Rede des russischen Außenministers Sergej Lawrow bei der Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag des Sieges in der Schlacht von Stalingrad, 1. Februar 2018 in Moskau

udssrSehr geehrte Genossen,
Freunde, Kollegen,
Meine Damen und Herren,

dieses Jahr steht im Zeichen des 75. Jahrestages des Sieges in Stalingrad. Dieser Gedenktag wird nicht nur in unserem Land, sondern auch in vielen Staaten der Welt umfangreich begangen.

Zweifellos ist die Schlacht von Stalingrad eines der wichtigsten Ereignisse der Weltgeschichte, das den Auftakt zum radikalen Umbruch im Großen Vaterländischen Krieg und insgesamt dem Zweiten Weltkrieg gab.

Sie wurde zur beeindruckenden Äußerung von Mut, Geistesstärke, Bereitschaft zur Selbstaufopferung aller Völker der ehemaligen Sowjetunion, die die verbrecherischen, menschenverachtenden Vorhaben der Nazis zum Scheitern gebracht und die globale Katastrophe verhindert haben. Wir alle sind unseren Helden tief dankbar.

Die Heldentat der sowjetischen Soldaten rief im Ausland eine begeisterte Reaktion hervor, stärkte das internationale Prestige unseres Landes, wovon diese Ausstellung von Dokumenten aus dem Archiv der Außenpolitik der Russischen Föderation zeugt. Unser Sieg in Stalingrad hatte eine besondere Bedeutung für den Kampfgeist der Verbündeten der Anti-Hitler-koalition. Am 5. Februar 1943, drei Tagen nach dem Ende der Schlacht von Stalingrad, bezeichnete sie der Präsident der USA, Franklin Roosevelt, als epischer Kampf, dessen entscheidendes Ergebnis alle Amerikaner feiern. In der Urkunde, die er später an Stalingrad im Namen des Volkes der USA richtete, wurde hervorgehoben, dass „Geistesstärke und Selbstaufopferung“ der heldenmütigen Verteidiger der Stadt die „Herzen aller freien Menschen für ewig inspirieren werden“.

Der König Großbritanniens schenkte Stalingrad ein Schwert, auf dessen Klinge eine auf Russisch und Englisch abgefasste Inschrift eingraviert war: „Den Bürgern von Stalingrad, kräftig wie Stahl, – vom König Georg VI. als Zeichen tiefer Bewunderung seitens des britischen Volkes“.

Der Sieg in Stalingrad beeinflusste die strategische Lage auf anderen Fronten des Zweiten Weltkriegs, inspirierte die Widerstandskämpfer in Europa, die unter Einfluss der Ereignisse auf der sowjetisch-deutschen Front ihren Kampf gegen die Besatzer verstärkten.

Tief symbolisch ist auch die Tatsache, dass heute viele Straßen und Plätze in europäischen Städten den Namen Stalingrad tragen. Das ist das Tribut der beispiellosen Tapferkeit und dem Mut seiner heldenhaften Verteidiger.

Seinen Beitrag an die gemeinsamen Bemühungen zur schnellsten Zerschlagung des Feindes leistete der nationale Auslandsdienst, dessen Tätigkeit sich seit den ersten Kriegstagen auf die Bildung und Konsolidierung der Anti-Hitler-Koalition, die Gewährleistung der ununterbrochenen Lieferungen der Kampf- und Lebensmittel und anderer notwendiger Waren richtete. Die intensive diplomatische Arbeit lief buchstäblich Tag und Nacht. Eines der wichtigen Ergebnisse wurde Ende von 1943 die Durchführung der Moskauer Außenministerkonferenz und der Teheran-Konferenz der „Großen Drei“.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Freunde, Genossen,

die wichtigste Konsequenz aus den Ereignissen jener Jahre soll das Begreifen der Notwendigkeit werden, alles zu tun, um die Wiederholung ähnlicher Tragödien zu vermeiden. Wir haben kein Recht, zu vergessen, zu welch katastrophalen Folgen jemandes Streben, die Weltherrschaft aufgrund der Überzeugung von seiner Ausschließlichkeit zu erreichen, führen kann. Die Schicksale der Welt können nicht von einem Staat oder einer kleinen Gruppe der „Auserwählten“ bestimmt werden. Die Sicherheit soll gleich und unteilbar für alle Teilnehmer des internationalen Lebens sein. Der Ausbreitung von Ideen der Intoleranz, Xenophobie, Rassen-, nationaler oder anderer Überlegenheit einen sicheren Riegel vorzuschieben ist unsere heilige Pflicht vor denjenigen, die für die Rettung der Menschheit von den Schrecken der „braunen Pest“ mit Blut und dem Leben bezahlt haben.

Leider ist die Immunität vom Nazivirus in einigen Ländern wesentlich schwächer geworden. Heute sind wir Zeugen von den schmutzigen Versuchen, die Geschichte zu verfälschen, die Befreiungskämpfer anzuschwärzen, die Ideen, die Nazis und ihre Anhängsel rechtfertigen, vorzubringen. Tiefe Besorgnis ruft die Situation in der Ukraine hervor, in der Neonazis und Radikalen erstarkten. In mehreren europäischen Ländern wird eine großangelegte Kampagne zum Kampf gegen Denkmäler an die Kämpfer, die für Frieden und Freiheit auf unserem Kontinent starben und die mit ihrer Heldentat viele Völker vom Verschwinden unter dem Nazistiefel gerettet haben, geführt.

Russland wird dieser lasterhaften Linie weiter hart entgegenwirken. In der zwischenstaatlichen Kommunikation werden wir die historische Wahrheit, die Ideale des Guten und der Gerechtigkeit verteidigen. Die Ehre und der gute Name der Sieger, die Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs sind unantastbar.

Die Erfahrung von verbündeten Kräften und der Brüderschaft der Waffen zur Zeit des Zweiten Weltkrieges ist unter aktuellen Bedingungen besonders gefragt, wenn die Weltgemeinschaft auf zahlreiche gefährliche Herausforderungen stößt, einschließlich seitens der internationalen Terroristen, die, wie auch die Nazis, für das Erreichen ihrer manischen Ziele volle Verachtung gegenüber einem Menschenleben zeigen. Es liegt auf der Hand, dass, um diese und andere Bedrohungen zu bekämpfen, zusammen gehandelt werden muss, auf Grundlage der Solidarität und des gegenseitigen Vertrauens, unter Berücksichtigung des Völkerrechts und der zentralen Koordinierungsrolle der UNO.

Ich möchte hervorheben, dass Russland zur gemeinsamen Arbeit, gegenseitig respektvollen Zusammenarbeit, der Bündelung der Bemühungen und kollektiven Suche nach Lösungen aller angesammelten Probleme im Interesse der Gewährleistung des Friedens, der Stabilität und Sicherheit bereit ist.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.

Quelle:

Außenministerium der Russischen Föderation