Europa speist die Entwicklungsländer mit Trinkgeld ab

„Bundeskanzlerin Angela Merkel muss sich auf dem EU-Sondergipfel für mehr Corona-Soforthilfe für Entwicklungsländer einsetzen. In dem Corona-Aufbaufonds, über den die Staats- und Regierungschefs ab Freitag beraten, sind von den 750 Milliarden Euro nur 15,6 Milliarden Euro für die Notlage im globalen Süden vorgesehen. Dies sind zwei Prozent des europäischen Gesamtpakets und allenthalben ein Trinkgeld.

Zudem waren diese Mittel bereits für die Entwicklungshilfe vorgemerkt. Nur eine halbe Milliarde Euro will die EU tatsächlich zusätzlich für die kurzfristige Bekämpfung der coronabedingten Folgen in Entwicklungsländern bereitstellen. Das ist ein Armutszeugnis für das reiche Europa und wird sich rächen“, erklärt Helin Evrim Sommer, entwicklungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, vor dem EU-Sondergipfel zum Corona-Wiederaufbaufonds. Sommer weiter:

„Die EU verfügt über die finanziellen Möglichkeiten, um ihrer internationalen Verantwortung gerecht zu werden. Die Welt ist zu vernetzt, um die globale Corona-Krise zu ignorieren. Das haben uns die Pandemie und ihre Auswirkungen gerade gelehrt. Infolge der Corona-Pandemie könnten 2020 bis zu 121 Millionen Menschen verhungern, warnte jüngst die Hilfsorganisation Oxfam. Weltweit haben viele Arbeiterinnen und Arbeiter durch die Einschränkungen kein Einkommen, lokale Märkte sind geschlossen und verschärfen die Hungerlage. Die Hilfsgelder sind um ein Drittel zurückgegangen. Die Lieferketten sind teilweise eingebrochen. Die wirtschaftliche und politische Rolle Deutschlands und der EU bringen die Verantwortung mit sich, die Bekämpfung der coronabedingten Wirtschaftskrise international zu führen. Kanzlerin Angela Merkel muss den Gipfel als Chance begreifen, sich auf EU-Ebene für den sofortigen und massiven Ausbau Entwicklungszusammenarbeit einzusetzen.“

Quelle:

Fraktion Die Linke im Deutschen Bundestag