16. Juni 2025

16. Juni 2025

80. Jahrestag der Befreiung: Dr. Ksenia Chepikova zum deutschen Genozid an den Sowjetbürgern

junge Welt, 12. Mai 2025:

Achtzig Jahre nach dem Kriegsende in Europa und nach der Befreiung vom Faschismus ist die politische Lage kompliziert. Russland als der wichtigste Nachfolgestaat der Sowjetunion wird von offiziellen Veranstaltungen ausgeschlossen. Deutsche Politiker reden von Kriegstüchtigkeit und setzen eine Aufrüstung in Gang, die einen neuen Angriff Richtung Osten befürchten lässt. Den Liberalen dient ihre Version des Antifaschismus als Rechtfertigungsideologie, dass ein geläutertes Deutschland nun die Verpflichtung habe, Störenfriede einer »regelbasierten Ordnung« in die Schranken zu weisen. Die radikale Rechte will von Befreiung gleich gar nichts wissen und fordert eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad. Das antifaschistische Erbe der DDR wird seit dreißig Jahren immer wieder mit Füßen getreten.

Unter diesen Bedingungen organisierte die junge Welt am 8. Mai eine Veranstaltung unter dem Titel »Das Banner des Sieges weitertragen«. Dieses Motto zu erfüllen verlangt eine historische Vergegenwärtigung, eine aktuelle Lagebestimmung und eine Strategiediskussion.

Ersteres leistete die russische Historikerin Ksenia Chepikova, die in strenger Sachlichkeit und gerade dadurch eindrucksvoll das von Nazis entworfene Mordprogramm an der slawischen Bevölkerung darlegte. Die rassistische Überzeugung, es mit minderwertigen Menschen zu tun zu haben, kam mit ernährungspolitischem Kalkül zusammen. In den Monaten vor dem Überfall auf die Sowjetunion rechneten die Planer aus, wie viele potentielle Esser in den besetzten Gebieten verhungern müssten, um die Wehrmacht komplett durch eine ehemals sowjetische Landwirtschaft zu versorgen. Sie kamen auf dreißig Millionen. Das hatte konkrete Folgen. Auch wenn der Plan nicht komplett durchgeführt wurde: zwischen vier und sieben Millionen Sowjetbürger, Kriegsgefangene und Zivilisten, verhungerten. Chepikova wies nach, dass die 1948 bestimmten Merkmale des Genozids auf dieses Verbrechen zutreffen und dass es den Völkermorden an Juden und an Sinti und Roma an die Seite zu stellen ist.

Zum vollständigen Bericht zur jW-Veranstaltung zum 80. Jahrestag der Befreiung vom deutschen Faschismus von Kai Köhler:
https://www.jungewelt.de/artikel/499711.8-mai-das-gestern-im-heute.html

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Auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=MyNm6mHIayA


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