Generalstreik in Katalonien

Streikende auf dem Weg nach Barcelona. Foto: RedGlobe/SNIn Katalonien zeichnet sich eine große Beteiligung am heutigen Generalstreik ab, zu dem mehrere Gewerkschaftsdachverbände aufgerufen haben. Der Ausstand richtet sich formell gegen die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und die Aufhebung mehrerer progressiver Arbeitsschutzgesetze durch das spanische Verfassungsgericht. Eigentlicher Anlass ist allerdings die am Montag erfolgte Verurteilung von zwölf katalanischen Politikern durch den Obersten Gerichtshof in Madrid. Neun der Angeklagten müssen wurden für ihren Einsatz für die Unabhängigkeit Kataloniens zu Haftstrafen zwischen neun und 13 Jahren verurteilt. Das sei »ein Angriff auf die grundlegenden Rechte und Freiheiten«, kritisierte der Gewerkschaftsbund Intersindical-CSC.

Leere Straßen in Vic. Foto: RedGlobe/SNOffizielle Zahlen zur Beteiligung an dem Ausstand soll es erst gegen Mittag geben. Der katalanische Unternehmerverbandes Cecot teilte jedoch bereits mit, dass 50 Prozent der ihm angeschlossenen Firmen als Reaktion auf den Generalstreikaufruf von sich aus die Schließung der Betriebe bzw. die Aussperrung der Beschäftigten beschlossen haben. Im öffentlichen Dienst wurden auf Anordnung des Arbeitsministeriums Notbesetzungen aufrechterhalten. So fährt nur jeder dritte Zug der katalanischen Eisenbahn – was von vielen Gewerkschaftern etwa aus Vic genutzt wird, um zu der für den Abend geplanten Großdemonstration in Barcelona zu gelangen. In Vic selbst waren die Straßen am Morgen ausgestorben, praktisch alle Geschäfte blieben geschlossen.

Rosa, die in einem heute ebenfalls geschlossenen Supermarkt arbeitet, sagte: »Wir streiken, weil wir das Urteil gegen unsere politischen Gefangenen zynisch finden, die ganze spanische Justiz ist zynisch. Wir wollen unsere Unabhängigkeit von diesem Staat!« Andere Gesprächspartner warnten, dass die spanischen Medien nur verzerrt über den Konflikt berichteten und Fälle von Gewalt aufbauschten. »In der Presse wird alles manipuliert, was mit Katalonien zu tun hat«, berichtet Aleix. »Die Gewalt wird in den Vordergrund gestellt. Es soll Angst erzeugt werden, um ein Eingreifen der Repressionsorgane des Staates zu rechtfertigen.«

Im Hafen von Barcelona versammelten sich die Arbeiter vor den Anlagen. Sie hatten im Vorfeld einen zwölfstündigen Ausstand ab acht Uhr morgens beschlossen. Auch in Tarragona wurden die Zufahrten zum Hafen von Streikposten blockiert.

Mehrere katalanische Fernseh- und Radiosender stellten ihren regulären Betrieb ein, die Tageszeitungen »Ara« und »El Punt Avui« erschienen heute nicht und kündigten an, sich online auf die Berichterstattung über den Generalstreik zu beschränken.

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