Nicht nur in Hochtechnologie investieren

Will unser Land künftig im internationalen Konkurrenzkampf überleben, so kann dies nur mit qualifizierten Arbeitskräften und der Vermarktung von Qualitätsprodukten gelingen. Aussagen, die seit Jahren verstärkt aus Kreisen der Politik und der Wirtschaft zu hören sind.

In diese Richtung richten sich bei Prospektionsreisen im Ausland auch meistens die Kontakte. Wird dort bei Firmen angeklopft, so vorrangig bei solchen, die diesen Voraussetzungen am ehesten entsprechen. Ob es sich dabei um Konzerne, die nach Luxemburg angelockt werden sollen, um arbeitsplatzintensive Unternehmen handelt oder nicht, spielt nur eine untergeordnete Rolle.

Eine Entwicklung, die gewisse Gefahren birgt. Und dies nicht nur für junge Menschen, die ein jedes Jahr nach Schulabschluss zu Hunderten auf den Arbeitsmarkt stoßen, und eine für solche Posten notwendige Qualifikation nicht aufweisen. Dass es solche Schulabgänger immer wieder geben wird, egal wie gut oder wie schlecht das Bildungssystem hierzulande auch sein mag, dürfte außer Frage stehen.

Die Folgen dieser Politik sind, dass von der ADEM inzwischen bereits rund die Hälfte aller Eingeschriebenen als Arbeitsuchende geführt wird, denen es an der nötigen Qualifikation fehlt. Frauen und Männern also, die laut Arbeitsmarktverwaltung immer schwerer zu vermitteln sind. Vor allem dann, wenn sie auch noch ein gewisses Alter erreicht haben.

Ist man heute über 50 und ohne ausreichenende Berufsausbildung auf Arbeitsuche, – vielfach sogar schon ab 40 – so riskiert man, dass die Einschreibung bei der Adem einer »Fahrkarte in die Langzeitarbeitslosigkeit« gleichkommt.

Eine Entwicklung, die menschenunwürdig ist. Und das in einem Land, das zu den reichsten der Welt zählt und ein Prokopfeinkommen aufweist, das einem jeden problemlos das Recht auf Arbeit sichern und ein menschenwürdiges Leben ermöglichen müsste. Doch im kapitalistischen System gelten bekanntlich andere Gesetze, nicht der Mensch, sondern der Profit der Herrschenden steht dort im Mittelpunkt.

Deshalb wird nicht oder nur völlig unzureichend in beschäftigungsintensive Betriebe der Klein- und Mittelindustrie und in Arbeitsplätze investiert, die auch Arbeitsuchenden mit nur geringerer Qualifikation zugänglich wären.

Sektoren, in denen dies möglich wäre, gibt es reichlich. Bestens dazu eignen würde sich beispielsweise der hierzulande unterentwickelte Gemüse- und Obstanbau – mehr als 90 Prozent dieser Artikel werden nämlich importiert. Wie es die Kommunisten fordern, würden allerdings auch Investitionen in die Holzindustrie, in den öffentlichen Transport, in Gesundheits- und Sozialbereiche, in öffentliche Dienstleistungen, Umweltprojekte und in den Wohnungsbau dazu dienen, Menschen ohne größere Qualifikation über diesen Weg aus der Sackgasse zu helfen. Investitionen, durch welche nicht nur neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten, sondern – wie es der vom lokalen CIGL betriebene »Escher Geméisguart« zeigt – auch volkswirtschaftlich recht interessant sein könnten.

Sieht man die Zukunft allerdings nur mehr in der Hochtechnologie, wie es auf Regierungs- und Staatsebene der Fall zu sein scheint, so wächst die Gefahr, dass in absehbarer Zeit noch größere Teile der Bevölkerung nicht mehr am aktiven Arbeitsleben teilhaben werden, sondern abgehängt werden.

Daran sollte jeder Arbeitsuchende am 14. Oktober denken, wenn er seine Stimmen abgibt.

gilbert simonelli

Quelle:

Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek