Wisag Ground Service Tegel insolvent – 350 Arbeitsplätze bedroht

Die Wisag, Betreiberin mehrerer Bodendienstleisterfirmen auf den Berliner Flughäfen, hat jetzt für eine Tochterfirma, die Ground Service Tegel GmbH Insolvenz angemeldet. Betroffen sind rund 350 Beschäftigte, die zum großen Teil mehr als 30 Jahre auf dem Flughafen gearbeitet haben. Sie sind Altbeschäftigte der ehemaligen Globeground, die im Zuge von Privatisierungen im Jahr 2008 an die Wisag verkauft wurde. Nach internen Informationen will die Wisag für die Ground Service Tegel GmbH eine Insolvenz im Schutzschirmverfahren – also in Eigenverwaltung – durchführen.

In einem Schreiben der Arbeitgeber an die Beschäftigten heißt es wörtlich:

„Durch coronabedingte Umsatzeinbußen und großvolumige Kundenverluste befindet sich die WGST in einer existenzbedrohenden Lage, auf die wir reagieren müssen. Das Verfahren spannt nun einen dreimonatigen Schutzschirm über das Unternehmen und bietet uns die Chance, den operativen Betrieb fortzuführen. In den kommenden drei Monaten wird das Management versuchen, ein neues Geschäftsmodell für die WGST zu entwickeln mit dem Ziel, für einen Teil der Belegschaft eine Perspektive zu schaffen.“

Aus Sicht von ver.di stellt sich die Lage allerdings etwas anders dar: Die Gewerkschaft hatte bereits 2018 gemeinsam mit der Wisag AG tarifvertragliche Abfindungsansprüche für Mitarbeiter vereinbart, die beim Wechsel zum BER ihren Job verlieren. Hier sollten bis zu 15 Monatsgehälter Abfindung gezahlt werden. Die jetzt erklärte Insolvenz führt dazu, dass die Abfindungen auf maximal zweieinhalb Monatsgehälter nach Insolvenzordnung gedeckelt sind. „Das Verhalten der Wisag lässt vermuten, dass die Corona-Krise und die absehbare Schließung von Tegel dazu benutzt werden, Kosten zu sparen und die teureren, aber am besten qualifizierten Altbeschäftigten billig loszuwerden“, sagt Enrico Rümker, zuständiger ver.di-Gewerkschaftssekretär.

ver.di erwartet, dass die gemeinsam vereinbarten Tarifverträge umgesetzt werden. Sie wurden für genau den Fall abgeschlossen, der jetzt eingetreten ist. Die Tarifverträge durch eine innerhalb des Konzerns herbeigeführte Insolvenz aushebeln zu wollen, ist für die Beschäftigten frustrierend und mit Zukunftsängsten verbunden.

„Nach Einschätzung von ver.di zeigt auch die jetzt erklärte Insolvenz, dass die Privatisierung und der Verkauf der Globeground im Jahr 2008 schwere Fehler waren, die jetzt korrigiert werden müssen. Die Bodenabfertigung gehört in die Hand des Flughafens“, Enrico Rümker.

Quelle:

ver.di Landesbezirk Berlin-Brandenburg