Spekulationsobjekt »Spacemining«

Das Weltall werde zu einem »neuen Pfeiler der luxemburgischen Wirtschaft«, schwadronierte Wirtschaftsminister Etienne Schneider, als er gestern den Startschuß für die »Luxembourg Space Agency« gab. Mit ihr soll Luxemburg nach den Worten von Premier Xavier Bettel nicht weniger als »eine globale Führungsrolle bei der nachhaltigen Nutzung von Weltraumressourcen übernehmen«.

Die Weltraumagentur, so Schneider, sei »eine logische Folge« des vor zwei Jahren lancierten Projekts »Space Resources«, also das Vorhaben des Bergbaus auf Asteroiden im Weltall (»Spacemining«). Es werde nur noch »eine Reihe von Jahren« dauern, bis man Edelmetalle oder wertvolle Mineralien auf Asteroiden abbauen könne, und das Problem, daß der Transport der Rohstoffe zur Erde »um ein Vielfaches teurer als deren Wert« sei, werde man auch noch in den Griff bekommen.

Doch die von Schneider in Aussicht gestellten Sterntaler werden seriösen wissenschaftlichen Prognosen zufolge noch mindestens 50 bis 100 Jahre unerreichbar bleiben. Zwar stimmt es, daß die Oberflächen einiger Asteroiden (Reste, die vor 4,5 Milliarden Jahren bei der Entstehung unseres Sonnensystems übriggeblieben sind) deutlich höhere Konzentrationen von Edelmetallerzen oder auch Seltenerdmetallen aufweisen als die Oberfläche unseres Planeten, doch in Barren liegen Gold und Platin dort auch nicht herum.

Man müßte also hinfliegen und auf den »sternähnlichen« Objekten landen, was bei ziemlich kleinen Körpern wegen der geringen Anziehungskraft gar nicht so einfach ist. Erst vor 17 Jahren ist es zum ersten Mal gelungen, überhaupt auf einem Asteroiden zu landen. Und erst im September 2023 soll die vor zwei Jahren gestartete NASA-Mission »OSIRIS-REx« beendet werden, mit der erstmals Proben von einem Asteroiden zur Erde gebracht werden sollen. Die Kosten für gerade einmal zwei Kilogramm Material gibt die NASA mit 800 Millionen Dollar plus 183,5 Millionen für die Atlas-Rakete, mit der die Raumsonde die Erdanziehung überwunden hat, an.

Wobei zu betonen ist, daß »OSIRIS-REx«, die in diesen Tagen in der Nähe des Asteroiden Bennu ankommen soll, nur Material von der Oberfläche sammeln soll. Richtiger Bergbau mitsamt der anschließenden Verhüttung aber wäre es, wenn man in den Boden der Asteroiden graben und dann das wertvolle Material vom Rest trennen würde.

Man kann aber keine Bergleute dahin schicken. Denn Flüge mit Menschen zu solchen Körpern sind derzeit nicht möglich und würden viele Milliarden Euro (oder Dollar) kosten. Also müßten das Roboter machen, Bergbauautomaten. Am Ende müßte dann noch eine Kapsel das gewonnene Material zur Erde bringen. Auch das hat seine Tücken, weil die meisten Asteroiden in unserem Sonnensystem zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter um unser gemeinsames Zentralgestirn kreisen, und der Erde kaum näher als 300 Millionen Kilometer kommen – das ist fast tausendmal so weit weg wie der Mond.

Es sieht deshalb stark danach aus, daß mit den 200 Millionen Euro, die die Regierung eigenen Angaben zufolge bereits in »Spaceresources.lu« gepumpt hat, mal wieder dem darbenden Finanzplatz geholfen werden soll, indem »neue Finanzprodukte« geschaffen werden, also versucht wird, einen Spekulationsprozeß anzustoßen. Schneider hatte schon im vergangenen Jahr erklärt, sogenannte Risikokapitalgeber würden gern »rund eine Milliarde Euro« in entsprechende Fonds investieren, die in Luxemburg aufgelegt wurden.

Oliver Wagner

Quelle:

Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek