Kueka auf dem Weg nach Hause

Beginn der Heimreise: Bergung des Kueka-Steins am Montag im Berliner Tiergarten. Foto: MPPRENach jahrelangen Auseinandersetzungen ist am Montag der als »Kueka« bekannte Stein aus dem Berliner Tiergarten entfernt und verladen worden. Der rund 30 Tonnen schwere, polierte Fels soll jetzt nach Venezuela zurückgebracht werden, wie der Außenminister des südamerikanischen Landes, Jorge Arreaza, am Abend mitteilte.

Um den Stein hatte es Auseinandersetzungen gegeben, seit er 1998 durch Wolfgang Kraker von Schwarzenfeld von seinem ursprünglichen Standort in der venezolanischen Sabana Grande entfernt und nach Berlin transportiert worden war. Dort war der Stein Teil des »Global Stone«-Projekts, einem esoterischen Kunstprojekt Schwarzenfelds.

Doch der Abtransport des Steins war illegal, denn den in der Sabana Grande lebenden Pemones war er heilig. In ihrer Glaubenswelt repräsentiert er eine junge Frau aus dem Stamm der Macuchí, die sich in einen jungen Taurepan-Pemón verliebt hatte. Ihren Legenden zufolge erzürnte die Beziehung den eifersüchtigen Gott Makunaima. Dieser entschied demnach, dass sie für alle Zeiten vereint sein sollten – als Steine. Über Jahrtausende lagen die Liebenden so nebeneinander in der Gran Sabana – bis Schwarzenfeld kam, einen der beiden Steine nach Berlin holte und damit das Paar auseinander riss. In Caracas lag jahrelang an der Avenida Bolívar ein anderer Findling, der von Schwarzenfeld als »Schwesterstein« bezeichnet wurde. Er ist inzwischen dem Wohnungsbau gewichen. Die Pemones interessiert das nicht, denn er ist für sie nichts Besonderes. Ihr »Großvater«, der zu Stein gewordene Jüngling, liegt bis heute in der Gran Sabana und wartet auf die Rückkehr der Geliebten.

Mit zahlreichen Aktionen forderten die Pemones mehr als 20 Jahre lang, Kueka zurückzugeben. Es kam zu Demonstrationen vor der deutschen Botschaft in Caracas. Zuletzt besuchte 2018 eine Delegation der Indígenas den Berliner Tierpark. Die venezolanische Botschaft in Berlin bemühte sich über Jahre um eine einvernehmliche Lösung mit dem Künstler und der Bundesregierung, die nun offenbar Erfolg gehabt haben.

Venezuelas Außenminister Jorge Arreaza begrüßte über Twitter die beginnende Heimkehr des Steins: »Die Repatriierung der Großmutter Kueka, 22 Jahre danach, ist das Ergebnis eines freundschaftlichen Abkommens, der Beharrlichkeit des Volkes der Pemón und der Anstrengungen der Bolivarischen Regierung des Präsidenten Nicolás Maduro. Es wird eine mehrere Wochen lange Reise von Berlin bis nach Santa Cruz de Mapauri sein.«