Die globale Geopolitik und „The Great Reset“

Granma

Übernommen von Granma:

Da es fast so viele Definitionen von Geopolitik gibt wie Autoren, die sich darauf beziehen, ist es um Verwirrung zu vermeiden angeraten, mit derjenigen zu beginnen, die wir für gültig halten, weil sie neben den Mechanismen, die zur Beeinflussung der bestehenden globalen „Ordnung” und der darauf ausgerichteten Strategie eingesetzt werden, auch die „Ordnung” selbst umfassen, sei es die bestehende oder die angestrebte. In diesem Sinne und um Missverständnisse auszuschließen, sollte man klarstellen, dass die Analyse auf der marxistischen Vorhersage beruht, dass eine Produktionsweise erst dann durch eine andere ersetzt wird, wenn diese alle ihre Möglichkeiten ausgeschöpft hat, und dass der Versuch der Medienmanipulation, der in der Erklärung der Notwendigkeit des „großen Neustarts” implizit enthalten ist, Teil der Strategie ist, die jetzt den Anschein erweckt, dass sich alles ändert, damit sich nichts ändert.
Um fortzufahren, muss unbedingt klargestellt werden, dass wir, wenn wir von der bestehenden globalen „Ordnung” sprechen, oder genauer gesagt, von der immer noch vorherrschenden globalen „Ordnung”, natürlich den Kapitalismus meinen, genauer gesagt, den dekadenten Kapitalismus, der nach Ansicht des Weltwirtschaftsforums (Davos Forum) und der Zeitschrift The Economist einen „großen Neustart” braucht, genauso wir ihr ebenfalls dekadentes Vorbild, die USA, die ihr Präsident jetzt wieder aufzubauen versucht.

Es ist wohl nicht notwendig, an dieser Stelle im Einzelnen darzulegen, was der Kapitalismus für die Entwicklung der Menschheit bedeutet hat. Zumindest ein Teil von uns, die wir heute auf diesem Planeten leben, vor allem diejenigen, die in der kleinen bürgerlichen Welt leben – ganz zu schweigen von den 1 % dieser Welt – und die Mittelschicht, die sie begleitet, erreichen heute einen Lebensstandard, von dem man vor 100 oder 150 Jahren, ja selbst am Ende des letzten Jahrhunderts vor nur mehr als 20 Jahren, nicht einmal geträumt hat. Wir brauchen auch nicht zu erwähnen, dass derselbe Kapitalismus – dessen Existenz nur durch die ständige Revolutionierung der Produktionsmittel und die Plünderung der Ressourcen des von uns bewohnten Planeten möglich ist – die Welt durch die globale Erwärmung und den Klimawandel an den Rand einer Katastrophe gebracht hat.

Es scheint jedoch angebracht zu analysieren, ob das System seine Funktions- und Entwicklungsmöglichkeiten erschöpft hat (und inwieweit dies der Ankündigung von Marx entspricht), selbst wenn es in der Lage ist, innerhalb des engen und unmenschlichen räuberischen Rahmens des bürgerlich-liberalen Egoismus zu bleiben, zu dem wir von der Weltmachtelite eingeladen werden.

Es ist eine Welt, in der seit Beginn der Pandemie und nach Angaben des IWF die weltweite Staatsverschuldung das Bruttoweltprodukt übersteigt und die öffentliche und private Verschuldung des Nicht-Finanzsektors das Dreifache davon beträgt. Es ist eine Welt, in der die Zahl der Armen um mehr als 100 Millionen gestiegen ist und in der mehr als 8 Millionen Menschen gestorben sind, während der Reichtum der Pharmaunternehmen, die Impfstoffe herstellen, um mehr als 350 Milliarden Dollar zugenommen hat und in der der akkumulierte Reichtum der ersten 11 (unter Berücksichtigung der Preise ihrer Aktien an der Börse) etwa 16 % des Bruttoweltprodukts ausmacht und in den Bereichen interaktive Dienstleistungen und Medien, Hard- und Softwaretechnologie, Internet-Einzelhandel, und jeweils einer in der Halbleiterindustrie und einer im Erdölgeschäft zu finden sind.

Es ist dieselbe Welt, in der ein Abkommen unterzeichnet werden soll (und sicherlich auch unterzeichnet werden wird), das garantiert, dass ein konventioneller Krieg nicht zu einem Atomkrieg führen wird, obwohl wir alle wissen, dass die USA darauf geachtet haben, die möglichen Szenarien für den Ausbruch eines neuen Krieges weit von ihrem Territorium entfernt zu platzieren, und er ihnen sogar gelegen käme, wenn man nur ihre engen geopolitischen Interessen in Betracht zieht, einschließlich der Verringerung des Potenzials (aller) direkter Teilnehmer auf den Schlachtfeldern und der Schaffung von Zerstörungen, bei deren Wiederaufbau sie natürlich helfen könnten, wie nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die Welt, die uns nach dem Reset erwartet, oder besser gesagt, die Welt, die den Megakapitalismus erwartet, ließe sich anhand eines Artikels in The Economist zusammenfassen: Die Fernarbeit wird beibehalten, in technologischeren Unterkünften und mit den erforderlichen Bedingungen, die Quantität und Qualität der Arbeit wird durch technologische Plattformen gemessen, die sie entsprechend den Ergebnissen bewerten. Es wird zu einem drastischen Rückgang der Beschäftigung kommen, da die künstliche Intelligenz (KI) die lebendige Arbeit in immer schnellerem Tempo ersetzen wird, zunächst die einfacheren Berufe, angefangen bei der Produktion von Waren und Dienstleistungen und dem Einzelhandel, und dann die komplexeren Berufe, einschließlich des Bildungswesens, das sich verändern wird, und des Gesundheitswesens, das sich ebenfalls und in immer schnellerem Tempo verändern wird. Freizeit, Erholung, gesunde Ernährung werden zunehmen…

Doch so sehr man auch sucht, es ist nichts darüber zu lesen, wie „The Great Reset“ Armut und Arbeitslosigkeit lösen will, auch nichts über die Probleme, die sich aus der massiven und beschleunigten Anwendung künstlicher Intelligenz ergeben, nicht einmal über die Dringlichkeit, nach dem Scheitern von Cop26 mit seinen hohlen Versprechungen, die Probleme der globalen Erwärmung und des Klimawandels zu lösen, ganz zu schweigen von der sozialen Regression, dem rechten Denken und der Infragestellung der Demokratie, zu der natürlich auch die bürgerlich-liberale Demokratie gehört. All dies sind Merkmale, die sich in den Gesellschaften des so genannten Westens, insbesondere in den USA, immer mehr zu erkennen sind.

Und auch wenn der Westen und die Welt nach der Rezession vorgeben, dies zu übersehen, da „The Great Reset“, der als noch mehr Kapitalismus konzipiert ist, in dem Megakonzerne, Megabanken und ein verschärfter Individualismus weiterhin vorherrschen werden, kann heute niemand mehr die Tatsache ignorieren, dass der Konsum in den USA in hohem Maße nicht nur von dem abhängt, was in den USA produziert wird, sondern von dem, was der Sozialismus in China produziert und dass die in Europa verbrauchte Energie nicht nur von dem abhängt, was es selbst produziert, sondern auch von dem, was es nicht aus dem Westen, sondern aus Russland importiert, und dass die Unterbrechung dieser Lieferungen diese nicht nur verteuern, sondern auch zum Abbau der produktiven Aktivitäten und zur massiven Liquidierung von Arbeitsplätzen führen wird. All das all würde die Krise des dem Kapitalismus innewohnenden Wettbewerbs verschärfen, wodurch sich die bereits chronische Krise noch weiter vertiefen und die Möglichkeit eines Krieges näher rücken würde, den aber die Menschheit und die Welt, in der sie lebt, nicht zulassen können.

Lesen Sie den vollständigen Artikel auf Granma:
Die globale Geopolitik und „The Great Reset“