen aufgrund der Corona-Pandemie nicht physisch in der Schule anwesend sein konnten, hieß das noch lange nicht, dass sie Ferien hatten – im Gegenteil, die Osterferien schienen in einigen Städten aufgrund von Corona sogar eher auszufallen. LehrerInnen gaben trotz Unterrichtsausfall und Ferien Aufgaben für zu Hause auf, und davon nicht zu wenig. Gleichzeitig sollen sogar die Abschlussprüfungen wie gewohnt stattfinden. Ein Anstieg des ohnehin schon viel zu hohen Lernstresses ist also vorprogrammiert.

Damit steigt auch die Bedeutung des Einkommens der Eltern sowie die der Lernsituation zu Hause für beispielsweise einen guten Schulabschluss. Denn wer kein eigenes Zimmer hat, wer ständig auf seine Geschwister aufpassen muss und sich keine Nachhilfe leisten kann, der hat beim Homeschooling nun einmal den Kürzeren gezogen. Dazu kommt, dass es in vielen Haushalten nicht genügend Computer gibt, um für alle schulpflichtigen Kindern einen angemessenen Zugang zum ,,digitalen Unterricht‘‘ gewährleisten zu können. Eine Studie der Pädagogischen Hochschule Zug belegt, dass SchülerInnen aus ärmeren Haushalten stärker negativ von den Corona Maßnahmen der Bundesregierung betroffen sind.

Kaputtgespartes Bildungssystem

Die jetzige Situation zeigt auch: Das Bildungssystem wurde über Jahre hinweg vernachlässigt und kaputtgespart. Die Auswirkungen des seit Jahren ignorierten Lehrkräftemangels sind erheblich. Gerade in Zeiten des digitalen Unterrichts zuhause brauchen viele SchülerInnen besondere individuelle Förderung, um nicht abgehängt zu werden. Doch diese kostet besonders viel Zeit, die eine einzelne Lehrkraft bei Klassengrößen von 30 SchülerInnen nicht hat. Gleichzeitig ist die digitale Infrastruktur an vielen Schulen mangelhaft. Das führt auf der einen Seite zur erheblichen Arbeitsbelastung der LehrerInnen, auf der anderen Seite verstärkt es die ohnehin schon starke Selektion der SchülerInnen. Durch den Unterschied zwischen Arm und Reich werden dann besonders Kinder aus einkommensschwachen Familien aussortiert. Denn: Noten mussten trotz Krise in einigen Bundesländern weiterhin vergeben werden.

Anfang Mai ging die Schule trotz nicht gesunkenem Ansteckungsrisiko und fragwürdigem Hygieneplan stufenweise wieder los. Mit dem aufzuholenden Stoff sind viele SchülerInnen überfordert – gut, dass das Bildungsministerium des Landes NRW ,,wichtige Tipps für die ersten Tage nach dem Schulbeginn‘‘ veröffentlicht hat. Dort wurde den SchülerInnen nämlich empfohlen, dass sie den ersten Schultag einfach zum schönsten Tag der Woche machen und einen schönen Film gucken sollen. Na dann können die SchülerInnen ja getrost über nicht bestandene Abschlüsse oder deutlich schlechtere Noten hinwegsehen. Super!

Elisa, Siegen

Quelle:

SDAJ – Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend