Zum Angriff auf Zivilisten in Arauca

In den letzten Tagen gab es immer mehr Details zu einem Vorfall, bei dem vier Zivilisten in der nordkolumbianischen Provinz Arauca gestorben sind. Schon letzte Woche sickerte durch, dass die ELN die Verantwortung zu einem Angriff und Mord an vier Personen, darunter zwei Kindern in Tame, übernahm. Es kursierten jedoch unterschiedliche Kommuniqués zu dem Vorfall. Frühzeitig positionierten sich auch die beiden aufständischen Bewegungen, ELN und FARC-EP, zu dem Vorfall. Die FARC-EP stellte ihrerseits klar, dass es kein Angriff ihrer Einheiten war.

So gab es am 17. April einen Angriff einer Einheit des ELN auf ein Fahrzeug, in dem sich eine Familie befand. Nach Angaben des ELN handelte es sich um einen Fehler und man wolle den Vorfall aufklären, so dass sich so etwas nicht mehr wiederholt. Laut ELN verwechselte die Einheit das Auto und dachte, dass sich in diesen Truppen aus „dem narko-paramilitärischen Block von Arturo Paz und Antonio Medina mobilisierte“. Damit meint die ELN die Strukturen der FARC-EP wie die 10. und 28. Front, die ebenfalls in dieser Region aktiv sind.

In der Sprache der Kommuniqués wird deutlich, wie verfestigt der Konflikt zwischen beiden aufständischen Bewegungen im Norden ist. Bereits am 19. April positionierte sich die FARC-EP, nach dem – wie so häufig – ihnen die Schuld zugesprochen wurde. Dabei handelt es sich von Seiten des ELN und auch der staatlichen Behörden um eine alte Praxis, nämlich der FARC-EP jegliche politische Komponente abzusprechen und sie mit kriminellen Strukturen gleichzusetzen. In einem Kontext wird auch immer der Zusammenhang mit Drogen und Drogenhandel erwähnt.

Doch im Kommuniqué des Zentralstabs des Ostblocks wird deutlich, dass auf Aufarbeitung gesetzt wird:

  1. Nach offiziellen und journalistischen Informationen wurde in der Nacht zum Sonntag, dem 17. April, im Dorf Las Nubes in der Gemeinde Tame, Arauca, ein Massaker an der Zivilbevölkerung verübt, bei dem die Insassen eines Fahrzeugs mit Maschinengewehren beschossen wurden.
  2. Laut denselben Quellen werden die Ereignisse auf unverantwortliche Weise, mit einem Mangel an Professionalität und in Einmischung in politische Interessen vor humanitären Zwecken und zu Ehren der Wahrheit, der FARC-EP zugeschrieben.
  3. Wir informieren die nationale und internationale öffentliche Meinung, dass die FARC-EP nicht die geringste Verantwortung für diese Tat trägt. In der FARC-EP nehmen wir als moralisches und politisches Prinzip an, Verantwortung in jeder Situation zu übernehmen, egal wie schmerzhaft sie ist und wo wir eine gewisse Verantwortung hatten.
  4. Wir fordern die nationalen und internationalen Organe, die für die Durchführung der Untersuchung zuständig sind, auf, sich öffentlich zu den Urhebern dieses Angriffs zu äußern.“
  5. Des Weiteren wird im Kommuniqué deutlich, wie gut auch die Strukturen der Milizen innerhalb der aufständischen Bewegung FARC-EP funktionieren. So steht im Kommuniqué, dass man Kenntnis hat, dass sich dort eine Kommission des ELN im Ort befand und acht Tage vorher eine Patrouille der Armee. Im Kommuniqué der FARC-EP der 28. Front „José María Córdoba“, die dem Ostblock zugeordnet ist, wird zudem Solidarität mit den Opfern gezeigt.
  6. Dieser Vorfall zeigt deutlich, wie vorsichtig mit ersten Medieninformationen umgegangen werden sollte du diese oftmals auch Tage später aufgrund des Medienkrieges nur selten als wahr zu verifizieren sind. Zudem macht es Sinn, sich auf den Kanälen der aufständischen Bewegungen zu informieren, wenn auch hier die Informationen mit einer gewissen kritischen Haltung zugeführt werden sollten.

Quelle: Widerstand in Kolumbien