Übernommen von Freie Arbeiter*innen Union:
In der ersten Augusthälfte fand im südmexikanischen Chiapas ein Treffen sozialer Bewegungen und kämpferischer Organisationen aus aller Welt statt. Delegierte stellten in den autonomen Gebieten der zapatistischen Bewegung ihre Organisationen, ihre Arbeit und die Situation in ihrem Land vor. Wir dokumentieren den Beitrag der Delegierten der FAU und der Initiative Grüne Gewerke.
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I.
Hallo!
Wir sind Tinka und Momo von der FAU Dresden. FAU steht für “Freie Arbeiter*innen-Union” und ist eine Basis-Gewerkschaft aus Deutschland. Das bedeutet für uns dass wir uns als Arbeiter*innen, Schüler*innen, Arbeitslose usw zusammenschließen und uns ohne Chef gemeinsam im Alltag unterstützen und kämpfen.
Mit dieser Struktur kämpfen wir auch für große gesellschaftliche Veränderungen. Wir bauen gleichzeitig die Macht auf, Kapitalismus und Patriarchat anzugreifen und lernen heute schon eine andere Welt aufzubauen, in ihr zu streiten und zu leben.
Dafür organisieren wir uns von unten nach oben, Entscheidungen treffen immer die Betroffenen. Die FAU ist die Föderation der lokalen Syndikate. Wir sind mit anderen Basisgewerkschaften in der Confederación Internacional del Trabajo verbunden.
II.
Wir möchten euch erzählen, in welchen Etappen sich die FAU befindet. Damit meinen wir, welche nächsten Ziele und Aufgaben wir jetzt vor uns haben. Allerdings haben wir in der FAU sehr unterschiedliche Sichtweisen dazu. Auch weil wir uns uneinig sind, in welcher Etappe die Welt ist.
Wir sind uns aber einig darüber, dass wir jetzt Gegenmacht aufbauen müssen, indem sich uns mehr Menschen anschließen.
Wir möchten euch erzählen, wieso sich Menschen uns langfristig anschließen. Wir denken, dass das unsere aktuellen Aufgaben und Arbeiten beschreibt. Das wollen wir lebendig erzählen, durch Anekdoten.
1. Anekdote
Ich habe die letzten 11 Jahre in der Landwirtschaft gearbeitet und gelernt. Ich habe gelernt Tiere zu versorgen, zu melken und Käse zu machen und Gemüse anzubauen. Die Betriebe freuen sich über jede Hilfe, doch gut zahlen tun sie nicht. Also habe ich immer viel gearbeitet, auch weiter gearbeitet wenn der Körper weh tat. Aber das Geld hat selten zum Leben gereicht.Durch das viele Arbeiten habe ich viel gelernt – und hätte manchmal gern Dinge anders gemacht. Doch das geht nicht – schließlich gehört der Boden, auf dem ich Unkraut hacke, nicht mir. Der Traktor, auf dem ich sitze ist nicht meiner. Das Essen, was ich produziere, gehört nicht mir und manchmal war es so teuer, dass ich es mir nicht kaufen konnte. Wir werden verstrickt und abhängig gemacht – von Regelungen und Strukturen, bei denen wir nicht mitreden, nicht mitgestalten können.
In der FAU zu sein, ist für mich auch ein Versuch, ein Stück Freiheit für uns zurück zu erobern. Die Freiheit, auf unserem Boden mit unseren Ideen für unsereins Essen zu produzieren. Ich habe in meiner Branchen-Organisierung Genoss:innen kennengelernt, die sich ebenso ohnmächtig und verstrickt fühlen. Wir treffen uns und planen, wie wir ein Stück Ernährungs-Eigenständigkeit zurückgewinnen können. Ich weiß nicht ob es klappen wird. Aber allein die Vorstellung von dieser Freiheit treibt mich an, gibt mir Kraft und Sicherheit für die Zukunft.
Eine Aufgabe ist also, durch langfristige Beziehungen untereinander neue Strukturen gegen die unterdrückenden Systeme aufbauen. Wir glauben daran, dass Beziehungen, Strukturen und Pläne langfristig ausgelegt sein müssen. Das macht unsere Organisation stabil und lässt uns große Veränderungen angehen.
2. Anekdote:
Seit ich in der FAU bin, habe ich eigentlich immer Hilfe gefunden, wenn ich mal größere Geldsummen aufbringen musste, keine Wohnung fand oder länger krank war. Die FAU ist ein solidarisches Netz, dass mir viele, viele Sorgen abnimmt. Sie hat mir eine generelle “Das wird schon!”-Einstellung ermöglicht. Das habe ich auch immer wieder von anderen gehört – und das ist ein krasser Erfolg!
Eine Aufgabe ist also, eine aktiv solidarische Gemeinschaft zu sein. Obwohl wir langfristige Ziele priorisieren, geben wir auch kurzfristige Unterstützung und erleichtern das Leben akut. Das ist motivierend und rückversichernd, weil wir kleine zeitnahe Erfolge spüren.
3. Anekdote
Ich erlebe die sozialen Bewegungen in Deutschland selten als wirklich diverse Bewegungen. Oft sind es nur bestimmte Milieus, Altersgruppen, Subkulturen, etc, die ohne größere Strategie zu einzelnen Themen arbeiten und dann auch oft eher in der Logik von einzelnen Projekten, Demos oder Kampagnen denken. Daraus ergibt sich oft einen nebeneinander arbeiten, anstatt miteinander. Oder auch Polarisierung und Konflikte beispielsweise anhand von Generationen innerhalb der linken Bewegungen.
Die FAU erlebe ich hier anders: Bei uns sind Menschen aus vielen unterschiedlichen Berufen, Menschen von 13-90 Jahren, Eltern und Kinder organisieren sich gemeinsam. Das gibt es sonst sehr selten. Und ich finde wir profitieren enorm davon. So kann ich mich mit Menschen aus Branchen unterhalten, mit denen ich sonst nie zu tun hätte und gemeinsam eine zukünftige Wirtschaft in unseren Branchenbereichen diskutieren. Und ich kann meine kapitalistische Sozialisierung kritisch in Gesprächen mit älteren Genoss_innen überprüfen, die im damaligen “sozialistischen” Teil des heutigen Deutschlands verfolgt und inhaftiert wurden. Die Folge ist, dass wir wirklich große Visionen wie Kollektiv-Betriebs-Verbände oder Branchen-Organisationen angehen können.
Bei uns herrscht auch ein wohlwollenderes Miteinander, das um Verständnis und Betonung der Gemeinsamkeiten bemüht ist. Das fehlt mir in der restlichen Linken Bewegung in Deutschland ganz oft.
Eine Aufgabe ist also, bewusst viele verschiedenen Menschengruppen anzusprechen und uns über unsere unterschiedliche Leben auszutauschen. Uns verbindet, dass wir in der selben großen Gewerkschaft sind. Die FAU hat viele Arbeitsbereiche und damit fühlen sich Einzelpersonen nicht mehr zersplittert, sondern ganzheitlich abgeholt.
Diese Anekdote erzählte auch davon, die Verbindung zur eigenen Tätigkeit, der Natur und zu sich selbst wieder zu finden. Wir denken, das passiert, wenn wir unsere menschlichen Bedürfnisse wieder ernst nehmen. Das ist ein weiterer großer Punkt für uns und haben auch dazu Anekdoten zu erzählen.
4. Anekdote
Ich bin behindert und muss mit den staatlichen Systemen der angeblichen “sozialen Absicherung” kämpfen. Diese staatlichen Systeme fördern eigentlich Arbeitsausbeutung und versuchen alle Menschen in Jobs zu zwingen. Egal ob die Jobs fair, gesund für uns oder passend sind. Ein deutsches Sprichwort lautet: “wer nicht lohnarbeitet, soll auch nicht essen”.
Ich dachte lange, ich könne diesem Zwang nicht entkommen und habe meine Gesundheit und Lebensfreuden stark eingeschränkt. Ich war sehr angreifbar und schwach gegenüber dem autoritären Auftreten der staatlichen Ämter.
Aber in der FAU traf ich erwerbslose Menschen, die sich zusammen taten. Mit ihnen erlebte ich, doch Macht zu haben und meine Bedürfnisse gegenüber staatlichen Ämtern durchsetzen zu können. Ich verlernte dadurch viel auf autoritäres Verhalten zu reagieren.
Ich kann jetzt sehr sehr viel mehr mein Leben nach meinen Bedürfnissen und nach meinem Sinn gestalten. Ich bleibe selbstbestimmt erwerbslos; das heißt ich habe jetzt Kraft und Zeit meine Gesundheit zu pflegen, Hobbys zu haben und für Aktivismus. In der FAU baue ich kollektive Unterstützungsstrukturen aus, für erwerbslose, behinderte und generell Menschen, die mit den staatlichen Systemen der angeblichen “sozialen Absicherung” kämpfen.
Immer wieder sehe und höre ich, wie durch meine aktivistische Tätigkeit andere Menschen ebenfalls freier und antiautoritärer werden. Das stärkt meinen Glauben und meine Hoffnung in unsere Bewegung und Befreiungskämpfe.
Eine Aufgabe ist also, menschliche Bedürfnisse als Ausgangspunkt unserer Strategien zu setzen. Gerade bei von der Norm abweichenden und stigmatisierten Bedürfnissen, sehen wir die Gefahr, selbst in autoritäre Ideen zu verfallen. Damit wird diese Arbeit selbst zu einer antiautoritären Lernerfahrung für alle.
5. Anekdote
Wir sind müde und erschöpft von der Lohnarbeit und können manchmal kaum davon leben. lange Zeit habe ich mich gefragt: Bin ich falsch, wenn ich es als ungerecht empfinde, für den Profit anderer zu schuften?
Von mir wird erwartet zu spuren, mich anzupassen. Es wird als das normalste der Welt angesehen, dass ich mich wie eine Zitrone auspressen lassen soll. Und ich dachte irgendwann: es liegt an mir. Ich bin zu schwach. Ich bin auf dieser Welt um für andere Leistung zu bringen und es ist immer nicht genug. Meine Genoss_innen aus der FAU haben mich daran erinnert: das ist nicht normal. Das darf nicht normal sein! Wir sollten uns nicht aufopfern müssen, für den Profit der Kapitalist_innen. Wir dürfen uns zusammenschließen und uns dabei unterstützen, selber mächtig zu werden und unseren Ausbeuter_innen etwas entgegen zu setzen. In der FAU reden wir darüber, wie wir das machen und entwickeln Strategien. Ich habe mich getraut, in meinem alten Job zu kündigen, wo mich der Chef permanent unter Druck gesetzt und gemobbt hat. Ich habe mich getraut, in meinem jetzigen Job Dinge anzusprechen. Ich traue mich, mehr Pausen zu machen, nach mehr Lohn zu fragen, nach mehr Mitgestaltung zu fragen. Natürlich bekomme ich nicht immer positive Antworten. Aber ich merke, wie die Menschen um mich herum sich auch mehr trauen, nicht mehr alles mit sich machen lassen, aufmerksamer werden, selbstbewusster werden – und das macht mir Mut und Hoffnung.
Eine Aufgabe ist also, immer wieder alltäglich die Ungerechtigkeiten auszusprechen, die wir erfahren. Wir erinnern uns gegenseitig daran, dass unser Schmerz echt ist und dass wir uns wehren wollen und können.
Viele der Anekdoten erzählen davon, dass wir nie alleine kämpfen. Wir möchten deinen Kampf als meinen Kampf begreifen. Und damit eine riesige machtvolle Menschenmasse bilden.
Damit das praktisch funktioniert, müssen wir gut strukturiert sein. Das ist ein weiterer großer Punkt für uns.
Wir glauben daran, dass unsere Organisationsform “anarchistischer Syndikalismus” nicht nur für eine Gewerkschaft passt. Wir denken es kann eine gesamt-gesellschaftliche Organisationsform sein. Wir trainieren Entscheidungs- und Kommunikationsstrukturen, die wir langfristig während oder nach dem Kollaps nutzen können.
Wir verinnerlichen eine strategische Herangehensweise an unsere politische Arbeit. Wir denken, dass gerade das uns hilft, kreative und erfolgreiche Lösungen zu finden. Und auch aus vergangenen Erfolgen zu lernen. Dazu möchten wir eine kleine Anekdote erzähle, die sich schon hundertmal wiederholt hat.
6. Anekdote
Nachdem mein Betrieb mir meine Überstunden nicht gezahlt hat, hat mich meine FAU Gewerkschaft mit zwei Kundgebungen vor dem Restaurant unterstützt. Bei der zweite Kundgebung wollte der Chef endlich mal mit mir direkt sprechen. Das war nach Monaten ohne Kontakt. Er hat gebetet die Gewerkschaft nicht mehr zu involvieren. Das Gefühl nicht alleine zu sein und zu hören wie der Chef Angst vor der Gewerkschaft hat, hat mir sehr bewegt. Es hat mir gezeigt, dass es sich lohnt sich zusammen mit der FAU zu wehren. Dadurch haben wir 500€ zurückbekommen.
Eine Aufgabe ist also, klassische Gewerkschaftsarbeit mit unüblichen Aktionen zu ergänzen. Insbesondere sozialer Druck und viele Menschen mit einzubeziehen, führt zu kämpferischen Erfahrungen, die das Selbstbewusstsein stärken.
Das war unsere Erzählung, über unsere aktuelle Arbeit und Etappe.
Wir möchten als nächstes von unseren Problemen erzählen.
III.
Vorhin erzählten wir, dass wir uns über eine Etappe eing sind: Um mehr Erreichen zu können müssen wir wachsen. Darüber, WIE das am Besten geht, gibt es oft Streit. Manche sagen wir sollten uns nur auf Arbeitskämpfe im Betrieb fokussieren und dadurch schnell mehr Mitglieder werden. Andere sind der Meinung dass wir dem aufziehenden Sturm nur wiederstehen können wenn wir enge Beziehungen in allen Lebensbereichen aufbauen und dadurch eine starke Gemeinschaft der Solidarität werden.
Das hängt auch viel mit den Erwartungen für die Zukunft zusammen, ob es eher so weitergeht wie jetzt oder starke Umbrüche geben wird. Das sind sehr emotionale und auch kränkende Streits.
Das bringt uns zu unserem nächsten Problem: Wir haben keine gute Konfliktkultur. Wir sind oft konfliktscheu und akademisch. Oft “gewinnt” das Argument, dass sich auf die Lehrmeinung stützen kann und mit viel Text die eigene Position untermauert. Zu viele Genoss_innen fürchten sich dadurch ihre Meinung zu sagen und fühlen sich nicht gehört. Öfter setzt sich auch einfach die Position durch die länger diskutiert, bis die andere Seite oder einfach Alle ausgebrannt sind. Diese Dynamiken schützen patriarchale, rassistische und ableistische Unterdrückung.
Wir denken, das hängt mit unserem nächsten Problem zusammen: wir haben schwache distanzierte Beziehungen zu uns selbst, zu anderen und zur Natur.
In Deutschland herrscht ein Produktivitäts-Kult, Familien zerstreiten sich, wenn es darum geht alternde Eltern zu pflegen und die Klimakatastrophe ist für Viele ein sehr abstraktes Thema.
In Linken Bewegungen geht es oft mehr um Selbstverwirklichung als um ein kollektives Ziel. Menschen messen sich gegenseitig, oft unbewusst, wie “radikal” sie sind und wer die “richtigste” Meinung hat. Darum spalten sich Bewegungen lieber als Unterschiede auszuhalten. Die Unterschiede stehen immer im Vordergrund und das macht auch vor den Gefühlen nicht halt.
Es ist eine Art Empathielosigkeit und Interessenslosigkeit.
IV.
An dieses Problem direkt anschließend, wollen wir euch jetzt von unseren Fortschritten erzählen.
In der FAU gib es die Initiative Grüne Gewerke (IGG). Sie sind ein Zusammenschluss von Arbeiter_innen aus den Bereichen Forst, Landwirtschaft, Gartenbau und Umweltberufen in ganz Deutschland. Sie haben euch eine Grußbotschaft geschrieben. Wir teilen euch diese jetzt.
Liebe Zapatistas, liebe Freund_innen weltweit, liebe Interessierte,
Unsere Gesellschaft ist seit über 1.000 Jahren geprägt von Zentralismus, männlicher Herrschaft, Privateigentum und einem rücksichtslosen Umgang mit den Naturkreisläufen. Das Gemeineigentum, die Allmende, verschwand an den meisten Orten vor 1.000 bis 500 Jahren.
Die Erinnerung an Selbstverwaltung, an Würde, an Respekt vor der Natur und an die Autonomie der Gemeinschaften sind lange verschüttet. Es gibt keine Erinnerungen an die Zeit, bevor Königshäuser und Kirche sich das Land und die Menschen untertan machten. Die Vorstellung eines anderen Zusammenlebens muss bei uns neu geschaffen werden.Trotz unterschiedlicher Ausgangslagen, teilen wir mit euch, liebe Freund_innen, einen gemeinsamen Kampf. Den Kampf um das Leben, die Lebensgrundlagen, die Würde und die gute Laune dabei.
Wir, die IGG, sind ein Erbe der alten Arbeiter_innenbewegung. Bei uns besteht kein Zweifel daran, dass ein gutes Leben nur durch die Überwindung des Kapitalismus möglich ist. Und trotzdem tragen wir die Sichtweisen einer Industriegesellschaft in uns. Eine Unterbrechung der kapitalistischen Produktion macht Angst. Die kommunale Verwaltung, die Philosophie, der Umgang mit dem Land und mit Leben und Tod an sich, kommen in unserer Bewegung zu kurz.Als Arbeiter_innen aus der Land- und Forstwirtschaft, sind wir vielleicht eine Brücke: Denn wir erneuern unsere Verbindungen zum Land und den Naturkreisläufen. Wir stellen uns die großen Fragen des Lebens. Wir erleben das Sterben bei der Arbeit – hier und international. Uns berühren die Texte der befreundeten indigenen Bewegungen oft intensiver, da wir die Verbindung zur Erde durch unsere Arbeit spüren.
Wir müssen uns nicht nur Gedanken machen, wie wir mit dem Erstarken von Diktaturen, der Entrechtung der Arbeiter_innen und der zunehmenden technologischen Abhängigkeit und Kontrolle zu recht kommen. Wir sind auch damit betraut in Zeiten der Klimakatastrophe Lösungen zu finden, damit sich die Bevölkerung weiterhin ernähren kann und genug Wasser zur Verfügung hat.
Wir glauben, dass die revolutionären Gewerkschaften, mit denen wir uns beispielsweise in unserem internationalen Zusammenschluss, der International Confederation of Labour (ICL) verbinden und die aufständischen und rebellischen Gemeinschaften in Syrien, Sudan, Myanmar, Äthopien, Mexiko und Brasilien, zwei Seiten der selben Bewegung sind. Zwei Antworten auf unterschiedliche Zustände der Gesellschaft innerhalb des globalen Kapitalismus.Wir glauben, da wir vor einem globalen Sturm stehen, brauchen wir wieder eine globale Gemeinschaft der aufständischen Bewegungen. Wir sollten im Gespräch bleiben, wie sich die Situation in den einzelnen Winkeln der Welt verändert. Wir sollten unsere Kämpfe international unterstützen und aufeinander abstimmen.
In diesem Sinne hoffen wir, dass dieses Treffen vielleicht der Auftakt eines kontinuierlichen und verbindlichen Gesprächs zwischen den revolutionären Gewerkschaften und den indigenen und kommunalistischen Bewegungen der Welt sein wird.Die Welt hat es nötiger denn je.
Wir danken euch für euren Mut und alles was ihr tut. Wir danken euch herzlich für eure Einladung. Und dafür, dass ihr den Humor nie verliert und uns damit ein Vorbild seid.
In Verbundenheit,
die Initiative Grüne Gewerke
Das war die Grußbotschaft.
Sie erfüllt uns selbst mit Mut, weil wir sehen, wie die FAU immer mehr solidarische Gemeinschaften und Initiativen aufbauen kann. In ihnen lernen wir wieder miteinander zu fühlen, unsere Bedürfnisse zu erkennen, einander zuzuhören, uns zu wehren und vieles mehr. Wir bauen Fähigkeiten und Ausdauer auf, die wir brauchen für die langen Gerechtigkeitskämpfe.
Ein weiterer Fortschritt, von dem wir euch erzählen wollen, betrifft eine unserer internationalen Beziehungen. Die Genossin, die im engsten Kontakt steht, hat für euch einen langen Bericht geschrieben. Wir teilen euch diesen jetzt etwas verkürzt.
Over the past five years, comrades from the FAU established a strong relationship with comrades from the union Federation of General Workers Myanmar, the FGWM.Most members are working in the garment industry, but there are also members from the railway sector, the agricultural sector.
The working conditions in Myanmar are overall bad and factory owners tend to call the military for intimidation. Several union members already got arrested. But the people keep fighting, not only against bad working conditions, but also the military dictatorship.
As people in the more privileged parts of world, such as Europe, we are directly connected to the sweat and labour of factory workers through the supply chain. Therefore we have a responsibility to do our part to end exploitation.But our relationship is not like a charity. We support our comrades on their terms in their fight. They define what support they need and want.And the “Hang Kei” factory, producing for “Hunkemöller”, caved in! Since May 2025 the toilets get cleaned regularly, menstrual pads are available, air conditioning got installed and there is a room for nursing mothers.==Together with the FGWM we also raised money to finance safe houses, support for families of union members who lost their jobs, pay for medical treatment and menstrual products. We also supported families that were affected by a recent, devastating earthquake.
(I first met comrades from the FGWM in 2020 at a small conference for gament worker unions in Sri Lanka. I was impressed by the energy of these women. While many unionists from Bangladesh and Sri Lanka seemed disillusioned, the comrades from Myanmar seemed energized.
The country had been mostly closed up from the outside world for decades, suffering under a military dictatorship. Only after 2011 did the country open up, and unions could be formed.
But then, after the military coup in 2021, the union was banned and operates from the underground since then.
Still, whenever I meet them, I feel their will to fight. Fight against the bad working conditions in sweatshops, fight the dictatorship, and fight for their lives. Even when the pandemic or an earthquake hit, most individuals seemed relaxed, full of hope and trust.Even in the jungle of Myanmar, in the autonomous regions of ethnic minorities, without running water or electricity, let alone shelters amidst war and the risk of airstrikes, the people seemed calm.
I did not experience open or hidden stares, as a white fat person with red curly hair. In many countries I noticed people filming or photographing me. But here, noone seemed to care. I was treated with respect and the mood was always friendly and relaxed.
Experiencing this tolerant resilient DIY culture in these different forms of resistance, is empowering and left a deep impression with me.Fighting for freedom is worth it, even if you yourself are not gaining it. But the process itself is worth it. It taught me resilience and that you can build your surrounding yourself. We are less dependent than we think.)
Das war der gekürzte Bericht.
Wir sind voller Freude, über die gewonnennen Kämpfe unserer FGWM-Genoss_innen. Das entfacht auch unseren Kampfgeist und wir wollen uns mehr trauen, aus unseren Köpfen raus und aufmüpfiger sein.
In der Vergangenheit sind unsere internationalen Beziehungen immer wieder eingeschlafen. Diese langjährige stabile lebendige Beziehung sehen wir als großen Fortschritt. Wir wollen noch viele weitere lebendige Beziehungen aufbauen.
V.
In der Einladung wurden wir nach unseren Vorschlägen für den Befreiungskampf gefragt. Vier Vorschläge wollen wir jetzt mit euch teilen.
In der FAU sollen die einzelnen Mitglieder ersetzbar sein. Damit meinen wir, dass keine Einzelperson so viel alleiniges Wissen und Einfluss hat, dass sie nicht krank oder inhaftiert werden und ausfallen darf. Oder dass eine solche Abhängigkeit herrscht, dass sie eine inoffizielle autoritäre Entscheidungsgewalt hat.
Deswegen versuchen wir Wissen und Einfluss immer zu teilen. Es geht darum kollektiv zu lernen und eine Kultur zu entwickeln, die unsere Freiheit absichert.
Unser erster Vorschlag ist, einzuplanen, dass Einzelpersonen verletzlich und ersetzbar sein dürfen.
Wir denken auch, mit unserer eigenen Organisationsform haben wir eine konkrete Alternative, wie wir die Institutionen der Gesellschaft selbst verwalten und dem Staat aus der Hand nehmen können. Das empfinden wir als wichtig, da viele Menschen wissen, dass das aktuelle System mörderisch ist und es aber häufg an Ideen für Alternativen und an Hoffnung fehlt. Wir machen Erfahrungen mit Basisdemokratie, die auf viele hundert oder viele tausend Menschen ausgelegt ist. Und in dem wir wachsen, finden wir schon heute heraus, was teilweise nicht funktioniert und was sehr gut funktioniert.
Unser zweiter Vorschlag ist, Hoffnung für die Zukunft aufzubauen, mittels langfristiger Strukturen, an die wir glauben.
Uns ist dabei wichtig, aus unseren Köpfen heraus zu gehen und tatsächlich zu handeln. Die Frage, wie wir uns ganz konkret unterstützen, ist immer zentral. Ebenso ist uns wichtig, dass diese Unterstützung gegenseitig und auf Augenhöhe ist. Damit wollen wir verhindern, wie eine Wohlfahrt zu sein und Menschen zu Bittstellenden zu machen. Wir sind Leute, die selbst Probleme haben und sich mit anderen Leuten mit Problemen zusammen tun.
Unser dritter Vorschlag, Handeln und praktische Unterstützung hart zu priorisieren. Und dabei demütig zu bleiben.
Wir wollen eine Grund-Solidarität zwischen den Ausgebeuteten und Beherrschten der Welt leben. Das kann sich schwierig anfühlen, wenn Menschen nicht so denken, reden und sind wie wir selbst. Also versuchen wir gerade zu stur zu sein und trotzdem immerwieder herzlich auf einander zu zu gehen.
Unser vierter Vorschlag für euch ist, ebenfalls herzlich stur zu sein.
VI.
*sehr deutsch auf die Oberschenkel schlagen* So!
Zum Abschluss möchten wir etwas wiederholen: Wir denken es braucht einen andauernden Austausch, zwischen den kämpfenden Ausgebeuteten dieser Erde.
Es wäre fantastisch, wenn sich aus all unseren Gesprächen während des Encuentro eine gemeinsame Struktur entwickelt, die die Verteidigung der Welt international in die Hand nimmt. Und eine Antwort des Lebens gegen das kapitalistische Sterben wird. Dazu würden wir u.a. gern ins Gespräch kommen, wie eine dauerhaft Beziehung zwischen unserer Internationalen, der ICL, und euch entstehen könnte.
Wir freuen uns sehr, hier mit möglichst vielen von euch zu diskutieren, wie wir gemeinsam so eine Institution schaffen können.
*nochmal sehr deutsch auf die Oberschenkel schlagen* So!
Vielen Dank, dass wir uns vorstellen durften!
Vielen Dank, für die Einladung!
Vielen Dank, dass wir heute diese Gemeinschaft erleben dürfen!
Wir fühlen uns in dieser Welt nicht mehr so allein 🫶 🙂
Quelle: Freie Arbeiter*innen Union

