Otto Group: Erst gefeiert, dann gefeuert

In der zweiten Jahreshälfte 2021 soll der Retourenbetrieb Hermes Fulfilment mit 840 Beschäftigten in Hamburg geschlossen werden, so hat es Otto Group heute mitgeteilt.

Seit 2006 haben die Beschäftigten auf bis zu 12% ihres Tarifgehaltes verzichtet und dafür eine Standort- und Beschäftigungssicherung erhalten. Im Frühjahr letzten Jahres wurde der bestehende Ergänzungstarifvertrag dazu noch einmal ungekündigt neu verhandelt, teilweise verbessert und die Standortsicherung bis zum April 2021 verlängert.

Dass die Beschäftigten auf Gehalt verzichtet haben, war immer mit der Erwartung verknüpft, dass der Standort in Hamburg auch über das Auslaufen der Standortsicherung hinaus erhalten und weiter entwickelt wird,

Aus heutiger Sicht entsteht der Eindruck, dass die Otto Group das Zeitfenster zum Ausbau zweier vorhandener Standorte zur Retourabwicklung in Polen und Tschechien genutzt hat.

Erst vor kurzem hatte die Geschäftsführung der Konzerngesellschaft Hermes Fulfilment im Bezug auf die Corona-Pandemie erklärt, welch hohen Respekt sie vor der Arbeitsleistung und der damit verbundenen Loyalität der Beschäftigten dem Unternehmen gegenüber habe.

Dirk Schmidt, Betriebsratsvorsitzender:

„Das tut mir von ganzem Herzen leid, dass die Entscheidung gegen unseren Hamburger Standort gefallen ist und die Kolleginnen und Kollegen ihre Arbeitsplätze verlieren werden. Die Otto Group spart jetzt richtig Geld. Den Preis müssen wir mit unseren Arbeitsplätzen bezahlen – wir, die gewerblichen Kolleginnen und Kollegen, die aus langer Tradition auf dem Bramfelder Campus über die Jahre alles mit aufgebaut haben. Das ist keine soziale Verantwortung. Das passt nicht zu den Werten des Familienunternehmens – Werte wie Tradition, Treue, Verbundenheit und Wertschätzung werden mit Füßen getreten.“

 Heike Lattekamp, ver.di HH – Fachbereichsleiterin Handel:

„840 Beschäftigte und ihre Familien sind damit in ihrer finanziellen Existenz bedroht. Diese Entscheidung zeugt weder von einer sozialen noch von einer ökologischen Verantwortung der Otto Group für diese Stadt“.

Quelle:

ver.di Hamburg