Übernommen von Deutsche-Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen:
Vor 500 Jahren, im Jahr 1525, erschütterte ein gewaltiger Aufstand das Heilige Römische Reich: der Deutsche Bauernkrieg. Hunderttausende Menschen erhoben sich in einem der größten sozialen Proteste des 16. Jahrhunderts gegen feudale Unterdrückung, wirtschaftliche Ausbeutung und politische Willkür. Was mit reformatorischen Hoffnungen begann, mündete in einem revolutionären Ruf nach „Gerechtigkeyt“ – einem Ruf, der blutig niedergeschlagen wurde, aber bis heute nachhallt.
Zum Jubiläumsjahr 2025 widmen sich zahlreiche Ausstellungen und Projekte dem historischen Geschehen – nicht nur als Rückblick, sondern als Mahnung und Inspiration für heutige soziale Bewegungen. Insbesondere in Baden-Württemberg, aber auch in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Bayern wird das Gedenken mit regionalen Schwerpunkten lebendig gehalten.
Der Südwesten Deutschlands war ein Zentrum der damaligen Erhebung. Hier entstanden viele der berühmten „Zwölf Artikel“, einer der ersten sozialrevolutionären Grundrechtsforderungen Europas. Museen im ganzen Land greifen das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven auf.
![Quelle: Scherer, Magdalena [@magda_lautseit1525]. (2025, 3. Mai). [KI-generiertes Bild einer historischen Szene des Bauernkriegs in Thüringen] [Foto]. Instagram. https://www.instagram.com/p/DLXP2IxMkzS/?img_index=4](https://zivilcourage.dfg-vk.de/wp-content/uploads/sites/4/2025/08/Bauernkrieg-.png)
Das Landesmuseum Württemberg lädt noch bis zum 5. Oktober 2025 zur großen Ausstellung „UFFRUR! Utopie und Widerstand im Bauernkrieg 1524/25“ ins Kloster Schussenried ein. Auf rund 900 Quadratmetern präsentiert das Museum originale Quellen wie die beeindruckende Weißenauer Chronik, Kleidung, Flugschriften und Waffen aus der Zeit des Bauernkriegs. Ein besonderer Höhepunkt sind moderne KI-generierte Figuren, die aus der Perspektive von Zeitzeugen – von Bauern über Adlige bis hin zu kirchlichen Gegnern – ihre Sicht auf Freiheit, Gerechtigkeit und Aufstand lebendig vermitteln
Parallel tourt die Roadshow „UFFRUR! … on the road“ durch mehrere Städte in Baden‑Württemberg; erste Stationen starteten im Frühjahr/Sommer 2025 und sie wird auch noch bis Herbst 2025 fortgeführt.
Weitere Ausstellungen gibt es in Beuren, Bad Urach, Gingen und Ulm. Diese Ausstellungen setzen sich nicht nur mit der Geschichte auseinander, sondern knüpfen Fragen nach sozialer Gerechtigkeit, zivilem Ungehorsam und der Rolle der Religion in der Gesellschaft an die Gegenwart.
In Sachsen-Anhalt findet eine der zentralen Landesausstellungen zum Bauernkrieg unter dem Titel „1525! Aufstand für Gerechtigkeyt“ statt – organisiert unter anderem vom Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle sowie dem Museum Schloss Neuenburg in Freyburg.
Der Fokus liegt auf der revolutionären Sprengkraft der „Zwölf Artikel“, die als erste schriftlich fixierte Forderungen nach Freiheit, Mitbestimmung und Gerechtigkeit von unten gelten. Besonders wird auch das spannungsreiche Verhältnis zwischen der Reformation als religiösem Reformimpuls und der sozialen Radikalisierung der bäuerlichen Bewegung thematisiert (beide Ausstellungsteile bis 2. November 2025).
Mit dem Ausstellungsprojekt „freiheyt 1525“ erinnern Thüringen und Bayern gemeinsam an das bewegte Revolutionsjahr. Zentrale Orte des Gedenkens sind etwa Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden, wo die Rolle der thüringischen Bauern und ihre Forderung nach lokaler Selbstverwaltung in den Mittelpunkt rückt (bis 31. Oktober 2025), sowie das Museum für Franken in Würzburg, das das brutale Vorgehen gegen die Bauern in Franken und die Rolle der geistlichen Fürsten dokumentiert (bis 5. November 2025).
Erinnerung als Auftrag: Gewaltfreiheit und soziale Gerechtigkeit heute
Für die DFG-VK ist das Bauernkriegsjubiläum nicht nur eine historische Rückschau, sondern ein Anstoß, über die Bedingungen für gerechte, gewaltfreie gesellschaftliche Veränderung nachzudenken. Der Bauernkrieg zeigt, wie schnell aus berechtigten Forderungen gewaltsame Eskalation entstehen kann – aber auch, wie notwendig es ist, für Gerechtigkeit einzutreten, wenn politische und ökonomische Systeme versagen.
Die Forderungen der Bauern nach einer gerechteren Gesellschaft, nach Mitbestimmung, Freiheit und Schutz vor Ausbeutung sind 500 Jahre später nicht erledigt – sie sind aktueller denn je.
Wer tiefer in die Geschichte einsteigen möchte, dem sei die Website www.1525.de empfohlen.
Autor: Yannick Kiesel
Erscheint in der ZivilCourage 3/2025.
Quelle: Deutsche-Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen

