Fake News: Neuer Name für alte Praktiken gegen die Insel

Am 14. April 2016 informierte eine Notiz der spanischen Nachrichtenagentur EFE die Welt über die Beschlagnahme von 401kg Kokain in Puerto Colón in Panama, die in einem aus dem Hafen von Mariel, Havanna stammenden Container eingeführt worden seien und Belgien als Endziel hätten.

Nachdem man die entsprechenden Untersuchungen durchgeführt hattte – Überprüfung der radiologischen Bilder und andere etablierte Verfahren zur Inspektion von Containern – dementierte die Oberste Zollbehörde der Republik Kuba kategorisch, dass in der Zeit, als der Container sich auf nationalem Territorium befunden habe, Drogen in seiner Struktur oder in den Metalltanks gewesen seien, die nur Honig enthielten.

Die Agentur EFE meldete das Dementi aus Havanna, aber diese neue Notiz wurde von der überwältigenden Mehrheit der Medien ignoriert, die drei Tage lang die Meldung brachten „Panama beschlagnahmte 401 kg aus Kuba stammenden Kokains, das Belgien zum Ziel hatte“.

Einige Monate zuvor, am 18. Oktober 2015 wies das kubanische Außenministerium die Behauptungen einiger Medien über die angebliche Präsenz kubanischer Truppen in Syrien zurück, ein Land, das sich seit fast einem Jahrzehnt in einem Bürgerkrieg befindet. In einer offiziellen Erklärung dementierte das Außenministerium die Meldung, die unverantwortlichwerweise vom US-Fernsehsender Fox News verbreitet wurde und die dann andere Medien aufgriffen.

Die Praxis vorsätzlich Falschmeldungen zu verbreiten – ein Phänomen, das als fake news bekannt ist – hat sich in letzter Zeit in dem Maße wie die Kommunikationsmedien an Verbreitungskapazität und Schnelligkeit gewonnen haben, vervielfacht.

Die falsche Nachricht über angebliche „Schallangriffe“ gegen Diplomaten der US-Botschaft in Kuba, die in den letzten Monaten breite Resonanz gehabt hat, ist ein weiteres deutliches Beispiel.

Auch wenn kubanische Wissenschaftler öffentlich die Möglichkeit eines Angriffs dieser Art widerlegt haben, gibt es immer noch nicht wenige US-Amerikaner, die, weil ihnen die Kommunikationsmedien dies sagen, glauben, dass die Insel Schallwaffen benutzt hat; dies geht so an der Realität vorbei, dass es einem James Bond Film entnommen sein könnte.

Allerdings ist dies nicht gerade eine neue Erfahrung. Kuba ist seit Jahrhunderten Ziel von Operationen der Informationstoxikation als Strategie der politischen und sozialen Destabilisierung.

Die Sprengung des Zerstörers USS Maine am 15. Februar 1898 im Hafen von Havanna ist vielleicht das am längsten zurückliegende Beispiel, wie fake news als Vorwand für eine militärische Intervention der Vereinigten Staaten benutzt wurden, mit der das Nachbarland die Etappe der imperialistischen Expansion in der Geschichte der Gegenwart eröffnet hat. Das Schiff wurde vorsätzlich versenkt, um eine opportunistische Kriegserklärung der USA gegen Spanien zu rechtfertigen, als die kubanischen Unabhängigkeitskämpfer kurz davor standen, der kolonialen Präsenz Spaniens auf der Insel eine Ende zu setzen.

Mit dieser „Nachricht“ erschien zum ersten Mal eine Infografie, als der Magnat William Randolph Hearst entschied ,die Meldung mit einer ganzseitigen Zeichnung der brennenden Maine auszuschmücken, um der Nachricht die nötige Dramatik zukommenzulassen. Von da an war die Verbreitung der Bilder eine der technologischen Entwicklungen, die den fake news am meisten nutzten, weil so der Information der Anschein von Glaubwürdigkeit gegeben wurde.

DIE MACHT DER «FAKE NEWS»IN DEN SOZIALEN NETZEN

Mit dem Erscheinen der sozialen Netze multiplizierte sich die Reichweite der Lüge und beeinträchtigte die Informationskontrolle der traditionellen Medien. Experten versichern, dass wenn der gegenwärtige Rhythmus beibehalten werde, im Lauf von zwei Jahren 50% der im Netz zirkulierenden Nachrichten falsch sein werden.

« Jetzt kann man von wirklich massiven Instrumenten sprechen, die sehr leicht zu handhaben sind», sagt der Professor für die Geschichte der Propaganda an der Universität Complutense von Madrid Pablo Sapag.

„ Da der richtige Journalismus an Wachsamkeit nachgelassen hat, gewinnen diejenigen, die die neuen Technologien zu anderen Zwecken nutzen, die Partie. Diese Epoche ist in diesem Sinne eine Glanzepoche der Propaganda“, fügt er hinzu.

Mit anderen Worten, die Zeiten von Photoshop, die Filtration der sozialen Netze haben viele Internetnutzer daran gewöhnt, die manipulierten Photos unkritisch zu betrachten. Man akzeptiert ganz allgemein die Vorstellung, dass in der Facebook Ära sich die Information demokratisiert hat, während in Wirklichkeit inmitten des Überangebots an realen und falschen Daten, die Propaganda wirksamer zu sein pflegt, weil sie professioneller daherkommt. Diejenigen, die in der Lage sind für eine Kampagne zu zahlen sind in der Regel keine Individuen, sondern Regierungen und Organisationen, die an der ökonomischen und politischen Rendite einer Idee interessiert sind.

Dafür gibt es genügend Beispiele. Jahrzehnte lang sind unsere wichtigsten politischen Führer Ziel dieser Kampagnen geworden, die eigens entwickelt wurden, um die Bürger zu verwirren und die sich jetzt ungestraft in den sozialen Netzen ausbreiten können und manchmal aus den sozialen Netzen heraustreten und die Straße übernehmen.

Dies war der Fall bei der angeblichen Verminderung des Wechselkurses in der Cadeca, einer völlig aus der Luft gegriffenen Nachricht, die sich im April 2016 wie ein Lauffeuer im Gebiet von Sancti Spiritus verbreitete. Nachdem der Zustrom von Menschen an den Schaltern der Banken in Sancti Spiritus immer mehr zunahm, erklärten die Vertreter dieser Einrichtungen der Bevölkerung, dass keinerlei Änderungen in der Wechselkurspolitik beschlossen worden seien.

Im Netz begann auch das falsche Gerücht einer Änderung im seit 2009 gültigen Gesetz 105 der Sozialversicherung Kubas, was Ungewissheit unter den Bürgern hervorrief.

Auch dementierte das Bildungsministerium die mögliche Schließung des Vladimir Ilich Lenin Instituts, einer der emblematischsten Lehranstalten Kubas, nachdem zahlreiche Internetsurfer sich in dieser Hinsicht beunruhigt zeigten.

Die stellvertretende Ministerin setzte diesen Gerüchten am 7. November 2017 mit einem Kommentar auf ihrem Facebook Konto ein Ende, in dem sie erklärte, dass ganz im Gegenteil, das Institut „nicht nur nicht geschlossen wird, sondern der Bereich der Unterbringung und der Lehre unter Berücksichtigung der aktuellen Zahlen und der Perspektive nachjustiert wird“.

Halbwahrheiten, Gerüchte und Fälschungen leben in einem Universum zusammen, in dem sich die fake news mit der Geschwindigkeit eines Klicks fortbewegen. Die institutionellen Quellen und der Journalismus müssen sich dringend miteinander verbünden, um schnell diese Inhalte zu dementieren, die real erscheinen und sich auch so anhören. Die rechtzeitige Information ist weiterhin das einzige Gegenmittel, um die Verbreitung der Lüge zu verhindern, dieses Virus, das in der heutigen Welt solche Zerstörungen anrichtet.

Quelle:

Granma Internacional