Kurdische Autonomieverwaltung geht Deal mit US-Ölkonzern ein

Wie vor einigen Wochen bekannt wurde, schließt die mehrheitlich kurdische „Autonome Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens“ sowie ihr bewaffneter Arm, die SDF (Syrian Democratic Forces), einen Deal mit dem US-Ölkonzern Delta Crescent Energy LLC. ab, der sich auf 25 Jahre beläuft. US-Außenminister Mike Pompeo bestätigte diese Meldungen in einer Sitzung des „Foreign Relations Committee“, an der auch der Trump-nahe US-Senator Lindsey Graham teilnahm, und fügte hinzu, dass die Finalisierung des Vertrages etwas mehr Zeit in Anspruch genommen hat, als anfänglich gehofft.

Pikant dabei ist, dass die Ölfirma Delta Crescent Energy LLC. im Februar 2019 offiziell von drei ranghohen Vertretern des US-Imperialismus im Bundesstaat Delaware gegründet und im April desselben Jahres akkreditiert wurde, um in Syrien Ölgeschäfte abzuwickeln. Zu den Gründern gehören Tom Reese, ehemaliger Oberstleutnant der US-Armee, John Dorrier, der hohe Posten im Ölkonzern Gulfsland Petroleum besetzte, welche zuvor schon im Nordosten Syriens operierte, und James Cainand, der vormals US-Botschafter in Dänemark war.

SDF und USA Hand in Hand gegen Syriens Souveränität

Konkret sollen unter Wissen und expliziter Unterstützung des Weißen Hauses die Raffinerien auf den Ölfeldern modernisiert und existierende Ölfelder noch intensiver ausgebeutet werden. Die US-Regierung hatte vor einiger Zeit schon der kurdischen Selbstverwaltung bzw. den SDF zugesagt, modulare Raffinerien in die Regionen zu schicken, um die Versorgung mit syrischem Öl zu sichern. Seit der imperialistische Krieg in Syrien tobt, ist die Ölproduktion von 380.000 auf 60.000 Barrel gefallen und wird in meist undichten Pipelines transportiert. Präsident Trump hat schon letztes Jahr konzise die Interessen des US-Imperialismus an mehreren Stellen – wie über Twitter – deutlich zum Ausdruck gebracht, als er im Zuge des angeblichen „Truppenabzugs“ aus Syrien 500 Elite-Soldaten auf syrischen Ölfeldern stationiert bleiben ließ. Seit 2017 haben die mehrheitlich kurdischen SDF zudem ihre sogenannte Autonomieverwaltung massiv expandiert und große Gebiete im öl- und erdgasreichen Nordosten eingenommen, dessen Bevölkerung mehrheitlich arabisch ist und weder historisch noch politisch in einer Verbindung mit den syrischen Kurden steht.

In einer Presseaussendung im August hat das Außenministerium der syrischen Regierung diesen Deal unter anderem als einen schweren Diebstahl bezeichnet. Dieser Vertrag könne nur als eine Abmachung zwischen Dieben, die stehlen, und Dieben, die kaufen, beschrieben werden und stelle einen Angriff auf Syriens Souveränität dar.

Langfristige Pläne des US-Imperialismus

Wie die Führung der SDF und der Selbstverwaltung weiß, können Verträge dieser Art die US-Präsenz in Syrien einzementieren und die Zusammenarbeit jenseits rein militärischer Bereiche ausbauen. Diese wirtschaftliche Kooperation sorgt außerdem dafür, dass der syrischen Regierung unter Baschar Al-Assad wichtige Einnahmequellen aus dem Ölhandel abhandenkommen. Tom Reese, einer der Gründer von Delta Crescent Energy, hat schon letzten Oktober einen Artikel veröffentlicht, wonach ein langfristig geplanter Wirtschaftskrieg durch Zuarbeit des US-amerikanischen Staates relativ blutlos die syrische Regierung zerstören werde.

Nach dem jahrelangen imperialistischen Krieg in Syrien, in einer Situation einer weltweit anwachsenden kapitalistischen Krise, wäre die Folge dieser Politik, die territoriale und soziale Spaltung des syrischen Volkes noch mehr voranzutreiben und das allgemeine Elend zu verschlimmern. Entgegen den romantisierenden Mythen rund um die sogenannte „Rojava-Revolution“ in bürgerlichen und linken Medien zeigt diese Nachricht erneut, dass wesentliche politische Kräfte Rojavas zwar glauben mögen, die USA für ihre Zwecke taktisch instrumentalisieren zu können, doch de facto ist das Ergebnis genau das umgekehrte und man dient unweigerlich der Strategie und den Interessen des US-Imperialismus.

Quelle: NPASYRIA/AL-Monitor

Quelle:

Zeitung der Arbeit