ver.di kritisiert 1&1

Mehr als ein Jahr nach der Versteigerung der Frequenzen für den 5G-Mobilfunk kritisiert die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) Hemmnisse beim notwendigen Netzausbau. „Der Einstieg von 1&1 als viertem Bieter für die 5G-Frequenzen hat dazu geführt, dass die Deutsche Telekom, Telefonica und Vodafone viel mehr Geld für die 5G-Lizenzen hinblättern mussten, als dies notwendig war und von Experten vorab erwartet wurde“, sagte Christoph Heil, der in der ver.di-Bundesverwaltung für den Fachbereich Telekommunikation/IT zuständig für Regulierungsfragen ist. „Dieses Geld wäre besser für neue Antennen- und Funktechnik angelegt gewesen. Jetzt fehlt es den etablierten Netzbetreibern bei ihren Infrastrukturinvestitionen.“

Vodafone, Telefonica und Deutsche Telekom hätten allerdings trotz dieser vermeidbaren milliardenschweren Zusatzkosten durch die Auktion bereits ihre ersten 5G-Angebote zum Laufen gebracht, nur bei 1&1 tue sich wenig. „Von einer Dynamisierung des Netzausbaus durch 1&1 ist nichts zu sehen, das Gegenteil ist der Fall.“ Statt sich um den Netzausbau zu kümmern, streite sich das Unternehmen um Preise für Netzkapazitäten und rufe die Bundesnetzagentur an, um möglichst günstig die Netze der drei Wettbewerber nutzen zu können.

Dieses Vorgehen von 1&1 kritisiert ver.di scharf. Dies verunsichere die Branche und sei in der Wirkung ein Investitionshemmnis, so Heil weiter. „Für die etablierten Netzbetreiber ist es eine Zumutung, die neue teure 5G-Infrastruktur aufzubauen, wenn sie damit rechnen müssten, diese dann für die Mitnutzung durch einen Konkurrenten bereitstellen zu müssen.“ Derzeit sei völlig offen, ob und in welchem Umfang und zu welchen möglichen Konditionen dies eintreten könnte.

Die Zulassung eines vierten Players auf dem Mobilfunkmarkt, der erst die Auktionskosten in die Höhe treibe, dann selber nicht in der Lage sei, ein Netz zu bauen und nun nach der Regulierung rufe, sei ein Fehler der Bundesregierung gewesen, so Heil weiter. Ihr obliege es, den Fehler zu korrigieren. „Das aktuelle Vorgehen geht zu Lasten eines zügigen Netzausbaus. Hier müssten Entscheidungen getroffen werden, mit denen das geändert wird; diese dürfen aber nicht zu Lasten der etablierten Netzbetreiber und deren Beschäftigten gehen.“

Quelle:

ver.di