Niedrige Löhne heißt auch niedrige Renten

Größere Teile der Bevölkerung haben Probleme über die Runden zu kommen. Bevor sie sich dazu entscheiden, einen Euro auszugeben, sind sie dazu gezwungen, ihn mehrfach in den Fingern zu drehen. Die Situation hat sich derart zugespitzt, dass manche Haushalte immer häufiger auf Haushaltsprodukte verzichten, die früher zu ihren Einkaufsgewohnheiten gehörten.

Während Banken und Großunternehmen riesige Gewinne einfahren und ihre Aktionäre mit hohen Dividenden beglücken, müssen viele Erwerbstätige, die durch ihre Arbeitskraft den Mehrwert erschaffen, den Riemen immer enger schnallen.

Mit der Folge, dass immer mehr Menschen über finanzielle Engpässe klagen. Und zwar in einem Ausmaß, dass inzwischen rund 17 Prozent aller Haushalte von Armut bedroht sind und somit riskieren, ins soziale Abseits gedrängt zu werden.

Reallohnverluste, horrende Mietpreise, permanent teurer werdende Grundnahrungsmittel und Taxenerhöhungen auf kommunaler Ebene haben in den letzten Jahren zu einem deutlichen Kaufkraftverlust geführt. Nicht zu vergessen der Sozialabbau, der den Schaffenden und Rentnern seit nun mehr fast zehn Jahren unaufhaltsam aufgezwungen wird.

Eine Wende zum Positiven ist nicht in Sicht. Denn während die aus DP, LSAP und Grünen bestehende Dreierkoalition, die bei Amtsantritt nicht nur einen »Neuanfang«, sondern auch »größere Lust auf Morgen« versprochen hatte, die Politik der Vorgängerregierungen nahtlos fortsetzt und die arbeitenden Menschen weiter massiv zur Kasse bittet für eine Krise, die diese nicht verschuldet haben, tritt das Patronat bei Lohnfragen immer fester aufs Bremspedal.

Forderungen der Gewerkschaften nach Lohnaufbesserungen sind dem Patronat vielfach nicht einmal eine Diskussion wert. Von linearen Lohnaufbesserungen ganz zu schweigen.

Eine Strategie, an der sich kurzfristig nichts zum Positiven ändern dürfte. Eher geht es in die andere Richtung. So gibt es nach wie vor Sektoren, in denen die Einstiegslöhne weiter nach unten revidiert, Lohntabellen weiter außer Kraft gesetzt werden. Um Prämien zu beschneiden, Arbeitszeiten zu verlängern, Urlaubstage zu streichen und Errungenschaften aus alten Jahren kürzen oder ganz abschaffen zu können, schrecken Teile des Patronats nicht einmal davor zurück, bestehende Kollektivverträge einseitig zu kündigen.

Aufgrund dieser Lohnpolitik ist zu befürchten, dass immer mehr Erwerbstätige riskieren, bis ins Pensionsalter mit Niedriglöhnen abgespeist zu werden. Und da niedrige Löhne später notgedrungen auch niedrige Renten bedeuten, kann diese vom Patronat seit Jahren betriebene Lohnpolitik so nicht weiter akzeptiert werden.

Im Interesse aller Schaffenden (und späteren Rentner) drängt sich deshalb schnellstens ein Umdenken auf, das vor allem darin bestehen muss, die Arbeitskraft gerechter, also besser zu entlohnen. Ein erster Schritt in die richtige Richtung wäre eine sofortige Anhebung des Mindestlohns um 20 Prozent, so wie es die Kommunisten als einzige Partei fordern.

g.s.


Aus: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek