Übernommen von Cuba heute:
Die Energiekrise in Kuba spitzt sich abermals dramatisch zu. Das Stromdefizit erreichte am Montagabend 1916 Megawatt und könnte nach dem erneuten Ausfall des Kraftwerks Antonio Guiteras die kritische Schwelle von 2000 Megawatt überschreiten, wie der staatliche Stromversorger UNE mitteilte.
Die Verschlechterung der Lage begann am Montag mit dem gleichzeitigen Ausfall zweier Kraftwerkseinheiten: Block 4 des Energás-Kraftwerks in Varadero und Block 3 des Kraftwerks in Santa Cruz del Norte gingen unerwartet vom Netz. Das Defizit überstieg damit die geplanten 1710 Megawatt erheblich.
Guiteras-Kraftwerk erneut defekt
Besonders schwer wiegt der neuerliche Ausfall des Kraftwerks Antonio Guiteras in der Provinz Matanzas. Die Anlage, die als wichtigster Stromerzeuger des Landes gilt, fiel am Dienstag wegen eines Lecks im Kessel aus. Der Stromversorger UNE schätzt, dass die Reparaturen vier Tage dauern werden. Die Anlage muss zunächst 30 bis 36 Stunden abkühlen, bevor der Schaden genau lokalisiert werden kann.
Für das Kraftwerk ist es bereits der zweite Ausfall binnen weniger Wochen. Erst am vergangenen Freitag war die Anlage nach einer fast einwöchigen Reparaturpause wieder ans Netz gegangen. Zuvor war sie bereits für eine viertägige Wartung abgeschaltet worden. Die „Guiteras“ hat seit Jahrzehnten keine Generalüberholung mehr erhalten, was ihre Anfälligkeit erhöht.
Der Ausfall der Guiteras verschärft die ohnehin prekäre Energiesituation erheblich. Bereits vor diesem Defekt prognostizierte UNE ein Defizit von über 1400 Megawatt für die Tagesstunden. Für die abendlichen Spitzenzeiten war ursprünglich eine Unterdeckung von 1992 Megawatt vorhergesagt worden – eine Zahl, die nun durch den Guiteras-Ausfall weiter steigen dürfte.
Sechs Kraftwerksblöcke außer Betrieb
Insgesamt sind neben der Guiteras derzeit sechs Kraftwerkseinheiten wegen technischer Probleme außer Betrieb. Neben den genannten Anlagen war zeitweise auch Block 8 des Kraftwerks Mariel betroffen, dessen Wiederinbetriebnahme für Dienstag vorgesehen war.
Zusätzlich fallen 409 Megawatt wegen thermischer Begrenzungen aus. 94 dezentrale Generatoren stehen wegen Treibstoffmangels still, ebenso drei Motoren der schwimmenden Kraftwerksanlage in Regla. Insgesamt summierten sich die Ausfälle gestern auf 825 Megawatt.
Stundenlange Stromausfälle landesweit
Die Energiekrise führt zu anhaltenden Stromabschaltungen von mehr als 20 bis 30 Stunden in verschiedenen Regionen Kubas. Die Regierungspläne zur Reduzierung der Stromausfälle haben sich bislang als unrealistisch erwiesen, da das geplante Wartungsprogramm für die Kraftwerke durch die ständigen Ausfälle und verzögerten Reparaturen immer wieder durchkreuzt wird – obwohl neue Solarparks bereits 558 Megawatt zur Mittagszeit beisteuern.
Die aktuelle Situation weckt Erinnerungen an die landesweiten Blackouts vom Oktober, Dezember und März, als das gesamte Stromnetz zusammenbrach. Experten warnen vor einer Wiederholung dieses Szenarios, sollten weitere Kraftwerke ausfallen oder die Stromnachfrage die prognostizierten 3650 Megawatt überschreiten.
Quelle: Cuba heute

