Afghanistan-Abschiebungen: Fälle zeigen neue Dimension der Härte

Kurz nach gro­ßem Anschlag in Kabul schie­ben Bun­des­län­der wei­ter ab

Trotz des jüngs­ten gro­ßen Anschlags in Kabul mit Toten und Ver­letz­ten setzt die Bun­des­re­gie­rung Sam­mel­ab­schie­be­flü­ge in die afgha­ni­sche Haupt­stadt unge­rührt wei­ter fort. Der mitt­ler­wei­le 32. Sam­mel­ab­schie­be­flie­ger soll am heu­ti­gen Mitt­woch vom Flug­ha­fen Düs­sel­dorf aus nach Kabul star­ten.

Seit Beginn der Sam­mel­ab­schie­bun­gen im Dezem­ber 2016 schiebt Bay­ern beson­ders rigi­de in das kriegs­er­schüt­ter­te Land ab. Dem Baye­ri­schen Flücht­lings­rat und PRO ASYL nun vor­lie­gen­de Fäl­le betrof­fe­ner Afgha­nen wei­sen eine neue Dimen­si­on der Här­te aus: Von der für heu­te ange­setz­ten Sam­mel­ab­schie­bung könn­ten Ehe­män­ner und (wer­den­de) Fami­li­en­vä­ter betrof­fen sein. PRO ASYL for­dert drin­gend, die Betrof­fe­nen vom Flie­ger zu neh­men und die Abschie­bun­gen nach Afgha­ni­stan zu stop­pen.

Einer der Betrof­fe­nen ist ein jun­ger Mann aus Augs­burg, der mit sei­ner afgha­ni­schen Lebens­ge­fähr­tin ein fünf Mona­te altes Mäd­chen hat. Trotz­dem will ihn die Zen­tra­le Aus­län­der­be­hör­de Schwa­ben jetzt abschie­ben. Der Baye­ri­sche Flücht­lings­rat berich­tet, dass die Ehe­frau in Ohn­macht gefal­len ist, als ihr Mann ver­haf­tet wur­de. Gericht­lich wird noch in letz­ter Sekun­de ver­sucht, den ihm zuste­hen­den Rechts­schutz als Fami­lie zu erhal­ten.

Bei einem wei­te­ren Fall han­delt es sich eben­falls um einen ver­hei­ra­te­ten Mann, der als unbe­glei­te­ter Min­der­jäh­ri­ger nach Deutsch­land gekom­men war. Eine Aus­bil­dung stand in Aus­sicht, wur­de ihm aber von den Behör­den ver­wehrt. Jetzt soll er abge­scho­ben wer­den – trotz Hei­rat mit einer Afgha­nin. Ein drit­ter Betrof­fe­ner hat vor gut einem Jahr sei­ne deut­sche Part­ne­rin ken­nen­ge­lernt, sie sind mitt­ler­wei­le ver­lobt, das Paar erwar­tet im August sein ers­tes Kind. Wei­te­re Details zu allen drei Fäl­len gibt es hier.

Wenn die­se Abschie­bun­gen nach Afgha­ni­stan tat­säch­lich voll­zo­gen wer­den, wür­den sie in gleich drei bekann­ten Fäl­len zu Tren­nun­gen der Kern­fa­mi­lie füh­ren. Bis­lang bestand die Bun­des­re­gie­rung auf ihrem Man­tra, bei den Abge­scho­be­nen wür­de es sich um allein­ste­hen­de Män­ner han­deln. Ein­mal mehr prescht Bay­ern in Sachen Hart­her­zig­keit nach vor­ne. Soll­ten die Betrof­fe­nen nach Kabul abge­scho­ben wer­den, bestün­de nicht nur Gefahr für ihr Leib und Leben; auch das Grund- und Men­schen­recht auf ein Zusam­men­le­ben als Fami­lie wür­de mit Füßen getre­ten.

PRO ASYL erin­nert ein­mal mehr dar­an, dass es sich bei Afgha­ni­stan laut Glo­bal Peace Index um das gefähr­lichs­te Land der Welt han­delt, Abschie­bun­gen in das Kriegs­land dür­fen nicht statt­fin­den. PRO ASYL for­dert unver­än­dert das Ende der Abschie­bun­gen nach Afgha­ni­stan.

Quelle:

Pro Asyl